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Umbau im Zürcher Kulturzentrum
Was in der Roten Fabrik läuft – oder eben nicht

Eingerüsteter Trakt B: Wegen eines Brandes muss der Kopfteil der Roten Fabrik saniert werden. 
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Die Rote Fabrik in Wollishofen steckt hinter einem Baugerüst. Zumindest der Trakt B des Kultur- und Freizeitzentrums. Er wird in den kommenden zwei Jahren saniert. Die wichtigsten Informationen rund um die Bauarbeiten und was sie für den Betrieb des Hauses sowie die Besucherinnen und Besucher bedeuten.

Warum muss der Trakt B saniert werden?

Am 11. Mai 2012 ist in einem Technikraum ein Feuer ausgebrochen. Die Flammen haben hauptsächlich den Bereich des Trakts B beschädigt, der zur Strasse hin liegt. Vierzehn Ateliers wurden vollständig oder teilweise zerstört.

Auch die Aktionshalle, die unter dem vom Brand betroffenen Gebäudeteil liegt, konnte seither nur noch eingeschränkt genutzt werden: Statt rund 1300 Personen waren lediglich 900 zugelassen. Der entstandene Sachschaden war gemäss Polizeimeldung «enorm». Verletzte gab es aber keine. 

Feuer im Kultur- und Freizeitzentrum: In der Roten Fabrik war am Freitagmorgen, 11. Mai 2012, ein Brand ausgebrochen. Die Ursache konnte nie geklärt werden.

In der Folge versuchten Detektive der Stadtpolizei und Brandermittler der Kantonspolizei Zürich herauszufinden, weshalb das Feuer ausgebrochen war. Doch die Zerstörung war so gross, dass die Brandursache trotz umfangreichen Ermittlungen bis heute nicht eindeutig geklärt werden konnte. Immerhin: Hinweise auf Brandstiftung kamen bei den Untersuchungen nicht zutage.

Was geschieht derzeit auf der Baustelle?

Aktuell finden Abbrucharbeiten im Kopfbau vom Trakt B statt. Davor waren Schadstoffsanierungen (es wurde Asbest entdeckt) in den beschädigten Gebäudeteilen notwendig. Diese haben bereits am 27. Februar dieses Jahres begonnen. Die Stadt hat für diese Arbeiten eine spezialisierte Firma beauftragt, um zu gewährleisten, dass dadurch weder Mensch noch Umwelt gefährdet wird.

Die eigentlichen Bauarbeiten im Trakt B starten im August. Bis voraussichtlich April 2025 sollten gemäss aktueller Planung sämtliche Arbeiten abgeschlossen sein. Der genaue Terminplan wird derzeit noch erarbeitet.

Welche Neuerungen sind im Trakt B geplant?

Die vom Brand direkt betroffene Etage über der Aktionshalle, in der sich die Ateliers befanden, muss wegen der starken Schäden an Decken und Böden komplett ersetzt werden. Auch ein Dachaufbau aus den 1950er-Jahren ging in Flammen auf.

Neu sollen über der Aktionshalle zwei Obergeschosse entstehen, bisher gabs nur eines. Im Innern sind kleinere Anpassungen wie der Einbau einer neuen Teeküche sowie mehr Lavabos vorgesehen. 

Sowohl Ateliers als auch Aktionshalle sollen anschliessend wieder in vollem Umfang – wie vor dem Brandfall – genutzt werden können. Die Ateliers werden neu ausgeschrieben.

Wieso finden die Sanierungsarbeiten erst jetzt statt?

Es war bald klar, dass der vom Feuer betroffene Teil des Kulturzentrums komplett erneuert werden muss. Bereits im Sommer 2013 startete die Ausschreibung für Architektur- und Ingenieurbüros. Am 6. Januar 2015 erteilte die Bausektion der Stadt Zürich dem Hochbaudepartement die Bewilligung für ein Sanierungsprojekt.

Doch dann schaltete sich eine Gruppe von Anwohnern ein und bekämpfte den Bauentscheid. Hauptstreitpunkte waren Lärmemissionen des Betriebs sowie bauliche Massnahmen am denkmalgeschützten Objekt – insbesondere an der roten Backsteinfassade mit dem markanten Rautenmuster. 

