Geldblog: Bachem Holding AGSchweizer Biotechfirma lockt mit zweistelligen Wachstumsraten
Auch in der Schweiz gibt es wenig bekannte Wachstumsaktien, wie etwa die Biotechfirma Bachem. Was Anleger wissen sollten.
Ich habe schon seit geraumer Zeit Bachem-Aktien im Depot. Leider hat sich die Aktie vom Höchstwert von 855 Franken nur noch nach unten orientiert und bewegt sich aktuell auf 608 Franken. Was ist mit dieser Aktie, soll ich verkaufen oder zuwarten? Leserfrage von H.N.
Bachem ist eine spannende Wachstumsfirma, die in der breiten Öffentlichkeit wenig bekannt ist, den Aktionären aber in den letzten Jahren viel Freude gemacht und auch operativ mit hohen Wachstumszahlen geglänzt hatte. Das 1971 gegründete Biotechunternehmen aus dem Kanton Basel-Land ist ein Zulieferer für die Pharma- und Chemieindustrie und fokussiert sich auf die Produktion von Peptiden und Peptid-basierten Biochemikalien. Unter Peptiden versteht man Ketten von bis zu rund 100 Aminosäuren, welche als Wirkstoffe in Medikamenten verwendet werden. Eingesetzt werden diese etwa zur Therapie von Krebs, Diabetes oder Fettleibigkeit.
Auch in diesem Jahr hat Bachem ein starkes Wachstum erreicht. Im ersten Semester stiegen die Verkäufe um satte 35 Prozent auf 239,1 Millionen Franken. Der Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA ging um 42,5 Prozent auf 75,5 Millionen Franken in die Höhe und der Reingewinn um über 60 Prozent auf 53,1 Millionen Franken. Diese Zahlen sagen schon einiges. Von solchem Wachstum können andere Firmen nur träumen.
Wenn Sie die Aktienkursentwicklung in den letzten 20 Jahren anschauen, sehen Sie einen traumhaften Kursanstieg.
Obschon an der Börse die Erwartungen an Bachem hoch sind, wurden die Erwartungen übertroffen. Auch in Zukunft verspricht das Management ein starkes Wachstum. Weil es so gut läuft, wurde das Umsatzziel angehoben: Das Umsatzziel von 500 Millionen Franken wird gemäss Firmenprognose bereits dieses statt erst nächstes Jahr erreicht. Zum Vergleich: Im letzten Jahr erwirtschaftete Bachem einen Umsatz von 402 Millionen Franken. In diesem Jahr sollen es also mindestens rund 100 Millionen mehr sein. Auch in den nächsten fünf Jahren geht Bachem von einem durchschnittlichen jährlichen Umsatzwachstum von rund 15 Prozent aus. Noch mehr wachsen will die Firma beim Betriebsgewinn auf Stufe EBIT.
All diese Faktoren sprechen eigentlich auch für einen steigenden Aktienkurs. Langfristig war dies der Fall. Wenn Sie die Aktienkursentwicklung in den letzten 20 Jahren anschauen, sehen Sie einen traumhaften Kursanstieg.
Kurzfristig ist die Luft bei den Bachem-Aktien aber etwas draussen. Seit Mitte Oktober, als die Papiere einen Höchstwert erreicht hatten, sind sie mehr oder weniger auf Talfahrt. Der Grund dafür liegt nicht etwa in schlechte Zahlen, sondern im Umstand, dass Bachem eine Kapitalerhöhung durchgeführt hat. Das Unternehmen will seine Kapazitäten über alle Standorte und Geschäftsfelder hinweg ausbauen – um eben mehr wachsen zu können. Bereits wurde mit dem Ausbau der Produktion am Hauptstandort Bubendorf begonnen. Im Rahmen der Kapitalerhöhung hat Bachem 583,5 Millionen Franken am Kapitalmarkt eingesammelt und 750'000 Aktien zu 778 Franken pro Papier platziert.
Kurzfristig ist dies für den Kurs belastend. Wenn dieses neue Kapital aber erfolgreich in zusätzliches Wachstum investiert wird, lohnt sich dies auch für Sie als bestehender Aktionär. Einige Investoren irritierte wohl auch, dass Grossaktionär und Firmengründer Peter Grogg, der über die Hälfte am Unternehmen hält, sich nicht an der Kapitalerhöhung beteiligt hatte. Dass Bachem eine hohe Bewertung aufweist und einige Investoren ihre Gewinne ins Trockene gebracht haben, dürfte den Kurs zusätzlich gedrückt haben.
Zudem hat Bachem auch an der Börse Konkurrenz bekommen, nämlich durch den Börsenneuling Polypeptide. Auch dieser Pharmazulieferer, der im Frühling an die Schweizer Börse kam, ist ebenfalls auf Peptide spezialisiert und in den letzten Jahren stark gewachsen. Ich gehe davon aus, dass die Bachem-Papiere wegen der Kapitalerhöhung und der hohen Bewertung noch etwas belastet bleiben. Mittelfristig sehe ich aber bei dieser Aktie weiteres Kurspotenzial. Daher würde ich nicht verkaufen.
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