Provokation an der GrenzeNordkorea sendet Ballons mit Müll und Tierexkrementen in den Süden
Südkoreanische Aktivisten schicken immer wieder antinordkoreanische Flugblätter über die Grenze. Nordkorea reagiert jetzt mit einer sonderbaren Aktion.
Nordkorea hat Ballons mit Müll, Toilettenpapier und Tierexkrementen über die Grenze in den Süden geschickt. Südkoreanische Medien veröffentlichten am Mittwoch Bilder, auf denen weisse Ballons mit Mülltüten zu sehen waren, die mit Abfall und offenbar auch mit Kot gefüllt waren. Nordkorea hatte am Wochenende angekündigt, es werde südkoreanische Grenzregionen mit «Haufen von Papiermüll und Schmutz» überziehen, um Seoul für vorherige Propaganda-Aktionen zu bestrafen.
«In der Gyeonggi-Gangwon-Grenzregion wurden unidentifizierbare Objekte, vermutlich nordkoreanische Propagandaflugblätter, beschlagnahmt. Das Militär wird dagegen vorgehen», teilte der südkoreanische Generalstab der Nachrichtenagentur AFP mit. Bürgerinnen und Bürger sollten Aktivitäten im Freien meiden, nicht in Kontakt mit den Objekten kommen und diese der Armee oder Polizei melden. Einige der Ballons enthielten demnach «verdächtigen Müll».
Nordkorea verstosse mit dem Vorgehen eindeutig gegen internationale Regeln. «Wir warnen den Norden eindringlich, seine unmenschlichen und niederträchtigen Aktionen sofort zu beenden», sagte der Generalstab.
Propaganda-Ballone von Süd nach Nord und umgekehrt
Südkoreanische Aktivisten schicken ab und zu Ballons über die Grenze, die gegen Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un gerichtete Flugblätter und Geld für die Bevölkerung im verarmten Norden enthalten. Pjöngjang reagierte wiederholt sehr verärgert und schickte bereits in der Vergangenheit ähnliche Propaganda-Ballons über die Grenze.
Die erneute Ballon-Aktion war zuvor angekündigt worden. «Gegen das häufige Verstreuen von Flugblättern und anderen Müll in Grenzregionen durch die Republik Korea wird es Gegenmassnahmen geben», teilte Nordkoreas Vize-Verteidigungsminister Kim Kang Il laut der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA am Sonntag mit.
«Bald werden Berge von Papiermüll und Unrat über die Grenzregionen und das Innere der Republik Korea ausgeschüttet werden und sie wird direkt erfahren, wie viel Mühe es macht, dies wieder zu entfernen», sagte er demnach weiter.
Die Ballon-Aktion sei «eine starke Botschaft an Südkorea, dass Nordkorea genau wie der Süden Propaganda schicken kann und der Süden sofort damit aufhören soll», sagte Cheong Seong Chang vom südkoreanischen Sejong-Institut.
Beziehungen auf Tiefpunkt
Die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea befinden sich derzeit auf einem Tiefpunkt. Nordkoreas Machthaber Kim hatte angekündigt, die Entwicklung von Waffen auszuweiten – darunter auch taktische Atomwaffen. Als Reaktion darauf verstärkten Südkorea und die USA ihre Verteidigungszusammenarbeit.
Nordkorea hat am Donnerstag nach Angaben des südkoreanischen Militärs etwa zehn Raketen in Richtung offenes Meer abgefeuert. Vermutlich handele es sich um ballistische Raketen von kurzer Reichweite und eine gezielte Provokation, teilte der Generalstab in Seoul mit. Die Geschosse wurden demnach aus der Hauptstadtregion Pjöngjang abgefeuert und flogen etwa 350 Kilometer weit, bevor sie ins Meer zwischen der koreanischen Halbinsel und Japan fielen. Weitere Daten würden in Zusammenarbeit mit den USA und Japan noch ausgewertet, hiess es.
Ballistische Raketen können – je nach Bauart – mit einem Atomsprengkopf bestückt werden. Nordkorea unterliegt wegen seines Atomwaffen- und Raketenprogramms internationalen Sanktionen. Starts und selbst Tests ballistischer Raketen jeglicher Reichweite sind dem abgeschotteten Land durch UN-Beschlüsse verboten. Die Führung in Pjöngjang setzt sich aber immer wieder über diese Verbote hinweg.
Der erneute Raketenstart erfolgte zwei Tage nach dem gescheitertem Versuch Nordkoreas, einen militärisch nutzbaren Satelliten in eine Erdumlaufbahn zu bringen. Die Trägerrakete «neuen Typs» mit dem Aufklärungssatelliten «Malligyong-1-1» sei kurz nach dem Start in der Luft explodiert, hatten die Staatsmedien in der Nacht zum Dienstag (Ortszeit) gemeldet.
AFP/jaw
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