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Meinung

Ode an die Schweizer Liga
Liebe Super League, bleib, wie du bist, und werd bitte nie mehr anders!

Fans des FC Basel präsentieren eine Choreografie im Stadion während des Super League Spiels gegen FC Lausanne-Sport am 16. Februar 2025.
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Liebe Super League, jetzt weiss auch der Rest der Welt, wie super du bist!

Du hast es sicher mitbekommen, vor ein paar Tagen hat der Instagram-Account «433» dir ein Foto gewidmet. Abgebildet war deine Tabellenspitze, und die ist in diesen Tagen ja wirklich bombastisch: Basel mit 42 Punkten ganz oben, dahinter Lugano mit 42 Punkten, Luzern mit 42 Punkten auf Rang 3 und dahinter der Servette FC mit – na klar! – 42 Punkten. 

Ich weiss schon, was du jetzt denkst, liebe Super League. «Wieso sollte mich ein mickriges Foto in diesem riesigen Internet interessieren?» Aber lass dir eines gesagt sein: Das ist eine grosse Sache! Dem Account «433» folgen allein auf Instagram knapp 80 Millionen Fussballfans auf der ganzen Welt. Und die wissen jetzt, was wir schon lange wussten …

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Ja, du hast dir in den letzten Jahren einiges anhören müssen, auch von mir. Aber was hast du denn erwartet? Erst wird der FC Basel jahrelang Meister, immer und immer wieder. Mal mit 12 Punkten Vorsprung, mal mit 14, mal mit 17. Und dann? Kommen die Young Boys und machen einfach so weiter. Zum Glück gibt es den FC Zürich, der sich seit deiner Gründung vor 22 Jahren viermal in diese Dominanz geworfen hat.

Ich weiss, du kannst auch nichts für das Abschneiden deiner Teams in Europa, wenn zum Beispiel der FC Luzern oder der FC St. Gallen mal wieder in der Qualifikation an einem Gegner gescheitert sind, bei dem wir alle nicht genau wussten, aus welchem Land er eigentlich kam. Oder dass die Europa-Punkte in den letzten Jahren immer etwas weniger geworden sind, so sehr, dass man sich wirklich Sorgen machen muss.

Und ist es deine Schuld, wenn wir uns erschrecken, wenn wir am Wochenende vor dem Fernseher sitzen? Natürlich schauen wir alle gern in der Premier League vorbei oder in der Bundesliga. Ich hoffe, du kannst uns das verzeihen. Es ist nicht einfach, wenn man vom perfekten Rasen an der Anfield Road ins Cornaredo springt und du uns mit einer riesigen Baustelle im Hintergrund empfängst. Da zuckt man kurz zusammen, und es dauert ein paar Minuten, bis man sich an dein Tempo gewöhnt hat. 

Wir haben dir das alles schon oft genug gesagt, liebe Super League, und ich bin mir sicher, du warst auch nicht immer glücklich. Aber jetzt ist es an der Zeit, sich bei dir zu bedanken für das, was du uns bietest.

Gegenentwurf zu den Hochglanz-Ligen

Wir haben in der Vergangenheit ja schon mal darüber gesprochen, warum man dich einfach lieben muss. Als Gegenentwurf zu all diesen turbokapitalisierten, durchgestylten Hochglanz-Ligen, die inzwischen alle gleich aussehen. Du hast dir deinen Charme bewahrt, auch wenn selbst bei dir die Gelben Karten mittlerweile vom China-Restaurant um die Ecke präsentiert werden und die Nachspielzeit vom lokalen Physio-Zentrum.

Bei dir finden alle ihren Platz. Der FC Basel, der Fussballmanager-Club von David «All-in» Degen. Lugano mit dem vielen Geld aus Chicago. Luzern, der Club mit den vielen Jungen und dem schwelenden Aktionärsstreit im Hintergrund. Servette mit seinen Rolex-Millionen. Lausanne-Sport, das zwar zu Ineos gehört, aber in dieser Saison trotzdem Spass macht. Und YB, der manchmal etwas langweilige Titelverteidiger.

Die «grün-weisse Bewegung» des FC St. Gallen. Der FCZ mit all seinen Problemen, die wir hier gar nicht alle aufschreiben wollen. Sion mit «CC», dem unterhaltsamen Präsidenten, und «BC», dem wasserstoffblonden Sportchef-Sohn. Yverdon, bei dem selbst die wenigen Fans gern mal die Katakomben stürmen. GC, der Club mit einem Partner in LA und auf der Suche nach sich selbst. Und Winterthur, dem eigentlich niemand den Abstieg wünscht – aber genau das wird wohl passieren.

Du bist echter als die anderen, man darf bei dir noch immer etwas näher ran. Und wenn man Glück hat, sitzt einer deiner Spieler mit seiner Familie im Zugabteil nebenan oder man läuft sich im Supermarkt über den Weg und fühlt sich nach einem kurzen Gespräch noch mehr als Teil von dir.

13 Wechsel an der Tabellenspitze

Das alles wussten wir schon lange, und insgeheim waren wir immer auch glücklich, dass du so bist, wie du bist. Mit all deinen Ecken und Kanten. Aber in dieser Saison hast du dich wirklich selbst übertroffen.

Das war ein geschickter Schachzug von dir, dass du die Young Boys zwar in die Champions League gelassen hast, sie in der Meisterschaft aber zum Start so weit nach hinten gesetzt hast. Dass mit Lugano mal wieder ein neues Team als Meister infrage kommt – und dazu noch in Europa überzeugt. Deine grösste Leistung ist aber dein Titelrennen.

Es ist genial, dass du deinen Clubs vor der Saison gesagt hast, sie sollen das Duell an der Spitze so spannend gestalten wie noch nie. 13 Wechsel auf der Spitzenposition und insgesamt 7 verschiedene Leader in einer Saison, wo gibt es das denn sonst? Und es wäre schön, wenn das so weitergeht. Wenn man bis zum letzten Spieltag nicht weiss, wer Meister wird.

Könntest du dich vielleicht darum kümmern, dass es ganz oben, rund um den Strich und ganz unten noch viel Spannung gibt? Als Dank schauen wir dann auch nicht allzu genau auf den Punkteschnitt deiner Teams und sagen, dass dein Niveau gesunken sei. Sondern wir freuen uns stattdessen über all die Spannung und Ausgeglichenheit.

Liebe Super League, ich weiss, es werden wieder Zeiten kommen, in denen wir uns nicht mehr so gut verstehen wie im Moment. Auch das werden wir schaffen, irgendwie. Aber für den Moment will ich dir nur eines sagen: Bleib so, wie du bist – und werd bitte nie mehr anders!