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Spionage in Deutschland
Russlanddeutsche und Deutsch-Chinesen dringend gesucht

 Ein Fahrzeug aus dem Autokorso fährt mit Russland- und Deutschlandflaggen. Vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine haben über 1000 Menschen in Köln ihre Unterstützung für Russland ausgedrückt. Die Teilnehmer sammelten sich für einen Autokorso mit vielen Russland-Fahnen auf dem Parkplatz am Fühlinger See und schwenkten zahlreiche Flaggen oder befestigten diese an ihren Fahrzeugen. Ziel der Veranstaltung sei laut Veranstalter die Förderung des Friedens zwischen Deutschland und Russland. Köln, 08.05.2022 NRW Deutschland *** A vehicle from the motorcade drives with Russia and Germany flags Against the backdrop of the war in Ukraine, more than 1000 people in Cologne expressed their support for Russia Participants gathered for a m Copyright: xChristophxHardtx
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Kaum ein Tag, an dem nicht ein mutmasslicher Spion verhaftet wird: Erst flogen zwei Russlanddeutsche mit Plänen für Sabotage auf, danach drei Deutsche mit chinesischem Hintergrund sowie ein chinesischstämmiger Mitarbeiter eines deutschen EU-Abgeordneten mit Spionage für China. Selbst der dünnlippige deutsche Kanzler Olaf Scholz nannte die Vorfälle «sehr besorgniserregend».

Aus Sicht der deutschen Spionageabwehr war es kein Zufall, dass in den jüngsten Fällen zwei Russlanddeutsche und ein Deutsch-Chinese für ihre vormaligen Heimatländer tätig wurden. Menschen mit binationalen Wurzeln gelten als ein bevorzugtes Rekrutierungsziel ausländischer Geheimdienste. Der deutsche Verfassungsschutz warnt denn auch schon seit längerem vor Spionage durch Russlanddeutsche – durch deutschstämmige Russen also, die nach dem Kollaps der Sowjetunion als Spätaussiedler zu Hunderttausenden nach Deutschland kamen.

China zielt vor allem auf westliches Wissen ab

Bei der Anwerbung ihrer ehemaligen Landsleute gehen Moskau und Peking laut Ermittlern aber sehr verschieden vor. Die russischen Geheimdienste rekrutieren ihre Agenten bislang vor allem im Zielland selbst, in Deutschland also. Die Mittel, die diese einsetzen, reichen von klassischer Spionage über Hacking und Sabotage bis zu Mord an Regimegegnern im Exil.

China hingegen wirbt seine Agenten vor allem bei Reisen oder Aufenthalten in China an und möchte im Zielland möglichst keine Spuren hinterlassen. Oft dienen Kooperationen unter dem Deckmantel der Wissenschaft oder des Handels in Wahrheit der Spionage. Peking zielt auf ziviles und militärisches Wissen ab, das China vom Westen zunehmend verwehrt wird. Antrieb für die Agenten ist häufig Geld.

BERLIN, GERMANY - APRIL 24: Maximilian Krah, member of the European Parliament for the far-right Alternative for Germany (AfD) political party, speaks to journalists outside the Reichstag following a meeting between Krah and AfD leading members on April 24, 2024 in Berlin, Germany. Krah affirmed that he will remain a lead candidate of the AfD in upcoming European parliamentary elections despite yesterday's arrest of one of his employees on charges of spying for China. (Photo by Sean Gallup/Getty Images)

Jian G., der diese Woche festgenommene chinesischstämmige Mitarbeiter von Maximilian Krah, dem Spitzenkandidaten der AfD für die Europawahl, wird von den deutschen Behörden verdächtigt, schon seit vielen Jahren für den chinesischen Geheimdienst MSS zu arbeiten.

G. kam laut Medienberichten nach Dresden, um zu studieren. Er blieb in Deutschland und wurde deutscher Bürger. Der junge Mann bewegte sich in chinesischen Oppositionsgruppen und bot dem deutschen Inlandgeheimdienst 2006 seine Mitarbeit an. Dieser lehnte ab, weil er G. nicht für vertrauenswürdig hielt. Danach wurde der Deutsch-Chinese, der sich oft in China aufhielt, offenbar für den MSS tätig. Die anderen drei unter Spionageverdacht festgenommenen Deutschen waren ebenfalls vielfältig in China vernetzt, geschäftlich und wissenschaftlich. Thomas R., den deutsche Behörden für einen MSS-Agenten halten, hatte in Peking studiert.

Wem gehört die Loyalität der Russlanddeutschen?

Der Russlanddeutsche Dieter S. wiederum, der sich unter Freunden nur Dimitri nannte, hatte von 2014 bis 2016 bereits für eine russische Einheit in der Ostukraine gekämpft. Viele Russlanddeutsche fühlen sich ihrer vormaligen Heimat noch eng verbunden, auch wenn sie teilweise schon seit Jahrzehnten in Deutschland leben. Viele schauen ausschliesslich russisches Fernsehen und halten sich nur unter ihresgleichen auf.

Politisch neigen viele Russlanddeutsche zur AfD, die als eine der wenigen deutschen Parteien häufig Russlands antiwestliche Weltsicht teilt. Viele Russlanddeutsche begleitet deswegen der Verdacht, ihre Loyalität gelte eher Russland als Deutschland. Die Erkenntnis, dass zwei von ihnen nun sogar dazu bereit gewesen sein sollen, für Russland Anschläge auf Militäreinrichtungen in Deutschland zu verüben, dürfte die Vorurteile gegen die ohnehin schon marginalisierte Bevölkerungsgruppe weiter verstärken.