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SRF-Journalisten im Check
Suggestiv-Salzgeber und Rührungs-Ruefer

«Da gits gar nix Güets a däm Üftritt, oder Beni Huggel?» Salzgeber, Ruefer, Huggel (v.l.) im EM-Studio zu Leutschenbach.
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So, die erste EM-Woche ist fast vorbei, und es ist in solch bildschirmlastigen Zeiten von elementarer Bedeutung, sich immer wieder der Legitimation seiner TV-Präferenzen zu vergewissern. Es ist nicht zu spät! Sie können noch umsatteln, von SRF zu ZDF, von den Deutschen zu den Engländern auch, aber vielleicht halt auch vom Österreicher zurück nach Hause, in den Leutschenbach. Denn dort kann man ja gewissermassen seine persönlichen Investitionen begutachten – Empfangsgebühren, hallo –, und deswegen üben wir ein bisschen Manöverkritik am Service public.

Was uns gefallen hat: die Vielfalt der Gäste. Da tauchen Leute auf, wir wussten schon gar nicht mehr, dass es die noch gibt. Moritz Bauer, wir kennen ihn noch als schmächtigen Hopper, jetzt zeigt er sich als auslandsgestählter Sonnyboy, man wartet eigentlich nur darauf, dass er als Surfer grüsst, Daumen hoch, kleiner Finger gespreizt. Und Martin Schmidt erst! In der Sommerpause kann man sich den Mainzer Sportchef gut in seiner Walliser Heimat vorstellen, vormittags liegt der frühere Garagist unter einem Alfa Romeo, nachmittags an der Briger Sonne. So erscheint er auch im Studio, Kägi-Fret-braun und tiefenentspannt. Mehr davon!

Der sichtlich mitgenommene Ruefer erscheint nach dem 0:3 gegen einen der Topfavoriten auf den EM-Titel im Studio, als wären «seine» Schweizer eben in Liechtenstein untergegangen.

Wir kommen nicht drum herum, über die Nati zu reden. Und zwar über deren Begleitung im Studio. Da wirken bewährte Kräfte. Und wir geben es zu: Sascha Ruefer ist uns als Kommentator nicht unangenehm. Aber warum in aller Welt sitzt er in Zürich? Haben wir nicht pünktlich überwiesen? Also zumindest für den Flug von Ruefer hätte es bei SRF noch reichen müssen.

Im Studio: Licht und Schatten. Also klar, gerade auch Licht, sonst könnten wir gar nicht beschreiben, was wir gesehen haben. Wir haben einen Beni Huggel gesehen, der kompetent analysiert, seit neuestem sogar wie die grossen Brüder in England und Deutschland an der Taktiktafel. Huggel überzeugt – und es gelingt ihm als Einzigem, nicht so überemotional rüberzukommen.

Während der Euro präsentieren wir den «Glotzblog» – denn Sportgrossanlässe sind immer auch Fernsehgrossanlässe. Wie schlagen sich die Kommentatoren? Welches Studio überzeugt? Wer hat den besten oder nervigsten Experten? Meinungen, Ratings, Quiz: Schalten Sie sich zu, wenn wir die Euro vom Fernsehsessel aus verfolgen. 

Denn was leidet, ist trotz aller Swissness die Distanz. Der sichtlich mitgenommene Ruefer erscheint nach einem 0:3 der Schweizer Nationalmannschaft gegen einen der Topfavoriten auf den EM-Titel im Studio (er musste im Leutschenbach nur einen Stock runter), als wären «seine» Schweizer eben in Liechtenstein untergegangen. Er scheint persönlich angefressen, was uns irgendwie irritiert.

Da kann Huggel noch so bedacht wirken: Aus dem sich leider in beste SRF-Tradition einreihenden Suggestivstil von Rainer Maria Salzgeber («Da gits gar nix Güets a däm Üftritt, oder Beni Huggel?») kann gar keine Moderator-Experten-Situation entstehen. Wirklich um seine Meinung fragt den früheren Nationalspieler niemand.

Überemotional? SRF-Kommentator Sascha Ruefer.

Und so wirken die drei am Schluss, als sich gerade bei Ruefer die Enttäuschung langsam in unseriösen Voten Bahn bricht, tatsächlich wie die Letzten, die noch am Tisch sitzen – nur halt in der Beiz statt im TV-Studio.

So, die erste EM-Woche ist fast vorbei. Wir möchten festhalten: Die EM verfolgen wir weiterhin vor allem im Schweizer Fernsehen. Nicht, weil wir finden, dass sich das so gehört. Nein, weil wir ganz einfach sehr oft auch Gefallen daran finden. Wir mögen die trockenen Kommentare von Bundesliga-Trainerin Nora Häuptle, alle Beiträge von Nachwuchstalent Calvin Stettler, wir laben uns an der Ruhe unseres früheren Nati-Goalies Diego Benaglio, wir ergötzen uns noch ein letztes Mal an der Coolness von Peter Knäbel, den wir nach dem SRF-Verlust der Rechte für die Champions League schon verloren glaubten. Wir schauen weiter.

Und wir empfehlen dringend: Bleiben Sie am Schirm!