Drogen an TechnopartyAn der Street Parade kursierte Kokain mit gefährlichem Streckmittel
Zürichs Drogenanalysten ziehen Bilanz. Die getesteten Ecstasy-Pillen waren meist hoch bis sehr hoch dosiert. Und im Kokain tauchte eine neue Substanz auf.
Den Analysten des städtischen Drogeninformationszentrums (DIZ) sind am Street-Parade-Samstag von Partygängerinnen und Partygängern vor allem Proben mit den Substanzen MDMA und Kokain zum Testen vorgelegt worden.
Dabei hat sich laut DIZ-Leiter Dominique Schori ein neueres Phänomen bestätigt. Seit März 2024 werde Kokain zunehmend mit dem Lokalanästhetikum Procain gestreckt, also mit einem Narkosemittel. «An der Street Parade enthielt rund ein Drittel der Kokainproben dieses Streckmittel», berichtet Schori.
Procain könne insbesondere bei intravenösem Konsum mit hohen Dosierungen zu gefährlichen Komplikationen bis zum Herzstillstand führen, so der Spezialist. Beim Schnupfen sei das Risiko für gravierende Nebenwirkungen «eher gering».
Warnung vor fast allen Pillen
Am meisten hatten die Behörden im Vorfeld wiederum von überdosierten Ecstasy-Pillen gewarnt. Diese Befürchtungen haben sich bestätigt.
«Mit einer Ausnahme enthielten sämtliche getesteten MDMA-Pillen so viel Wirkstoff, dass wir für diese eine öffentliche Warnung publizierten», schreibt Schori. Dies geschieht ab einem Wert von 120 Milligramm MDMA pro Pille.
Bis zu 366 Milligramm MDMA
In den Wochen vor der Street Parade waren in Zürich und Bern Pillen mit weit über 200 Milligramm MDMA aufgetaucht. Sie tragen Namen wie «Snapchat», «Prada» oder «Super Mario». Eine Pille namens «Audi» enthielt sogar 366 Milligramm MDMA, wie Saferparty.ch auf Instagram auflistet.
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Wirft jemand eine derartige Pille ein, besteht ein hohes Gesundheitsrisiko. Die Kiefer fangen an zu mahlen, die Augen und diverse Muskeln zucken, es kann zu Krämpfen kommen. Auch steigt die Körpertemperatur, es können Halluzinationen oder Kreislaufprobleme auftreten. An den Tagen danach tritt oft eine depressive Stimmung ein, gängig sind auch Schlafstörungen und Appetitlosigkeit.
Gemäss dem DIZ kann selbst die Einnahme der Hälfte einer Pille ab 200 Milligramm zu einer Überdosierung führen.
53 Personen im Spital
Am Street-Parade-Wochenende mussten 729 Personen von der Sanität behandelt und 53 Personen hospitalisiert werden. Wie viele infolge von Intoxikationen behandelt wurden, ist nicht bekannt. Neben den illegalen Drogen dominiert Alkohol die Street Parade.
Die Polizei stellte 150 Portionen Ecstasy, 45 Portionen MDMA, 4 Gramm Amphetamin und rund 250 Gramm Kokain sicher. Insgesamt wurden 29 Männer festgenommen, vor allem aber wegen anderer Delikte.
Beliebte Drogentests
Dass an der Street Parade Drogen, vor allem aufputschende und psychoaktive Substanzen, konsumiert werden, ist keine Neuheit. Deshalb beschränken sich die Behörden im Vorfeld der weltweit grössten Technoparty jeweils darauf, vor dem exzessiven Konsum und Mischvarianten zu warnen. Und sie bieten Substanzanalysen an, welche vor allem die Dosierungen bestimmen.
Dieses Angebot wurde dieses Jahr stark nachgefragt. Das DIZ hat an den Standorten Bürkliplatz und – neu – Langstrasse am Samstag 142 Proben analysiert. Das sind mehr als je zuvor. Der bisherige Höchstwert von 101 geprüften Proben war vor Jahresfrist verzeichnet worden.
Gemäss DIZ-Leiter Schori enthielt etwa die Hälfte der 142 getesteten Proben MDMA, wobei rund 50 in Pillenform den Drogencheckern übergeben wurden. Ein Drittel der Proben war kokainhaltig.
In zehn Proben fanden die Analysten Amphetamin, vereinzelt tauchten auch Substanzen wie das Narkosemittel Ketamin, die Psychedelika LSD und 2C-B sowie Cathinonderivate und Methamphetamine – beides Stimulanzien – auf.
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