StäfaHolzen wie vor 100 Jahren
Fünfundzwanzig wetterfeste Waldinteressierte mit Regenschirmen und sechs «regenverpackte» Kinder trafen sich zum traditionellen öffentlichen Waldumgang.
Zum jährlichen Waldumgang begrüsste der Präsident der Waldkorporation Stäfa, Hans Stalder. Dieser wird jeweils zusammen mit Försterin Viviane Kaserer und dem Privatwaldverband organisiert. «Holzen wie vor 100 Jahren» war das diesjährige Thema.
Auf dem Risiboden warteten schon die Holzer Adrian Gerber (Forstfachmann und ehemaliger Wettkampfholzer) und Thomas Bodmer (Vorstandsmitglied Privatwaldverband) auf die Teilnehmenden.
Als Werkzeuge lagen mehrere Beile und eine Hobelzahnsäge bereit. Die Teilnehmer durften mitdiskutieren, in welche Richtung die zuvor bestimmte Tanne gefällt werden sollte; nämlich möglichst zwischen die umstehenden Bäume und sie sollte wenig Jungbäume unter sich begraben. Schon das Schlagen der Fällkerbe war eine Herausforderung.
Alle weg aus der Gefahrenzone
Adi Gerber schlug mit einem Beil, wie es vor 100 Jahren benutzt wurde. Dies ging ihm zu langsam und er wechselte auf sein arg scharfes aber schweres Wettkampfbeil. Jetzt ging es zügig. Mutige Zuschauende konnten selbst einige Schläge «hauen», um zu spüren, wie viel Kraft und Präzision es braucht, damit eine grosse Kerbe entsteht und die Richtung stimmt. Danach kam die Hobelzahnsäge zum Einsatz.
Das Zweierteam Gerber/Bodmer zeigte im rhythmischen «Hin-Her», wie mit der meterlangen Säge zu arbeiten ist. Mehrere Zuschauerteams wagten sich ans Werk. Einige zeigten Talent oder Erfahrung aus Jugendzeiten und sägten erfolgreich, andere hatten mehr Schwierigkeiten. Dann hiess es: Alle weg aus der Gefahrenzone!
Mit Keil und Beil wurde der Baum «getrieben», bis er fiel … beinahe! Leider blieb die Tanne zwischen zwei Bäumen hängen. Das war nicht geplant, passierte aber auch vor 100 Jahren.
Adi Gerber zögerte nicht lange und holte Motorsäge und Seilzug hervor. Der Profi durchsägte flugs das letzte Stammstück. Dann wurde die Seilwinde montiert und so lange gezogen, bis die Tanne am Strunk vorbei zu Boden fiel. Wegen der «Zusatzrunde» wurde aufs Entasten und Schälen verzichtet. Da die meisten aber auch schon ziemlich nass waren, war niemand traurig, als Hans Stalder zum Würste braten und gemütlichen Zusammensitzen aufrief.
Nach dem obligaten Wettbewerb endete der Waldumgang wie jedes Jahr mit vielen neuen Eindrücken. Der Nächste findet am Chilbisamstag 2025 statt.
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