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Geldblog: Idorsia, Relief Therapeutics und Evolva
So riskant ist die Investition in Biotechaktien

Gute Erfolgsaussichten: Idorsia hat soeben die erste Marktzulassung für ein Medikament erhalten.
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Auf einem Sparkonto haben wir zur Sicherheit 50'000 Franken. Mehr als den doppelten Betrag haben wir seit Jahren bei einer anderen Bank in sicheren SMI-Aktien angelegt – ABB, Roche, Alcon, UBS zu einem sehr tiefen Einstandskurs. Nach grösstenteils drastischen Kurseinbrüchen habe ich in der vergangenen Woche damit begonnen, zusätzliche CHF 40'000 Franken in Biotechaktien zu investieren: Molecular Partners, Santhera, Newron, ObsEva, Relief, Evolva, Addex, Idorsia. Mir ist absolut bewusst, dass das Risiko teilweise sehr hoch ist. Aber wir benötigen dieses Geld nicht, der Anlagehorizont könnte 10 oder sogar 20 Jahre betragen. Mich würde interessieren, wie Sie die erwähnten Firmen einschätzen? Leserfrage von C.S.

Ich halte alle von Ihnen neu gekauften Biotechaktien für riskant. Je nach Titel sind die Risiken allerdings noch höher als bei anderen. Idorsia etwa hat aus meiner Sicht eine gute Erfolgswahrscheinlichkeit. Das zeigt der Durchbruch beim Schlafmittel Daridorexant, für das das Biotechunternehmen von der US-Gesundheitsbehörde FDA die erhoffte Zulassung erhalten hat. Das ist für Idorsia ein entscheidender Meilenstein. Es ist die erste Marktzulassung für Idorsia.

Dem Ehepaar Martine und Jean-Paul Clozel, das hinter Idorsia steht und das die später von Johnson&Johnson übernommene Actelion zum Erfolg führten, traue ich viel zu. Sie verfügen nicht nur über eine hohe Expertise im Biotechbereich, sondern haben auch bewiesen, dass sie Forschungsresultate zum Nutzen der Investoren zu Geld machen können.

Skeptisch bin ich indes bei Relief Therapeutics. Mag sein, dass auch hier eines der Medikamente über den Studienstatus hinaus gelangt und schliesslich zugelassen wird. Nach mehreren Rückschlägen ist die Wahrscheinlichkeit indes deutlich gesunken und irgendwann wird das Geld knapp. Dann braucht es neue Geldgeber oder es droht der Totalabsturz. Das Beispiel zeigt, wie unterschiedlich die Risiken bei den von Ihnen erwähnten Titeln sind. Selbst bei der schon gut etablierten Idorsia ist letztendlich immer alles möglich.

Sollte eines der Unternehmen einen Durchbruch schaffen, können Sie allfällige Buchverluste bei den anderen locker kompensieren.

Das Gleiche lässt sich zu Evolva sagen, welche im Nahrungsmittelsektor seit Jahren an einem Süssstoff geforscht hatte und diesen auch vermarkten kann, deren Aktie aber trotzdem zu den Pennystocks an der Schweizer Börse gehören, weil viele Anlegerinnen und Anleger längst das Vertrauen verloren haben.

Etwas Hoffnung macht aus meiner Sicht die Tatsache, dass Veraison neu mit rund 7,5 Millionen Franken bei Evlova eingestiegen ist und 63,8 Millionen Aktien erworben hat. Das Unternehmen bekommt so zusätzliches Kapital und einen aktiven Investor, der sich in der Vergangenheit erfolgreich bei anderen Börsenfirmen eingebracht hatte. Künftig wird Veraison 6,2 Prozent am Evolva-Kapital halten und soll im VR der Biotechfirma Einsitz nehmen, was ein gutes Signal ist. Positiv bei Evolva ist, dass die Firma nicht nur forscht, sondern bereits Produkte hat, die sie vermarkten und damit auch Umsatz generieren kann. Dennoch bleiben auch bei diesem Unternehmen die Risiken für Sie sehr hoch.

Ihren Zeilen entnehme ich allerdings, dass Sie sich bewusst sind, dass Ihre Anlage in die kleinen Biotechfirmen riskant ist und Sie das Geld sehr lange nicht brauchen. Letztlich ist es eine Spekulation. Sollte eines der Unternehmen einen Durchbruch schaffen, können Sie allfällige Buchverluste bei den anderen locker kompensieren. Es ist aber auch möglich, dass keine der Firmen Erfolg hat. Als Absicherung haben Sie die Cash-Position.

Allerdings müssen Sie sich bewusst sein, dass auch die Gesamtrisiken in Ihrem Depot hoch sind. 70 Prozent Ihres Geldes steckt in Aktien. 40 Prozent in hochspekulativen Aktien. Bei den von Ihnen als sicher eingestuften Aktien, die dem Swiss Market Index angehören, sollten Sie sich zudem nicht ganz so sicher fühlen. Die Papiere der UBS haben Sie immerhin zu einem tiefen Preis gekauft, doch auch bei der ABB oder Alcon kann es jederzeit zu Rückschlägen kommen. Aus meiner Sicht tragen Sie ein Klumpenrisiko sowohl punkto Einzelaktien als auch punkto Anlageklassen. Ich würde mir überlegen, ob Sie nicht eine breitere Diversifikation realisieren möchten, um Ihre Risiken zu senken.