Ski-WM: ParallelrennenAuf dem Tellerlift zückt sie ihr Handy – dann rast Holdener zu Silber
Die Schwyzerin gewinnt ihre elfte Medaille an einem Grossanlass. Und wohl ihre letzte in einem Parallelrennen.
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Skirennen haben etwas Andächtiges. Wenn die Athletinnen am Start noch einmal den Lauf durchgehen vor dem geistigen Auge, mit ihren Händen die Linien in die Luft zeichnen, die sie auf der Piste treffen wollen, gespenstische Stille herrscht, Konzentration pur, bis sie der Trainer aus dem Starthaus schreit und die Jagd nach der schnellsten Zeit beginnt, wirkt das mitunter mythisch.
An diesem Mittwoch in Méribel ist alles anders. Herrscht vor allem ein grosses Gewusel im und um das Zielgelände, hetzen Betreuerinnen und Physiotherapeuten umher, Ski geschultert, Taschen umgehängt, pressieren Fahrer und Fahrerinnen auf den Tellerlift, der sie wieder hochschleppt zum Starthaus, rauf und runter, als würde an diesem Hügel ein riesiger Rundlauf stattfinden.
Die Parallelrennen haben ihre eigenen Gesetze. Gold holt, wer nach acht Fahrten die Zeit grün aufleuchten sieht, in Hin- und Rückduellen bestanden hat gegen einen Gegner oder eine Gegnerin, im Achtelfinal, Viertelfinal, Halbfinal und im Final. Das gelingt an diesem Tag dem Deutschen Alexander Schmid vorzüglich, der überragend zu Gold fährt. Und Maria Therese Tviberg, die auch das letzte Duell gewinnt – gegen Wendy Holdener.
Eine einzigartige Hatz
Die Schwyzerin holt wie in der Kombination Silber, es ist ihre elfte Medaille an einem Grossanlass, ihre neunte in einem Einzelrennen. Die Konstanz der 29-Jährigen ist beeindruckend. «Dass ich so abgeliefert habe, macht mich glücklich und stolz», sagt Holdener. Dass dieses Format etwas für sie ist, hat sie schon oft bewiesen. Im Ziel die Trainingsski anschnallen für den Lift, oben die Rennski fassen, die Skibrille, noch einen kleinen Happen in den Mund, dann auf zum nächsten Zweikampf: Holdener mag das. Und nutzt bei dieser speziellen Hatz jede kleine Verschnaufpause.
Auf dem Tellerlift zückt sie nach jedem Lauf ihr Handy, so erzählt sie das, und schaut sich ihre vorherige Fahrt gleich an. «Dann sehe ich, wo ich anders fahren muss, und setze mir ein neues Ziel.» Es geht fast in Perfektion auf, Holdener ist Teil eines durchaus gelungenen Skifests.
Dieses Parallelrennen mit seinen praktisch gleich schnellen zwei Pisten und unterhaltsamen Duellen wirkt wie eine Versöhnung nach der Farce in Cortina d’Ampezzo 2021, als ein Kurs deutlich schneller war als der andere und die Kritik heftig ausfiel. Doch sie kommt wohl zu spät. Geht es nach dem Weltverband FIS, soll die einzigartige Hatz mit diesem Wettkampf in den französischen Alpen bereits wieder ihr Ende gefunden haben.
Das letzte Achtelfinal-Duell
Im innerschwedischen Duell setzt sich Sara Hector durch – Estelle Alphand ist ausgeschieden und wird damit mit dem Maximalrückstand von fünf Zehnteln bestraft.
Wendy Holdener
Nach der Enttäuschung im Team-Wettkampf will Wendy Holdener im Einzel-Parallelrennen eine Medaille. Sie hält sich auf dem roten Kurs gut und verliert auf die Französin Coralie Frasse Sombet nur 11 Hundertstel.
Erste Österreicherin
Mit Franziska Gritsch startet die erste und einzige Österreicherin. Sie siegt gegen Kristin Lysdahl aus Norwegen, holt den Maximalvorsprung von fünf Zehnteln. Der blaue Kurs scheint unten etwas schneller zu sein als der rote.
Die Titelverteidigerin
Marta Bassino, vor zwei Jahren Weltmeisterin in dieser Disziplin, fährt gegen die Französin Marie Lamure. Und die 21-Jährige aus Courchevel setzt sich tatsächlich durch. Und das erst noch mit dem Maximalvorsprung von einer halben Sekunde.
Die erste Französin
Clara Direz treibt das Publikum zum ersten Jubel. Die Französin tritt gegen die Norwegerin Maria Therese Tviberg an. Letztlich fehlen der heimischen Läuferin aber 45 Hundertstel, das ist eine grosse Hypothek.
Dritter Achtelfinal
Die Deutsch Lena Dürr trifft auf die Team-Weltmeisterin Nina O'Brien. Die Amerikanerin ist eine Zehntel schneller, das wird spannend im zweiten Run.
Andrea Ellenberger am Start
Andrea Ellenberger tritt gegen die Polin Maryna Gąsienica-Daniel an. Auch die zweite Schweizerin unterliegt, drei Zehntel muss sie aufholen im zweiten Lauf, um in den Viertelfinal einzuziehen.
Das erste Duell mit einer Schweizerin
Los geht es mit dem Zweikampf zwischen der Schweizerin Camille Rast und Thea Louise Stjernesund aus Norwegen. Rast, die jüngst etwas känkelte, verliert zwar, der Rückstand ist aber gering, nur 13 Hundertstel. Das ist aufholbar im zweiten Duell.
Willkommen zum Liveticker
Im Weltcup finden in diesem Winter keine Parallelrennen statt – der einzige angesetzte Wettkampf in Lech/Zürs fiel den warmen Temperaturen zum Opfer. An der WM aber werden noch einmal Medaillen vergeben. Vielleicht zum letzten Mal. Für die Schweiz wollen diese Chance Camille Rast, Andrea Ellenberger und Wendy Holdener nutzen. Schweizer Männer haben sich keine qualifiziert für die besten 16.
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