Dürre und Rekordtemperaturen Bis zu 40 Grad: Spanien rechnet bereits jetzt mit Hitzetagen
Sehr warme und trockene Luftmassen aus Afrika bringen diese Woche hochsommerliche Temperaturen auf die iberische Halbinsel. Dort könnten Schwimmbädern früher öffnen und Schulzeiten angepasst werden.
Nach einem Rekordhitzesommer vergangenes Jahr und einem sehr regenarmen Winter bereitet sich Spanien diese Woche auf neue Temperaturrekorde vor: Für Südspanien prognostiziert die spanische Wetterbehörde Aemet 38 bis 40 Grad Celsius. Die für diese Jahreszeit aussergewöhnlich hohen Temperaturen werden durch eine Masse an heisser und trockener Luft aus Afrika hervorgerufen und durch eine stabile Wetterlage mit viel Sonnenschein noch verstärkt.
Dem Wetterdienst zufolge werden bereits heute Mittwoch in weiten Teilen im Süden des Landes 30 Grad Celsius überschritten. «Sommerliche Werte» von bis zu 35 Grad sind demnach in Andalusien und in den südöstlichen Regionen um Valencia und Murcia möglich.
Am Donnerstag und Freitag sollen die Temperaturen dann in der gesamten südlichen Hälfte des Landes 35 Grad erreichen. Die erwarteten Temperaturen sind laut Aemet «sechs bis zehn Grad Celsius» höher als im normalen Saisondurchschnitt. In manchen Gegenden liegen die Werte sogar «15 bis 20 Grad» höher, als es für Ende April normal ist.
Rubén del Campo, Pressesprecher von Aemet, sagte gegenüber der spanischen Tageszeitung «El País», dass die prognostizierten Temperaturen den heissesten April seit sechzig Jahren erwarten lassen: «Wir könnten einer der intensivsten Wärmeperioden, wenn nicht der stärksten, gegenüberstehen, die im April je aufgezeichnet wurde, seit 1961.» Die Hitzerekorde seien für Madrid, Andalusien, Murcia und Aragón zu erwarten. Die Hitzeperiode soll bis zum Wochenende andauern.
Angepasste Schulzeiten und frühzeitig eröffnete Freibäder
Besonders betroffen von der Hitze sind die Grossstädte: Hier können die Temperaturen aufgrund der Erhitzung des Betons und Asphalts 1,5 Grad höher als in ländlichen Gebieten ausfallen, im Extremfällen sogar bis zu 10 Grad höher, wie «El País» unter Bezugnahme auf das US-Hitzeforschungsinsitut Nihhis schreibt. «Spanien ist eines der europäischen Länder mit dem geringsten Anteil an Bäumen in den Städten. Stattdessen gibt es viele Zement- oder Betonplätze, ohne Bäume oder Vegetation, die neu gedacht werden müssten», erklärte Tamara Iungman vom Barcelona Institute for Global Health gegenüber der spanischen Tageszeitung. Städte wie Barcelona bieten ihren Bewohnern für die Hitzetage sogenannte Klimaunterstände an, das sind öffentlich zugängliche Räume wie Bibliotheken, Bürgerzentren oder Sportanlagen, in denen Temperaturen von weniger als 26 Grad Celsius herrschen.
Die Regierung der Region Zentral-Madrid hat als Reaktion auf die prognostizierten Extremtemperaturen einen Aktionsplan angekündigt: So soll es den Schülern erlaubt sein, ihre Stundenpläne an die Hitze anzupassen. Spitäler sollen eine Klimatisierung der Patienten sicherstellen können, und viele Freibäder sollen bereits jetzt anstatt erst Mitte Mai geöffnet werden. Auch sollen die U-Bahnen in der spanischen Hauptstadt häufiger verkehren, um Überfüllungen und damit Überhitzung zu verhindern.
Wassermangel und Gefahr vor Waldbränden
Die Hitzewelle folgt auf ein ohnehin ungewöhnlich heisses und trockenes Frühjahr. Spanien hat seit 36 aufeinanderfolgenden Monaten mit unterdurchschnittlichen Niederschlägen zu kämpfen. In Katalonien und auch in Andalusien im Süden des Landes ist die Trockenheit extrem. Die Stauseen des Landes liegen bei 50 Prozent ihrer Kapazität, in Katalonien sogar nur bei rund 25 Prozent. Katalonien hat deshalb den Wasserverbrauch rationiert.
Die anhaltende Dürre hat dazu geführt, dass die Waldbrandsaison früher als in anderen Jahren begonnen hat. Bereits im März wurden die ersten grösseren Brände des Jahres verzeichnet. Gemäss dem European Forest Fire Information System haben Brände in diesem Jahr in Spanien bereits rund 54’000 Hektaren Land verwüstet. 2022 waren es im gleichen Zeitraum 17’000 Hektaren gewesen.
Landwirtschaft besonders hart betroffen
Zahlreiche Bauern haben sich entschieden, in diesem Frühjahr wegen des Wassermangels nicht auszusäen. Spaniens grösste Bauerngewerkschaft Coag schätzt, dass 60 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Landes aufgrund des Mangels an Niederschlägen nicht nutzbar ist. Die Bauernvereinigung Asaja warnte zudem davor, dass die Getreide- und Olivenölproduzenten sich auf hohe Verluste einstellen müssen: «Die Intensität dieser Dürre ist schrecklich», liess die Vereinigung in einer Erklärung verlauten.
Die «Financial Times» berichtet, dass die Preise für Olivenöl seit Juni letzten Jahres um fast 60 Prozent gestiegen sind, da Spanien bereits letzten Sommer von einer Dürre heimgesucht wurde. Die spanischen Bauern produzieren normalerweise die Hälfte des weltweit konsumierten Olivenöls. Aufgrund der Dürre haben sich die jährlichen Lieferungen in den letzten 12 Monaten auf rund 780’000 Tonnen halbiert.
Als Reaktion auf die Dürre hat die spanische Regierung Steuererleichterungen in Höhe von 1,8 Milliarden Euro angekündigt. 828’000 Landwirte, deren Ernte dezimiert ist, sollen davon profitieren können.
75 Prozent der Fläche Spaniens anfällig für Wüstenbildung
Gemäss Angaben der Vereinten Nationen sind fast 75 Prozent der Landfläche Spaniens anfällig für Wüstenbildung. Premierminister Pedro Sánchez sagte letzte Woche, Spanien müsse seinen Umgang mit Wasser «überdenken». Wasser sei eine «zunehmend seltene Ressource». Klimawissenschaftler weisen seit längerem darauf hin, dass der Klimawandel die Intensität und Häufigkeit extremer Wetterereignisse wie Hitzewellen und Dürren erhöht.
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