Nachhaltige StrategieSo will Porsche sauberer werden
Der Sportwagenhersteller setzt auf Elektroantrieb, synthetische Treibstoffe und eine nachhaltige Produktion.
Spricht man von den Pionieren der Elektromobilität, kommen schnell Marken wie Tesla, Renault oder vielleicht BMW aufs Tapet. Ein Hersteller, den man diesbezüglich kaum auf der Rechnung hat, ist Porsche – doch der schwäbische Sportwagenhersteller war bei der Konstruktion von Elektroautos weit voraus. Bereits 1898, also vor 125 Jahren, konstruierte Ferdinand Porsche den Egger-Lohner C.2 Phaeton, eine offene Motorkutsche, die von einem achteckigen Elektromotor angetrieben wurde. Eine Leistung von drei bis fünf PS reichten zu einer Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h, was zur damaligen Zeit völlig ausreichend war. Die Reichweite betrug etwa 80 Kilometer.
Für den Wiener Kutschenfabrikanten k. u. k. Hofwagenfabrik Ludwig Lohner & Co. entwickelte Porsche im Jahr 1900 den elektrischen Radnabenmotor – ein heute noch sehr modern wirkendes Konstruktionsmerkmal. Im gleichen Jahr entwarf der aus Österreich stammende Ingenieur ausserdem auch das erste funktionsfähige Hybridauto der Welt. Auch dieses Konzept namens Semper Vivus war der Zeit weit voraus: Als Reichweitenverlängerer nutzte Porsche einen Verbrennungsmotor als Generator, um während der Fahrt zusätzliche elektrische Energie zu erzeugen.
Neue Stromer kommen
Es lässt sich kaum erahnen, wie sich die motorisierte Mobilität entwickelt hätte, wenn die Industrie bereits damals voll auf elektrische Antriebsquellen gesetzt hätte. Bei Porsche dauerte es über ein Jahrhundert, bis das Unternehmen den Gedanken des Unternehmensgründers wieder aufnahm und einen E-Motor in ein Serienprodukt einsetzte – bis zur Markteinführung des Porsche Taycan, des ersten modernen Elektroautos der Marke im Jahr 2019, vergingen 120 Jahre. Doch inzwischen ist der Sportwagenhersteller im E-Zeitalter angekommen: Im vergangenen Jahr waren bereits knapp 40 Prozent aller in Europa verkauften Porsche elektrifiziert, also mit Plug-in-Hybrid- oder reinem Elektroantrieb ausgestattet. «Bis Ende des Jahrzehnts sollen mehr als 80 Prozent unserer Sportwagen elektrisch angetrieben sein», kündigt Unternehmenschef Oliver Blume an. Bereits 2025 soll rund die Hälfte der weltweit ausgelieferten Autos elektrisch angetrieben sein.
Aktuell ist der Taycan die einzige Modellreihe von Porsche, die ausschliesslich elektrisch angetrieben wird. Das soll sich nun bald ändern: Als Nächstes erhält der Mittelklasse-SUV Macan eine vollelektrische Variante. Es wird das erste Modell sein, das auf einer neuen, gemeinsam mit Audi entwickelten Plattform (vgl. Box) aufbaut, und soll Ende 2023 auf den Markt kommen. Voraussichtlich ab 2025 folgt die nächste Generation der Einstiegsbaureihe 718 (Boxster und Cayman) – und zwar ausschliesslich mit Elektroantrieb. Und auch eine batterieelektrische Version der Oberklasse-Limousine Panamera soll in Planung sein.
E-Fuels als «sinnvolle Ergänzung»
Zumindest die Markenikone 911 wollen die Stuttgarter aber noch möglichst lange mit Verbrennungsmotor ausstatten. Auch deshalb entwickelt die VW-Tochter mit Hochdruck sogenannte e-Fuels. Diese synthetischen Treibstoffe, die mit Windenergie aus Wasserstoff und CO₂ aus der Luft hergestellt werden, haben gemäss Porsche das Potenzial, nahezu CO₂-neutral zu sein. «Die unterschiedlichen Regionen auf der Welt entwickeln sich unterschiedlich schnell in Richtung Elektromobilität, sodass auch in Jahrzehnten noch Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren unterwegs sein werden», begründet Vertriebsvorstand Detlef von Platen diesen strategischen Schritt. «Auf dem Weg zur bilanziellen CO₂-Neutralität setzen wir daher flankierend auf synthetische Kraftstoffe als sinnvolle Ergänzung zur Elektromobilität.» Erst vor kurzem hat der Sportwagenhersteller den Bau einer entsprechenden Produktionsanlage in Chile fertiggestellt und weitere Investitionen in diesem Bereich getätigt. «Insgesamt belaufen sich unsere Investitionen in die Entwicklung und Bereitstellung dieser innovativen Technologie auf mehr als 100 Millionen US-Dollar», sagt Beschaffungsvorständin Barbara Frenkel.
Doch nicht nur die Produkte an sich sollen «sauberer» werden, Porsche will auch deren Herstellung nachhaltiger gestalten. Daran arbeiten die Stuttgarter bereits seit Jahren: Seit 2014 hat Porsche den CO₂-Ausstoss in der Produktion pro Fahrzeug bilanziell um 90 Prozent reduzieren können. Das Stammwerk in Stuttgart-Zuffenhausen sowie die Fertigung in Leipzig produzieren inzwischen komplett bilanziell CO₂-neutral. Auf dem Weg zur «Zero Impact Factory» sollen bis Ende des Jahrzehnts weitere sogenannte Umweltbelastungspunkte in diesen Werken reduziert werden, um 95 Prozent im Vergleich zum Stand von 2018. Zudem bemüht sich der Sportwagenhersteller gemäss eigenen Angaben mit Nachdruck darum, auch die Lieferkette nachhaltiger zu gestalten: Seit Juli 2021 fordert das Unternehmen von seinen rund 1300 Zulieferern bei allen Neuvergaben den Einsatz von erneuerbaren Energien. «Wir wollen bis 2030 in allen Teilbereichen eine bilanzielle CO₂-Neutralität erreichen», sagt Porsche-Chef Oliver Blume. «Damit übernehmen wir Verantwortung für die Umwelt und die Gesellschaft.»
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