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Tipps fürs Musikstreaming
Immer die gleichen Songs auf Spotify? Wie Sie der Monotonie entrinnen

Young retro woman listening music on floor
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«Wie kann es ein Milliardenkonzern nur derart vermasseln?» Spotify-Nutzer «Turbulent Pinguin» ist aufgebracht: «Immer die gleichen dreissig Songs in Dauerschleife», macht er sich im Online-Forum Reddit Luft. Und Dutzende Kommentare sind sich einig: Langeweile herrscht, weil der Algorithmus zur automatischen Musikauswahl fast nur noch auf Altbekanntes setzt.

Doch woher soll Spotify wissen, wie gross unsere Lust auf Abwechslung ist? Aus wissenschaftlicher Sicht hat der Streamingdienst nämlich recht: Studien belegen, wie sehr mit zunehmendem Alter unsere Lust auf neue Musik sinkt. Darum setzen auch viele Radiostationen auf die «Heavy Rotation» und spielen kaum neue Songs: Das reduziert die Gefahr, Hörerinnen und Hörer zu verprellen.

Wiedergabelisten für ganz spezielle Vorlieben

Die KI eröffnet uns jetzt einen einfachen Weg zu mehr musikalischer Selbstbestimmung. Chat-GPT besitzt umfangreiche Daten zu populärer Musik und stellt Songlisten nach diversen Kriterien zusammen: Wir können nach Stilrichtungen, Zeitepochen, Stimmungen oder Herkunft fragen. Es lassen sich auch mehrere Aspekte kombinieren.

Chat-GPT liefert auch thematische Wiedergabelisten. Zum Beispiel: «Schlag mir melancholische Songs von deutschsprachigen Künstlerinnen aus den letzten zehn Jahren vor, die sich um Fernweh drehen.» Chat-GPT empfiehlt unter anderem Mine mit «Essig auf Zucker», CATT mit «Moon» und Sophie Hunger mit «There Is Still Pain Left». Eine brauchbare Auswahl, die das Thema «Fernweh» allerdings grosszügig im Sinn einer allgemeinen Sehnsucht auslegt.

BERLIN, GERMANY - FEBRUARY 19: Swiss singer Sophie Hunger performs live during a concert at the Babylon on February 19, 2013 in Berlin, Germany. (Photo by Frank Hoensch/Redferns via Getty Images)

Eine Lektion im «Prompting»

Den Pedanten unter uns fällt sofort eine Unstimmigkeit auf: Mehrere Songs sind englisch gesungen, obwohl die KI deutschsprachige Künstlerinnen nennen sollte. Wenn es nach der Muttersprache geht, ist sie absolut korrekt. Das sollten wir als Lektion im «Prompting» verstehen. Bei der Technik, unsere Aufforderungen an die KI zu formulieren, müssen wir exakt formulieren, um das zu bekommen, was wir möchten.

An eine liebevoll selbst zusammengestellte Wiedergabeliste kommen die KI-Empfehlungen nicht heran. Dennoch ist Chat-GPT ein Rechercheinstrument, das spannende musikalische Einsichten bescheren kann. Auf die Frage, welcher Song denn als Gegenstück aus weiblicher Sicht zu Bruce Springsteens «I’m on Fire» passen könnte, lautet die Empfehlung «Criminal» von Fiona Apple. Das Stück ist zwar weniger lenden- denn kopflastig, passt aber gerade deswegen gut.

Wenn es keinen passenden Song gibt, wird halt einer erfunden

Und es ist ein guter Tipp, wenn wir mit den anderen KI vergleichen: Claude.ai findet, es gebe kein wirkliches Gegenstück, nennt trotzdem «Jolene» von Dolly Parton und «Desire» von Meg Myers. Google Gemini schlägt «Heart of Fire» von Patti Smith vor. Das könnte ein guter Vorschlag sein, wenn es den Song tatsächlich gäbe. Aber Gemini, Googles zu Halluzinationen neigende künstliche Intelligenz, hat ihn selbst erfunden.

Einen Dämpfer gibt es: Chat-GPT und die anderen Bots geben uns die Wiedergabelisten lediglich in Textform; beim Streamingdienst müssen die Titel dann von Hand in eine Playlist gefüttert werden. Die App AI Playlist Maker, die es kostenlos fürs iPhone gibt, erspart uns diese Arbeit: Sie erzeugt Wiedergabelisten mittels KI und speist sie bei Spotify, Apple Music, Deezer oder Amazon Music ein. Die App erzeugt auch Wiedergabelisten anhand von Fotos. Das funktioniert am besten anhand von Musikfestival-Plakaten.

Auch Spotify macht Wiedergabelisten mit KI. Die Funktion AI Playlist gibt es derzeit aber erst in Grossbritannien und Australien.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die KI direkt in der Streaming-App Wiedergabelisten erstellt. Spotify hat im April eine solche Funktion veröffentlicht. Sie steht derzeit aber erst Premium-Nutzerinnen und -Nutzern in Grossbritannien und Australien zur Verfügung. Ein Rezensent, der sie bereits testen konnte, fand sie eigentümlich: Die KI hätte kein Problem gehabt, Lieder für einen Vierzehnjährigen aufzustöbern, «der sich weigert, sein Zimmer aufzuräumen und den neuen Freund seiner Mutter ‹Papa› zu nennen». Doch sie war «völlig ratlos bei der Aufforderung, 50 Lieder über Käse zu suchen».

Dabei steht es ausser Frage: Der legendärste Song über Käse ist natürlich «Where’d the Cheese Go?» von Ween.