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Ausschluss von Vorstandsmitglied gefordert
Streit im Rütliverein eskaliert

Das Rütli am Vierwaldstättersee. 

Die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) verwaltet das Rütli und organisiert jeweils am 1. August die Bundesfeier auf der symbolträchtigen Wiese am Vierwaldstättersee. Allerdings geht es in der SGG zurzeit alles andere als feierlich zu, im Vorstand der SGG tobt ein Machtkampf um die politische Ausrichtung. Präsident Nicola Forster und mit ihm fünf Vorstandsmitglieder werfen ihrem Kollegen Jürg Kallay vor, eine konservative Übernahme der SGG zu planen. Kallay, Vermögensverwalter aus Küsnacht ZH und Mitglied der konservativen Unternehmervereinigung Autonomiesuisse, sieht die SGG hingegen nach links abgedriftet.

Er portierte deshalb eine Liste mit fünf Personen aus dem rechtsbürgerlichen und rechtsliberalen Lager. Zwei Kandidierende sollen die Vakanzen ersetzen. Zurückgetreten sind die Waadtländerin Deborah Küttemann und die Jurassierin Elisabeth Baume-Schneider, die für die SP in den Bundesrat gewählt worden ist. Würden die fünf von Kallay Vorgeschlagenen gewählt, zählte der Vorstand künftig elf statt neun Mitglieder. Kallay bildete mit den fünf Neuen eine Mehrheit im Vorstand.

«Politisch motivierte Kampagne»

Die anderen Vorstandsmitglieder der SGG sehen sich durch Kallays Vorwürfe diskreditiert und hintergangen, wie sie am Donnerstag in einer Medienmitteilung festhalten. Sie beantragen deshalb der Generalversammlung vom 17. Juni die Abwahl Kallays aus dem Vorstand. Das Vertrauensverhältnis zu Jürg Kallay sei «irreversibel zerrüttet». Dieser habe hinter dem Rücken des Vorstands eine politisch motivierte Kampagne lanciert und Gremienmitglieder sowie Mitarbeitende beleidigt, indem er ihnen in den Medien «nordkoreanische Verhältnisse» vorwarf und behauptete, dass sie «keine Ahnung vom Leben» hätten.

Der Vorwurf, der SGG-Vorstand sei mehrheitlich links, sei falsch, wehrt sich das Gremium. Vielmehr seien die Mitglieder mehrheitlich parteilos und wegen ihrer fachlichen Kompetenz im Vorstand. Kallay hingegen habe fünf Vorstandskandidaturen aus seinem Berufs- und Freundeskreis mit klaren politischen Zielen organisiert. Parallel dazu versuche Kallay, die nötigen Stimmen für eine Mehrheit ausserhalb der SGG zu beschaffen. Innert kürzester Zeit seien über 120 Beitrittsanfragen eingegangen, viele von rechtslibertären Jungpolitikern.

Vorwürfe macht der SGG-Vorstand Kallay auch mit Bezug auf dessen Zuständigkeit für das Ressort Finanzen. Kallay gefährde das gemeinnützige Wesen der SGG. Für die standardisierte Erstellung von Vermögensübersichten habe er 12’000 Franken für seine Beratungsfirma Swissprivate gefordert. Zudem wolle er sich ein Honorar von 3000 Franken pro Tag aus dem Vereinsvermögen auszahlen lassen. Ökologische und soziale Aspekte sollten bei der Vermögensanlage nicht mehr berücksichtigt und stattdessen das SGG-Vermögen in Waffen, Tabak und Erdöl investiert werden.  

Kallay: «Ich will niemanden abwählen»

Kallay weist sämtliche Vorwürfe zurück. Sein Ziel ist eine «ausgewogene Meinungsbildung verschiedenster Weltanschauungen im Vorstand der SGG», wie er in einer Stellungnahme festhält. Der Vorwurf des Putsches sei falsch. Er wolle im Gegensatz zum SGG-Vorstand niemanden abwählen, sondern das Gremium um fünf kompetente Mitglieder ergänzen. «Mich aber will man abwählen, weil ich eine unbequeme Meinung vertrete.»

Dass er, Kallay, mobilisiere, sei richtig. Er tue dies genauso wie Nicola Forster vor einem Jahr, als dieser im Streit mit Alt-SGG-Präsident Jean-Daniel Gerber gewesen sei. Kallay verweist darauf, dass Forster GLP-Politiker ist. Für ihn seien alle Parteien gleich viel wert, und alle dürften denken, wie sie wollten. Auf Kallays Kandidatenliste finden sich unter anderem die NZZ-Journalistin Katharina Fontana, der Ökonom Reiner Eichenberger und der frühere CVP-Nationalrat Adriano Imfeld.

Zu den Geldforderungen hält Kallay fest, dass er vom Vorstand einen rechtsgültigen Auftrag erhalten habe, die Finanzinformationen zu konsolidieren. Dafür seien im letzten Jahr 6354 Franken verrechnet worden. Die SGG habe auch Farner Communication, in der Vorstandsmitglied Martin Hofer tätig sei, mit Dienstleistungen für 26’952 Franken beauftragt. Kallay will zudem für alle Vorstandsmitglieder ein ordentliches Honorar einführen, wie er selber sagt. Was die Anlageprinzipien der SGG betreffe, habe er als Finanzvorstand auf die vergleichsweise schlechte Performance hingewiesen.