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Steckerfahrzeuge
Bahn frei für die Super-PHEV

Hybride zum Einstecken schaffen heute teilweise elektrische Reichweiten von weit über 100 Kilometern.
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«Hosenträger und Gurt – das braucht kein Mensch», sagte einst Ferdinand Dudenhöffer. Damit zielte der Autoforscher auf den Plug-in-Hybridantrieb: Zusätzlich zum Verbrennungsmotor noch einen schweren Elektromotor und eine grosse Batterie samt der nötigen Technik mit sich herumzuschleppen, wirkt nicht wie der Weisheit letzter Schluss. Zumindest dann nicht, wenn es darum gehen soll, der Umwelt einen Gefallen zu tun. Und das soll schliesslich gemäss Marketing der Sinn von Plug-in-Fahrzeugen, kurz PHEV genannt, sein.

Tatsächlich galt der Plug-in-Hybridantrieb in der Industrie lange als schlechter Kompromiss. Zu schwer, zu teuer, zu aufwendig und im alltäglichen Gebrauch nicht etwa sparsam, sondern im Gegenteil noch verbrauchsintensiver als ein reiner Verbrenner wegen des hohen Gewichts und der Tatsache, dass die meisten PHEV-Besitzer ihr Fahrzeug nicht ans Ladekabel anschlossen. Viele Autohersteller machten lange kein Hehl daraus, dass PHEV nicht sinnvoll sind. Doch dann änderte sich die Ausgangslage. Durch die Einführung strengerer CO2-Vorschriften und die neue WLTP-Norm bei der Zulassung wurde der Plug-in-Hybridantrieb für die Hersteller auf einmal sehr interessant, weil er auf dem Normzyklus fantastische Verbrauchswerte aufwies. Plötzlich sind die PHEV die neuen Heilsbringer – von teuer, schwer und ineffizient will heute keiner mehr reden.

In der Folge schossen die Zulassungszahlen für PHEV massiv nach oben. Besonders in Ländern wie Deutschland, wo Plug-in-Hybride lange mit hohen Rabatten subventioniert wurden, waren sie plötzlich enorm gefragt. Kein Wunder, denn oft sind die PHEV die Topmodelle der Baureihe, und mit Bezuschussung waren sie gleichzeitig auch die günstigsten Versionen. Die Tatsache, dass viele PHEV-Besitzer ihr Fahrzeug nie ans Ladenetz anschliessen, zeigt, dass oftmals nicht der Umweltgedanke der Kaufgrund ist. Die Fuhrparkauswertung eines Herstellers in Deutschland ergab, dass mehr als drei Viertel aller PHEV-Kunden ihr Fahrzeug bis zum ersten Service kein einziges Mal an die Steckdose gehängt hatten.

Das Modellangebot ist inzwischen riesig. Abgesehen vom Kleinwagensegment, wo der Plug-in-Antrieb nicht wirtschaftlich ist, hat sich die Technologie flächendeckend ausgeweitet. Ein neuer Trend dabei sind Plug-in-Fahrzeuge mit riesigen Batterien und entsprechend hohen elektrischen Reichweiten – nennen wir sie Super-PHEV. Sie schaffen inzwischen Normreichweiten von weit über 100 Kilometer und verbrauchen daher, sofern man sie regelmässig ans Kabel hängt, erstaunlich wenig Treibstoff. Für «Autopapst» Dudenhöffer geht diese Entwicklung in die falsche Richtung: «Jetzt baut man Plug-in-Hybride, die 150 Kilometer und mehr elektrisch fahren können. Da kann ich gleich 250 oder 300 Kilometer draus machen und spar mir den Verbrennungsmotor, der sehr teuer ist.»

Besonders aus China kommt nun ein Super-PHEV nach dem anderen auf den Markt – und dank der grandiosen Werte im Normzyklus könnten es viele davon auch nach Europa schaffen. In unserer höchst inoffiziellen Top 5 der PHEV mit der weltweit höchsten elektrischen Reichweite sind vier chinesische Modelle. Allerdings sind deren Werte mit Vorsicht zu geniessen, da sie teilweise nach dem deutlich weniger strengen chinesischen Normzyklus CLTC ermittelt wurden.

