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Kolumne «Tribüne»
Sperrstunde, letzte Bestellung!

Michael Wiederstein ist Publizist und Executive Editor bei Get Abstract.
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Wie den Stammgast zur letzten Runde in der Beiz befällt den Autor bei letzten Texten in lieb gewonnenen Medien ein seltsam klammes Gefühl: Hat er sich in der Vergangenheit manchmal gewünscht, dass doch endlich jemand den Hahn zudrehen und den Laden einfach abschliessen möge, fragt er sich in dem Moment, da es so weit ist, ob es nicht schöner wäre, noch ein wenig zu verweilen. Hat man wirklich schon genug getrunken – oder geschrieben? Was ist mit einer allerallerletzten Runde? Oder wenigstens mit einem Absacker? Irgendwas fällt einem doch immer noch ein!

Nein, jetzt ist Sperrstunde. Letzte Bestellung! Stellvertretend für all die treuen Tribüne-Leser, die ab kommender Woche auf dem Trockenen sitzen (müssen), will ich hiermit Walter Helbling, den ehemaligen Kantonspolizisten von Thalwil und heutigen Gondoliere auf dem Zürichsee – «Für Verliebte gratis» steht auf seinem Schild am Hafen –, auf eine letzte Runde einladen. Am See, im Garten, egal, lieber Walti, es geht alles auf mich. Denn kaum einmal kam es vor, dass nach einer erschienenen Tribüne nicht am Samstagmorgen eine SMS bei mir eintraf, in der Helbling sie kommentierte, Freude wie Protest charmant zum Ausdruck brachte. Irgendwann habe ich die Kolumnen, insgesamt sind es 26 über drei Jahre geworden, eigentlich für ihn geschrieben. Und insgeheim hoffe ich, dass es für jede und jeden von uns Kolumnisten einen «Walti» gegeben haben möge, bestenfalls mehrere. Leserinnen und Leser also, die mit dem Geschriebenen etwas verbinden konnten, das Gelesene sinnvoll zu nutzen verstanden, bei denen die Texte etwas zum Klingen brachten – und sei das Ergebnis auch nur ein beherztes Lachen oder ein betupftes «Gopferdammi!» gewesen.

Wir schliessen! Zu häufig kommt es nun vor, dass der Tresengast beim erzwungenen Verlassen seines Stammplatzes mit dem plötzlich zurückkehrenden Eigengewicht überfordert einfach zur Tür hinausfällt, halbabwesend Flüche murmelt statt mit der gebotenen Anstandshaltung «Danke, gute Nacht!» zu sagen. In diesem Sinne, und stellvertretend für die Kolleginnen und Kollegen: Das wars. Das hier ist nicht nur «meine»
letzte Tribüne, sondern auch die letzte überhaupt. Danke für Ihre Zeit und Ihre Aufmerksamkeit an all diesen Samstagen. Kommen Sie gut nach Hause, passen Sie auf sich auf!

Mit diesem Beitrag verabschiedet sich Michael Wiederstein als Kolumnist der «Zürichsee-Zeitung». Ab nächster Woche finden Sie an dieser Stelle unsere neue Kolumne «Darüber spricht das Netz».