AboStreit um Schellenursli-BrauchSollen auch Mädchen Glocken schwingen? Engadiner ringen mit ihrer Tradition
Der Chalandamarz, der berühmteste Brauch des Engadins, ist bis heute vielerorts den Buben vorbehalten. Im Dorf Zuoz entscheiden die Einheimischen jetzt, ob auch Mädchen mitmachen dürfen. Die Widerstände sind gross.
Die Geschichte vom Schellenursli kennt in der Schweiz fast jedes Kind. Sie spielt im Engadiner Dorf Guarda, kurz vor dem alljährlichen Chalandamarz: dem Umzug der Dorfbuben am 1. März, die mit lautem Glockengeläut die Geister des Winters vertreiben. Der kleine Ursli aber hat nur ein winziges Glöcklein erhalten, weshalb sich die anderen Knaben über ihn lustig machen. Ursli beschliesst daher, sich durch den Tiefschnee ins Maiensäss zu kämpfen, wo eine mächtig grosse Glocke hängt. Erst am nächsten Tag ist er zurück bei den besorgten Eltern und Dorfbewohnern – und darf, da er nun die grösste aller Glocken hat, an der Spitze des Umzugs laufen.