Koreanischer Ballon-StreitSüdkoreanische Aktivisten antworten mit K-Pop und Flugblättern auf Ekel-Angriff
Nordkoreanische Flüchtlinge haben von Südkorea aus offenbar 200’000 Anti-Kim-Flugblätter und Geld über die Grenze geschickt. Vorausgegangen war eine nordkoreanische Aktion mit Abfallballons.
Eine von nordkoreanischen Flüchtlingen gegründete Gruppe in Südkorea hat eigene Angaben zufolge erneut Flugblätter gegen die autoritär geführte Regierung Nordkoreas über die militarisierte Grenze zwischen beiden Ländern versendet. Die Fighters for a Free North Korea (Kämpfer für ein freies Nordkorea) hätten in der Nacht zum Donnerstag zehn grosse Gasballons mit 200’000 Flugblättern aufsteigen lassen, sagte der Leiter der Organisation, Park Sang Hak, dem südkoreanischen Sender KBS. Demnach übergab die Gruppe dem Sender ein Video von der Propagandaaktion, bei der auch 2000 Ein-Dollar-Scheine sowie 5000 USB-Speichersticks mit Videos südkoreanischer Popmusik und Fernsehserien nach Nordkorea geschickt werden sollten.
Ein von der Gruppe veröffentlichtes Foto zeigte einen Aktivisten, der ein grosses Foto des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un, dessen Schwester sowie Regierungssprecherin Kim Yo Jong hochhält. «Der Volksfeind Kim Jong Un schickt dem südkoreanischen Volk Schmutz und Müll, aber wir Überläufer senden unseren nordkoreanischen Mitbürgern Wahrheit und Liebe», heisst es auf dem Plakat.
Laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap bestätigte ein Militärvertreter, dass einige Ballons die nordkoreanische Seite erreicht hätten. In Südkorea wird befürchtet, dass das von Kim Jong Un regierte Nachbarland wie angedroht Vergeltungsmassnahmen ergreifen wird. Nordkorea reagiert auf jede Art von Propaganda, die gegen seine Führung gerichtet ist, empfindlich. In Südkorea selbst sind diese häufig unternommenen Propagandaaktivitäten mit Ballons umstritten.
Militärabkommen wird ausgesetzt
Zuletzt hatte Nordkorea als Reaktion seinerseits reihenweise Ballons über die Grenze geschickt – mit Müll. Auch drohte Nordkorea, seine Ballonaktionen wiederaufzunehmen, sollten weiter Flugblätter aus Südkorea kommen. Südkoreas Militär warf dem abgeschotteten Nachbarland zudem vor, mehrfach Störangriffe auf das GPS-Navigationssystem in der Grenzregion unternommen zu haben.
Im Rahmen einer Annäherung an Nordkorea hatte das südkoreanische Parlament 2020 ein Gesetz verabschiedet, dass das Senden von Anti-Kim-Flugblättern über die Grenze verbot. Das Gesetz wurde im vergangenen Jahr jedoch vom Verfassungsgericht als unzulässige Einschränkung der Meinungsfreiheit aufgehoben. Damit kann die Regierung das Senden der Ballons nicht stoppen.
Angesichts der wachsenden Spannungen auf der koreanischen Halbinsel beschloss Südkoreas konservative Regierung diese Woche, ein Militärabkommen mit Nordkorea von 2018 über vertrauensbildende Massnahmen an der Grenze auszusetzen. Damit machte sie unter anderem den Weg für die Wiederaufnahme von Militärübungen nahe der militärischen Demarkationslinie sowie mögliche Propaganda-Beschallungen mit Lautsprechern in Richtung Norden frei.
AFP/DPA/nlu
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