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Songrechte-Fonds hat sich verzockt
Tina Turner, Bruce Springsteen und Shakira waren besser als die Profi-Investoren

Verkaufte ihre Songrechte an den nun zahlungsunfähigen Fonds Hipgnosis: Shakira, hier bei einem Konzert in Miami.
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Bis vor kurzem herrschte Goldgräberstimmung im Geschäft mit Songrechten. Superstars wie Bob Dylan, Bruce Springsteen, Shakira, Tina Turner, Justin Bieber, Neil Young und viele andere verkauften ihre Urheberrechte an Firmen und Fonds, die daraus ein Investment machen wollten. Jetzt herrscht Katzenjammer.

Der an der Londoner Börse kotierte Hipgnosis Songs Fund will fast einen Fünftel seiner Songrechte für 465 Millionen Dollar an eine nahestehende Partei verkaufen, die Investmentgesellschaft Blackstone. Hipgnosis hat sich übernommen und muss Schulden zurückzahlen.

Der Verkauf erfolgt mit einem Abschlag von 17,5 Prozent auf den Wert, mit dem die Rechte in der Bilanz stehen. Offenbar haben die Finanzexperten zu hohe Preise bezahlt. Im Musikgeschäft sind es üblicherweise die Künstler, die von Geschäftemachern über den Tisch gezogen werden – diesmal haben sich die Finanzspezialisten verzockt.

Die Fangemeinde stirbt langsam weg

In den vergangenen Jahren sind zunehmend Investoren ins Geschäft eingestiegen, die mit Musik nichts zu tun haben. Das billige Geld erleichterte die Finanzierung. Songrechte schienen ein cleveres Investment, schufen sie doch konstante Einnahmen. Sie bringen Tantiemen und Lizenzgebühren, wenn die Lieder verkauft, auf Plattformen wie Spotify gestreamt, auf Social-Media-Kanälen genutzt und in Filmen und Werbespots verwendet werden.

«Musik ist besser als Gold und Öl.»

Merck Mercuriadis, Hipgnosis-Gründer

Musik sollte als alternative Anlage höhere Renditen bringen. Aber je älter Musikerinnen und Musiker und ihre Songs, desto früher laufen die Urheberrechte aus, die Fangemeinde stirbt langsam weg. Die Songs müssen deshalb über die Zeit abgeschrieben werden. Je höher die Zinsen, desto weniger sind die zukünftigen Einnahmen heute wert. Die Zinswende schlägt deshalb direkt auf die Rendite.

«Musik ist besser als Gold und Öl», warb Hipgnosis-Gründer Merck Mercuriadis für seinen Fonds. «Wir haben sorgfältig und gut eingekauft, indem wir in Songs investiert haben, von denen wir glauben, dass sie den Test der Zeit bestehen und über Generationen hinweg gehört werden.»

90 Millionen Jahresverlust

Hipgnosis kaufte zum Beispiel Anfang Jahr Songrechte von Justin Bieber, im vergangenen Jahr von Justin Timberlake und Leonard Cohen, 2021 von Shakira, Neil Young und Blondie.

Doch je mehr der Fonds kaufte, desto stärker geriet der Aktienkurs unter Druck. Seit Anfang vergangenen Jahres hat er 36 Prozent an Wert eingebüsst. Heute liegt er unter dem Kurs, zu dem die Aktie 2018 an die Londoner Börse gebracht wurde.

Hipgnosis ist kein Einzelfall. Nur wenige Tage zuvor verkaufte der Round Hill Music Royalty Fund seinen ganzen Musikkatalog mit rund 150’000 Titeln für 470 Millionen Dollar. Ende vergangenen Jahres hatte das Management den Wert der Songs noch mit 1,3 Milliarden beziffert.

Auch in der Bilanz des Hipgnosis Songs Fund steckt womöglich noch viel Luft. Der Jahresverlust stieg von 21 auf 90 Millionen Dollar. Trotzdem wertete das Management die Songrechte um 4 Prozent auf 2,8 Milliarden Franken auf. Doch die Aktionäre trauen der Sache nicht: An der Börse ist das ganze Unternehmen mit bloss 1,2 Milliarden nicht einmal halb so viel wert.

Bleibt der Fonds an der Börse?

Anfang September war der Kurs in Erwartung einer Lösung kurzzeitig angestiegen. Nach Bekanntwerden des Teilverkaufs, der gemäss Aussagen des Managements «die Fähigkeit stärkt, langfristigen Wert zu schaffen», sackte er gleich wieder zusammen.

Selbst die Ankündigung eines Aktienrückkaufprogramms überzeugte die Aktionäre nicht. An der nächsten Generalversammlung sollen sie nicht nur über den Verkauf, sondern auch darüber abstimmen, ob der Fonds überhaupt an der Börse bleiben soll.