Aufschwung im Arbeitsmarkt So viele offene Stellen wie noch nie
Der Schweizer Arbeitsmarkt erholt sich von den Folgen der Corona-Krise. Unternehmen kämpfen damit, ihre Vakanzen zu besetzen. Immer wichtiger wird bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz ein Impfnachweis.
Für den Schweizer Arbeitsmarkt stehen die Zeichen deutlich auf Grün. Es gibt mehr Beschäftigte als vor der Pandemie und viele Unternehmen wollen mehr Personal einstellen.
Konkret lag die Beschäftigung im dritten Quartal dieses Jahres 0,9 Prozent über dem Vorkrisenniveau, wie dem am Dienstag publizierten Monitor Schweiz der Credit Suisse zu entnehmen ist. Für 2022 rechnet die Bank gar mit einem Beschäftigungswachstum von 1,2 Prozent.
Insbesondere seit dem Frühling 2021 ist die Anzahl ausgeschriebener Stellen wieder gestiegen und erreichte im dritten Quartal ein Rekordhoch. Für die Arbeitgeber ist es aufgrund der hohen Beschäftigung schwieriger geworden, offene Arbeitsplätze zu besetzen.
Vor allem in der IT-Branche, den Architekturbüros, der chemisch-pharmazeutischen Industrie und im Maschinenbau macht sich der Fachkräftemängel gemäss CS-Ökonomin Emilie Gachet bemerkbar. Aber auch im Gesundheits- oder Sozialwesen ist zu spüren, dass es mehr offene Stellen gibt als Jobsuchende.
Umorientierung in der Gastrobranche
In der Gastronomie ist die Arbeitsmarktanspannung zwar kleiner. Dies berücksichtige aber nicht, dass viele aus dem Gewerbe sich während der Pandemie umorientiert hätten.
Gemäss einer Umfrage sind 18 Prozent der Beschäftigen aus der Gastronomie mittlerweile in einer anderen Branche tätig. Zum Vergleich: Über alle Branchen hinweg haben sich 9 Prozent aller Arbeitnehmenden umorientiert.
Die Rekrutierungsschwierigkeiten führen zudem zu Lohndruck. Die CS-Ökonomen gehen von einem nominalen Lohnwachstum von 0,8 Prozent aus. Aufgrund der erwarteten Inflation wird aber mit leicht sinkenden Reallöhnen gerechnet.
Regionale Unterschiede
Auch der aktuelle Employment Outlook Survey des Personalvermittlers Manpower schätzt die Beschäftigungsaussichten in der Schweiz so positiv wie noch nie seit 2005 ein. Zwar gibt es je nach Region und Branche einige Unterschiede, im Mittel planen aber 42 Prozent der Unternehmen mehr Personal einzustellen. Nur 12 Prozent sehen Entlassungen vor. Daraus ergebe sich ein Netto-Beschäftigungsausblick von 30 Prozent, heisst es in der am Dienstag veröffentlichten Studie.
Unternehmen müsse es nun gelingen, sich an den Markt anzupassen, um ihre Vakanzen zu besetzen. Es stelle sich die Frage, ob es einem Betrieb gelinge, bei der Gewinnung und Bindung von Talenten die Nase vorn zu haben, sagt Igor Hahn, Operations Director von Manpower Schweiz.
Mit Blick auf die Regionen sind insbesondere die Unternehmen in der Zentralschweiz zuversichtlich. Hier planen netto 50 Prozent der Firmen, Personal einzustellen. Auch Zürich oder das Espace Mittelland mit je 33 Prozent oder die Genferseeregion mit 25 Prozent sind optimistisch. Einzig im Tessin ist der Nettobeschäftigungsausblick mit minus 5 Prozent negativ.
Impfnachweis immer wichtiger
Die Pandemie schürt nach wie vor Unsicherheit, wobei die Zertifikatspflicht insbesondere auf die Gastronomie Einfluss ausübt (Lesen Sie zum Thema: Restaurants vor möglicher 2-G-Pflicht – «Es ist zum Schreien»). Gemäss CS-Ökonom Claude Maurer sind die Auswirkungen auf die Wirtschaft im Allgemeinen aber mit jeder neuen Corona-Welle kleiner geworden.
Immer wichtiger wird derweil ein Impfnachweis. Nachdem im zweiten Quartal 2021 noch 49 Prozent der Unternehmen keinerlei Pläne für Richtlinien hatten und den Impfentscheid ihren Mitarbeitenden überlassen wollten, sind es nun lediglich 24 Prozent.
Bereits 15 Prozent der Unternehmen schreiben mittlerweile für eine Rückkehr an den Arbeitsplatz eine Doppelimpfung mit Nachweis vor, 13 Prozent sind in der Planung für eine solche Nachweispflicht. 21 Prozent sehen die Impfung als Pflicht für bestimmte Mitarbeiterrollen vor.
Dabei hat die Unternehmensgrösse einen Einfluss auf den Impfzwang, heisst es weiter. So ermutigen grosse Unternehmen ihre Mitarbeitenden eher über Anreize, mittelgrosse Betriebe schreiben hingegen die Impfung am ehesten vor. Kleine Unternehmen überlassen die Entscheidung am ehesten dem Einzelnen.
SDA/aru
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