Ohne Subvention gehts nichtSo viel Steuergeld fliesst in Zürichs Kulturinstitutionen
Die Kassen der Zürcher Kunstgesellschaft sind leer. Wenn die Stadt nicht hilft, ist das Kunsthaus existenziell bedroht. Das trifft auch auf andere Häuser zu.
Das renommierte Zürcher Kunsthaus ist finanziell in Schieflage. Die Einnahmen aus dem Ticketverkauf reichen bei weitem nicht, um die Löcher zu stopfen. Die Kunstgesellschaft sieht keinen anderen Weg, als von der Stadt mehr Subventionen zu verlangen; dabei hat diese ihren jährlichen Beitrag eben erst um gut 300’000 Franken auf rund 13,3 Millionen Franken erhöht. Damit zahlen die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler etwa die Hälfte des Betriebs im Kunsthaus.
Ohne Subventionen kann kaum eine Zürcher Kultureinrichtungen überleben. Selbst der Zoo, die am meisten besuchte Freizeit- und Bildungsinstitution der Schweiz, bekommt jährlich fast 7 Millionen Franken von Stadt und Kanton Zürich, was rund 10 Prozent der Einnahmen im Zoo Zürich entspricht.
Total gibt die Stadt Zürich jedes Jahr fast 170 Millionen Franken für Kultur aus, Tendenz steigend. Allerdings ist dieses Kostenwachstum nicht überdurchschnittlich in Zürich, und 170 Millionen Franken sind nicht einmal 2 Prozent des gesamten städtischen Aufwandes. Besonders viel Steuergeld benötigen die Theaterhäuser.
So ist die Situation in den grössten und bekanntesten Zürcher Kulturstätten:
Schauspielhaus Zürich
Das bekannteste Zürcher Theater mit seinen zwei Bühnen am Pfauen und im Schiffbau leidet unter Publikumsschwund. In der letzten Spielzeit kamen nur noch knapp 95’000 Besucherinnen und Besucher, was noch einer Auslastung von etwa 50 Prozent entspricht. Besonders am Pfauen ist der Saal bei den Aufführungen oft halb leer. So resultierte in der letzten Spielzeit auch im Schauspielhaus ein Millionendefizit, und das Eigenkapital schmolz auf 2,5 Millionen Franken.
Total zahlt die Stadt jährlich 38,8 Millionen Franken ans Schauspielhaus, was fast 85 Prozent des gesamten Aufwandes des Theaters entspricht. Mit dem Ticketverkauf nahm es nur gerade 3 Millionen Franken ein, 2 Millionen weniger als budgetiert. Nun soll 2025 eine neue Intendanz am Schauspielhaus für Aufschwung sorgen.
Theater am Neumarkt
Das kleine Theater am Neumarkt hat ein erfolgreiches Jahr hinter sich. Die total 197 Aufführungen in der letzten Spielzeit wurden von gut 17’000 Besucherinnen und Besuchern verfolgt. Daraus resultierte ein kleines Plus von 8000 Franken. Auch das Neumarkt-Theater lebt hauptsächlich von Steuergeld. Von den 5,47 Millionen Franken Einnahmen stammten in der letzten Spielzeit 4,89 Millionen aus der Stadtkasse.
Tonhalle Zürich
Finanziell eng ist es auch in der Tonhalle, welche vor einem guten Jahr in ihre renovierten Räumlichkeiten zurückkehren konnte. Die private Tonhalle-Gesellschaft musste wiederholt einen Verlust verbuchen, in der letzten Spielzeit war er mit knapp 700’000 Franken sogar noch höher als in der Pandemie-Saison 2021/2022.
102’000 Personen haben die Konzerte in der Tonhalle besucht. Das entspricht einer Auslastung von 79 Prozent. Obwohl die Tonhalle nach dem Niedergang der Credit Suisse mit der Privatbank LGT einen neuen Hauptsponsor finden konnte, spricht die Tonhalle von einer strukturellen Unterdeckung. Von den Einnahmen von 34 Millionen Franken stammen 20 Millionen aus der Stadtkasse. Die Stadt Zürich prüft derzeit die finanzielle Situation der Tonhalle-Gesellschaft.
Opernhaus Zürich
Das Opernhaus Zürich gehört dem Kanton Zürich und erhält von diesem jährlich 88,47 Millionen Franken Subventionen. Die Stadt Zürich zahlt keine Beiträge ans Opernhaus. Total liegen die Ausgaben bei jährlich 124 Millionen. In der letzten Spielzeit konnte das Haus total 241’000 Besucherinnen und Besucher begrüssen. Das bedeutet eine Auslastung von 90 Prozent.
Die Rote Fabrik
In Schieflage ist die alternative Rote Fabrik. Im Jahr 2022 fuhr sie mit all ihren Tätigkeiten einen Verlust von einer Viertelmillion Franken ein. Total haben 57’800 Personen die Veranstaltungen besucht. Die Rote Fabrik bekam 2022 Subventionen in der Höhe von 3,4 Millionen Franken. Total lagen die Einnahmen bei 4,9 Millionen. Die Geschäftsleitung hat für das Jahr 2023 bereits ein «substanzielles Defizit» angekündigt.
In einer früheren Fassung dieses Artikels hiess es fälschlicherweise, dass das Opernhaus in der letzten Spielzeit von 955’000 Personen besucht worden ist. Zudem sind die knapp 7 Millionen Franken Subventionen für den Zoo nicht 20 sondern nur 10 Prozent der Gesamtleistung des Unternehmens.
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