Ständeratswahl im Kanton ZürichMoser oder Rutz? Nun gibts erste Abweichler – und Zoff bei den FDP-Frauen
Der zweite Wahlgang polarisiert innerhalb der Parteien. Neben der FDP haben sich auch Mitte-Exponenten unterschiedlich positioniert.
Anders als die kantonale FDP, die für den zweiten Ständeratswahlgang SVP-Kandidat Gregor Rutz empfiehlt, haben die FDP-Frauen am Wochenende Stimmfreigabe beschlossen.
Grund ist, dass sich die weibliche FDP-Untersektion «weder im Profil des Kandidaten noch in der politischen Ausrichtung der Kandidatin wiederfinden», wie sie auf ihrer Website schreibt. Mit Kandidatin ist Tiana Moser (GLP) gemeint, der Kandidat ist Gregor Rutz (SVP).
«Die FDP Frauen möchten an ihrer eigenen Politik festhalten», heisst es weiter. In der Mitteilung schwingt die Enttäuschung mit, dass sich FDP-Kandidatin Regine Sauter aus dem Ständeratsrennen zurückgezogen hat.
Austritte bei FDP-Frauen
Die Stimmfreigabe wird von diversen freisinnigen Frauen gar nicht goutiert, im Foyer des Rathauses wurde am Montagmorgen während der Kantonsratssitzung engagiert diskutiert.
Einige Mitglieder der Kantonsratsfraktion haben den Austritt aus der FDP-Frauen erklärt, wie Recherchen der Redaktion ergaben. Weitere Frauen folgen ihnen.
Pro-Rutz-Frauen-Komitee gegründet
Eine Ausgetretene ist FDP-Kantonsrätin Linda Camenisch. Sie hat nun ein bürgerliches Frauen-Komitee pro Rutz gegründet. Diesem Komitee hat sich zum Beispiel auch Yvonne Bürgin angeschlossen, welche die Mitte-Fraktion präsidiert und im Dezember in den Nationalrat wechselt.
«Aus bürgerlicher Sicht wäre eine Wahl Mosers verheerend», sagt Camenisch. «Das linke Spektrum ist bereits mit Daniel Jositsch abgedeckt.» Sie sagt, dass sich das Komitee auch an parteilose bürgerliche Frauen richtet.
Dass die FDP-Frauen mit einem Vorstandsentscheid an die Öffentlichkeit gingen, welcher dem Beschluss der kantonalen Parteidelegierten widerspricht, gehe nicht. «Die FDP-Frauen haben die Kompetenz dazu gar nicht», sagt Camenisch.
Bettina Balmer, Co-Präsidentin der FDP-Frauen, verteidigt sich. «Es ist kein Beschluss, sondern eine Empfehlung.» Sie könne mit dem Entscheid, der unter Zeitdruck entstanden sei, leben, sagt Balmer und wiederholt: «Ich persönlich wähle Rutz.» Die FDP-Frauen hat gut 250 Mitglieder.
Junge Mitte für Moser
Auch die Junge Mitte hat sich anders positioniert als die Mutterpartei, welche Stimmfreigabe beschlossen hat. Die Jungen unterstützen GLP-Kandidatin Moser.
In einer Mitteilung von Montag schreibt die Jungpartei von «der thematischen und politischen Nähe sowohl zu den Grünliberalen als auch insbesondere zur Kandidatin selbst». Mit der Wahl einer Grünliberalen in den Ständerat werde «eine konstruktive Lösungsfindung für drängende gesellschaftliche Probleme gestärkt».
EVP positioniert sich klar
Bereits letzte Woche hat sich die EVP, deren Kandidat Nik Gugger sich schon früh zurückgezogen hatte, «klar» für Tiana Moser ausgesprochen, wie sie mitgeteilt hat.
In der Presseerklärung fällt ein Wort auf. Der Beschluss der EVP fiel nach den Rückzügen von Regine Sauter (FDP), Philipp Kutter (Mitte) und «insbesondere» von Daniel Leupi (Grüne). Das bedeute aber nur, dass sich Leupi als Letzter der für die EVP valablen Kandidierenden zurückgezogen habe, heisst es auf Nachfrage. Die Partei habe nach dem Rückzug Guggers keine favorisierte Kandidatur gehabt.
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