Machtkampf um KanzlerkandidaturSöder steht bereit, falls die CDU ihn will
CSU-Chef Markus Söder hat erstmals erklärt, dass er die Union in die Bundestagswahl führen möchte. Die Entscheidung könnte schon in der kommenden Woche gefällt werden.
«Spannende Zeiten» hatte Markus Söder am Sonntagmorgen vorausgesagt, als er gefragt wurde, ob er heute seine Bereitschaft zur Kanzlerkandidatur erkläre. «Oder wie sagte mal ein bayerischer Lebenskünstler: Schaun wir mal, dann sehn wir schon.»
Ein paar Stunden später war die Katze, die freilich schon längst sehr vernehmlich miaut hatte, aus dem Sack. «Wenn die CDU bereit wäre, mich zu unterstützen, dann stehe ich bereit», sagte Söder vor der Führung der Unionsfraktion im Bundestag. «Wenn die CDU es nicht will, werden wir ohne Groll gut zusammenarbeiten.»
Zusammen mit Armin Laschet, dem Chef der viermal grösseren Parteischwester CDU, erklärte der bayerische Ministerpräsident danach vor den Medien, dass sie beide vor kurzem ein «langes, freundschaftliches Gespräch» miteinander geführt hätten. Dabei habe sich ergeben, dass sie beide die Kanzlerkandidatur anstrebten. Beide hielten sich dazu auch wechselseitig für fähig.
Entschieden sei die Frage noch nicht, sie solle es aber bald sein. «Wir wollen sie nicht auf Biegen und Brechen beantworten», schränkte Söder ein. Es sei entscheidend, dass beide Parteien und beide Vorsitzenden die Wahl danach mittragen könnten. Auch Laschet betonte, wie wichtig Geschlossenheit sei.
«Wir sind nicht Helmut Kohl und Franz Josef Strauss.»
«Wir sind nicht Helmut Kohl und Franz Josef Strauss», sagte Söder mit Hinweis auf die verfeindeten Union-Chefs von 1980. Laschet und er hätten zwar auch ihre Meinungsverschiedenheiten, fänden aber immer wieder zusammen. Sie schätzten sich persönlich und politisch.
Beide hatten ursprünglich erklärt, die Kandidatur unter sich auszumachen. Am Sonntag spielten sie den Ball nun aber zunächst den Führungsgremien der CDU zu. Am Montag tagen deren Präsidium und Vorstand. Ob es bereits dann zu einem Entscheid oder einem richtungsweisenden Stimmungsbild kommt, ist unklar.
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Auf die Frage, warum er monatelang mit der Kandidatur kokettiert, aber sich nicht öffentlich erklärt habe, sagte Söder, es hätten zuletzt viele Menschen Hoffnungen in ihn gesetzt, auch bei der CDU. Deswegen sei er noch einmal in sich gegangen und zum Schluss gekommen, «nicht kneifen», sondern sich «der Verantwortung stellen» zu wollen.
Die Union wolle die Wahl im Herbst unbedingt gewinnen, so Söder. Dafür seien aber drei Dinge nötig: Die Union müsse den «Geist der Zeit» verkörpern, ein «modernes Programm» präsentieren und eine Person, die dieses «glaubwürdig verkörpert». Habe nicht Laschet jüngst selbst gesagt, dass derjenige Kandidat werden solle, der die besten Chancen habe, den Sieg zu holen? Dass er damit sich selbst meine, musste Söder danach gar nicht mehr sagen.
In der CDU sind in den letzten Wochen grosse Zweifel aufgekommen, ob mit dem als führungsschwach geltenden Laschet ein erfolgreicher Wahlkampf überhaupt möglich sei. In Fraktion und Parteispitze mehrten sich Stimmen, die forderten, die Wahl zwischen Laschet, der als CDU-Chef eigentlich das «erste Zugriffsrecht» geniesst, und Söder müsse offen sein und jedenfalls breit debattiert werden.
Eine neue Umfrage aus Nordrhein-Westfalen, dem Bundesland, in dem Laschet seit 2017 regiert, belegte am Sonntag noch einmal, wie verheerend der Vertrauensverlust des CDU-Chefs bereits ausfällt. Im Vergleich zu Januar, als Laschet gerade zum Vorsitzenden gewählt worden war, ist die Zufriedenheit mit ihm von 60 auf 26 Prozent gefallen. Für einen guten Kanzlerkandidaten halten ihn sogar nur noch 24 Prozent.
Söders Werte als möglicher Kanzlerkandidat sind in den letzten drei Monaten zwar auch gesunken, aber eher moderat: von 56 auf 49 Prozent. Diese Zahlen stammen, wohlgemerkt, nicht aus Bayern, sondern aus jenem Nordrhein-Westfalen, in dem jeder fünfte deutsche Wähler lebt.
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