Team Canada scheidet ausStraubing schafft beim Spengler-Cup das bislang Unmögliche
Das DEL-Team bezwingt die Kanadier sensationell 4:2 und steht im Final. Dort werden die Deutschen ihr fünftes Spiel innert 88 Stunden spielen!

Fünf Spiele ohne Ruhetag, im Schnitt alle 17,6 Stunden eine Partie. Das ist das theoretisch extremste Programm am Spengler-Cup, das aber noch nie ein Team absolvieren musste. Es ist nur möglich, wenn eine Mannschaft, die am 26. Dezember spielfrei hat, am Tag danach erst am Abend ins Turnier eingreift und danach das volle Programm inklusive Final bestreiten muss: zweites Gruppenspiel am 28. Dezember, Viertelfinal am 29. Dezember, Halbfinal am 30. Dezember und Final am Mittag des 31. Dezembers.
Genau dieses Mammut-Programm werden die Straubing Tigers beim Spengler-Cup 2024 hinter sich gebracht haben. Nach dem 0:5 gegen Davos, dem 3:6 gegen das Team Canada, dem 4:2 gegen Pardubice und nun der 4:2-Revanche gegen die Kanadier im Halbfinal. 5 Spiele in 88 Stunden!
Bereits der Sieg gegen Pardubice im Viertelfinal war eine Überraschung, mussten die Tigers doch einen 1:2-Rückstand nach 40 Minuten noch drehen. Wie sie nun aber den deutlich ausgeruhteren Kanadiern im vierten Spiel innert 67 Stunden nicht nur Paroli bieten, sondern sie auch am Ende nicht unverdient bezwingen konnten, ist eine der grössten Sensationen des Spengler-Cup.
Der Trainer spricht vom Lerneffekt dank zwei Niederlagen
Wie war dies möglich? «Mit Wille!», sagt Trainer Tom Pokel nach dem Spiel. Und Lernerfahrungen: «Wir haben eine solide Struktur, aber auf diesem neuen Spengler-Cup-Level brauchten wir diese ersten beiden Spiele. Wir profitierten also auch von den beiden Niederlagen.»
Natürlich hatte Straubing auch Glück, erzielten die Deutschen doch zwei kuriose Ablenker-Tore und trafen die Kanadier mehrfach nur Metall. Es war indes verdiente Fortune angesichts der grossen Opferbereitschaft der Mannschaft gegen lange Zeit auch etwas genügsam, wenn nicht sogar überheblich wirkende Kanadier.
Er und sein Team solle aber auf keinen Fall glauben, bloss Glück gehabt zu haben: Dies sei sogar die Botschaft von Team Canadas Headcoach Gerard Gallant beim Shakehands gewesen, verriet Straubings Trainer.
Diese fünf Partien in 88 Stunden, beispiellos sei dies, sagte Pokel. «Und wir erleben all das auch noch hier in der Höhe. Das ist wie ein Trainingslager, von dem wir hoffentlich im Januar und Februar profitieren werden …»

Wie viel Energie sein Team noch habe für den Final, werde sich weisen, gestand Pokel. Immerhin werde der Gegner erst am Abend zuvor gespielt und damit weniger unmittelbare Erholungszeit gehabt haben: «Das gleicht die Verhältnisse aus.»
Obwohl Pokel da noch nicht wusste, ob sein Team auf Davos oder Fribourg treffen werde, legte er sich dennoch bereits fest: «Wir werden der Underdog sein!» Es ist die Rolle, die auf sein Team zugeschnitten sei. Der Amerikaner steht in seiner bereits achten Saison in Straubing, er kennt die Mentalität von Club und Stadt. «Diese Underdog-Rolle passt zu uns! Kopf hoch, Brust raus, nix zu verlieren: Dann spielen wir unser bestes Eishockey.»
Man sei ein kleines bis maximal mittelgrosses DEL-Team, und man wolle sich keine Illusionen machen, sagte Pokel auch. «Wir wollen uns nun aber auf internationalem Level wie in der Champions League und am Spengler-Cup so stark wie möglich präsentieren und unsere Stadt und auch unsere Liga stolz machen.»
Apropos Champions Hockey League: Weil Straubing in der CHL ebenfalls acht Partien bestritt, war das Halbfinal gegen das Team Canada das bereits 42. Pflichtspiel der Saison, rechnete Pokel vor. «Und es ist noch nicht einmal Silvester!»
Fehler gefunden?Jetzt melden.