2016 entschied das Verwaltungsgericht, dass die Stadt Zürich ein denkmalpflegerisches Gutachten zur Fassade einholen müsse, und gab den Anwohnern teilweise recht. In der Folge passte die Stadt ihr Projekt an. Das Verwaltungsgericht hiess den Umbau anschliessend gut.

Die Rekurrenten legten gegen den Entscheid erneut Beschwerde ein und zogen die Angelegenheit bis vor Bundesgericht. Dieses beurteilte die Kritik der Nachbarn am Projekt für unzureichend und wies die Beschwerde im Juli 2021 ab.

Erst mit diesem Urteil – fast zehn Jahre nach dem Brand – war der Weg frei für den Start der Instandsetzungsarbeiten.

Der Umbau kostet nun mehr als veranschlagt. Warum?

In der Zeit, in der die Sanierungsarbeiten durch Rekurse verzögert wurden, hat ein genereller Preisanstieg stattgefunden. Auch die gesetzlichen Anforderungen an den geplanten Umbau haben sich verändert. Zusätzlich notwendige Massnahmen zur Verbesserung der Statik und des Lärmschutzes sowie aufwendige Schadstoffsanierungen verteuerten das Projekt.

Deshalb übersteigen die Kosten den Kredit von gut 24 Millionen Franken, den der Zürcher Stadt- und Gemeinderat 2018 guthiess. Es war ein Zusatzkredit von 6,4 Millionen Franken erforderlich, den der Stadtrat im Juni 2022 genehmigte.

Nach jahrelangem Rechtsstreit geht es nun voran: Die Sanierungsarbeiten am Trakt B der Roten Fabrik haben begonnen.

Sind noch weitere Bauarbeiten in der Roten Fabrik vorgesehen? 

Ja. Bis Juli 2023 werden die Flachdächer der Fabrikhallen erneuert. In dieser Zeit finden unter anderem auch Schadstoffsanierungen in allen Gebäudeteilen statt. Ausserdem rüstet die Stadt die Rote Fabrik aus für die Umstellung auf die Fernwärme ab 2030.

Auch oben stehen Bauarbeiten an: Die Flachdächer der Roten Fabrik sollen bis Juli erneuert werden.

In den kommenden Monaten wird auch der Aussenbereich des Areals von Stolperstellen befreit – an einigen Stellen sind die Wurzeln der Bäume durchgebrochen – und am Seeufer verschwindet der Asphalt. Er wird durch einen sickerfähigen Belag ersetzt.

Grundriss der Roten Fabrik: Vom Brand betroffen war vor allem der Bereich oberhalb der Aktionshalle.

Ziel sei es, die Rote Fabrik für die kommenden 15 Jahre und damit bis zur nächsten planmässigen Gesamtinstandsetzung Mitte der 2030er-Jahre «gebrauchstauglich» zu machen, heisst es in einer Mitteilung der Stadt. Für diese Massnahmen hat der Stadtrat im Juni 2022 weitere Ausgaben in der Höhe von 4,6 Millionen Franken bewilligt.

Welchen Einfluss haben die Bauarbeiten auf den Kulturbetrieb?

Für die Besucherinnen und Besucher der Roten Fabrik bestehen keine Einschränkungen. Veranstaltungen können auch während der Umbauten regulär auf dem Areal der Roten Fabrik und in den Gebäuden durchgeführt werden. Einzig die Aktionshalle bleibt geschlossen. Die Stadt hat jedoch ein Budget von 930’000 Franken gutgeheissen, um während der Bauarbeiten alternative Spielstätten zu mieten. 

Bleibt währen zweier Jahre geschlossen: Die Aktionshalle in der Roten Fabrik.

Ein Event wird allerdings von den Umbauarbeiten tangiert: die Lethargy. Am Festival für elektronische Musik und digitale Kunst, das vom 11. bis zum 13. August 2023 stattfindet, sind weniger Menschen auf dem Areal zugelassen. Deshalb empfiehlt es sich, frühzeitig Tickets zu kaufen.