Dieser Artikel stammt aus der «Automobil-Revue» – www.automobilrevue.ch

Lynk & Co 08

Mit einer sagenhaften elektrischen Reichweite von 245 Kilometern dominiert der Lynk & Co 08 derzeit das Geschehen. Allerdings muss gleich relativiert werden: Das sind 245 chinesische Kilometer. Doch auch nach WLTP-Norm dürften das gut und gern 200 Kilometer sein, mit denen der Chinese das weltweite Ranking anführt. Der zum Geely-Konzern gehörende Hersteller baut den Plug-in-SUV auf der technischen Basis des Volvo XC60, stattet diese allerdings mit einer NMC-Batterie mit einer Kapazität von 39,6 kWh aus. Reine Elektroautos wie der Dacia Spring (26,8 kWh), der Mini Electric Cabrio (32,6 kWh) oder der Mazda MX-30 (35,5 kWh) haben kleinere Akkus. Ob der Lynk & Co 08 je nach Europa kommt, ist ungewiss.

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Changan Hunter PHEV

Chongqing Changan ist einer der unzähligen chinesischen Autohersteller, die hierzulande kein Mensch kennt. Die Submarke Changan verkaufte in ihrem bisher erfolgreichsten Jahr (2016) gut 1,1 Millionen Fahrzeuge, ungefähr gleich viele, wie Peugeot letztes Jahr global absetzen konnte. Mit dem Hunter PHEV hat Changan nun weltweit für Schlagzeilen gesorgt: Der auffällige Pick-up soll nämlich dank einer 31,2-kWh-Batterie rein elektrisch bis zu 180 Kilometer schaffen – das wäre aktuell der zweite Rang, allerdings wurden die Zahlen ebenfalls nach dem chinesischen Normzyklus CLTC ermittelt.

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GWM Wey 05

Bereits in Europa erhältlich ist der Wey 05, ein knapp 4,90 Meter langer SUV des chinesischen Herstellers Great Wall Motors (GWM), der mit seiner 42-kWh-Batterie nach WLTP-Norm 158 Kilometer rein elektrisch schafft. Damit setzt der 05, der früher einmal Coffee 01 hiess, auch gleich die Bestmarke für PHEV in Europa. Auch bei der Ladeleistung (DC 50 kW, AC 11 kW) lässt sich der Wey nicht lumpen. GWM wird von Emil Frey nach Europa importiert, gut möglich also, dass das Super-PHEV bald auch bei uns erhältlich sein wird.

Der Wey 05 mit einer elektrischen Reichweite von 158 Kilometern liegt derzeit auf Rang drei. Auch er stammt aus China.

VW Golf eHybrid

Mit der Modellüberarbeitung des VW Golf VIII hat es auch ein europäisches Modell in die Top 5 geschafft. Der Kompaktwagen bekommt in der Version eHybrid tatsächlich bis zu 143 Kilometer rein elektrisch hin – und das mit einer verhältnismässig kleinen Batterie mit 19,7 kWh. Gemäss Hersteller ist der Plug-in-Hybridantrieb dank der Umstellung auf einen neuen 1,5-Liter-Turbobenziner mit variabler Turboladergeometrie mit hochfunktionalem Brennverfahren extrem effizient.

Mit dem Golf VII eHybrid hat sich ein europäisches Kompaktmodell unter die chinesische Spitze gemischt. Er soll bis zu 143 Kilometer mit einer Akkuladung schaffen.

GWM Wey 03

Mit dem Wey 03 schliesst ein zweites Modell von Great Wall Motor die Top 5 ab. Er ist mit 4,66 Metern ein Stück kleiner als der grosse Bruder, hat deshalb eine kleinere Batterie von 34 kWh und schafft somit rein elektrisch «nur» 136 Kilometer. Auch seine Batterie kann am Schnelllader mit Gleichstrom (50 kW) und an der Wallbox mit 11 kW geladen werden. In Deutschland ist der Chinese ab 47’900 Euro zu haben, bei uns wird er offiziell noch nicht angeboten.

Mit dem Wey 03 ist ein zweites Modell von GWM in den Top 5. Er soll bis zu 136 Kilometer ohne Zutun des Verbrennungsmotors ermöglichen.