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Tamedia-Umfragen erklärt
So kommen unsere Umfrageresultate zustande

Die grosse Onlinereichweite garantiert viele Teilnehmende: Redaktion von Tamedia in Zürich.
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Die Abstimmungs- und Wahlumfragen von «20 Minuten»/Tamedia werden in Zusammenarbeit mit LeeWas durchgeführt. Das Institut der Politikwissenschaftler Lucas Leemann und Fabio Wasserfallen hat sich auf politische und gesellschaftliche Meinungsforschung spezialisiert. Es arbeitet nicht nach traditioneller Methode, sondern mit statistischer Modellierung. Hier wird erklärt, was das bedeutet:

Auf welcher Grundlage basieren die Auswertungen?

Vor und nach Abstimmungen oder Wahlen führen die Newsportale von Tamedia und «20 Minuten» Onlineumfragen durch, an denen sich jeweils mehrere Tausend Personen beteiligen. Die Teilnehmenden geben nicht nur an, wie sie stimmen werden und warum. Sie machen unter anderem auch Angaben zu folgenden Merkmalen:

  • Alter

  • Geschlecht

  • Muttersprache

  • Ausbildung

  • Haushaltseinkommen

  • Wohnort und Region (Stadt, Agglomeration, Land)

  • Parteipräferenz

  • Teilnahmehäufigkeit an Wahlen und Abstimmungen

So ergibt sich ein Persönlichkeitsprofil der Teilnehmenden mit demografischen, geografischen und politischen Informationen.

Wie funktioniert die statistische Modellierung?

LeeWas analysiert die Angaben der Teilnehmenden in einem mehrstufigen Verfahren. Es basiert auf statistischen Modellen und ist komplex, wie das Institut selbst in seinem Methodenbericht schreibt. Vereinfacht gesagt werden die Umfragedaten in drei Schritten ausgewertet, damit die Stichprobe der Struktur der Stimmbevölkerung entspricht.

  • Im ersten Schritt definiert LeeWas verschiedene Idealtypen (beispielsweise 18- bis 35-jährige Bernerinnen, die in der Stadt wohnen, einen Lehrabschluss haben und mit der FDP sympathisieren).

  • Im zweiten Schritt wird für jeden möglichen Idealtyp die erwartete Unterstützung modelliert.

  • Im dritten Schritt wird die Unterstützung in der gesamten Stimmbevölkerung berechnet.

LeeWas teilt die Stimmbevölkerung in über 20’000 solcher Idealtypen ein, modelliert dann die Zustimmung für eine Vorlage für jeden Typ und rechnet die Werte auf die gesamte Stimmbevölkerung hoch. Eine wichtige Annahme der Methode ist, dass Personen desselben Typs gleich abstimmen. Sie geht also davon aus, dass sich 18- bis 35-jährige Bernerinnen, die eine Berufslehre absolviert haben, in der Stadt leben, mit der FDP sympathisieren und an der Umfrage teilgenommen haben, nicht systematisch von gleichaltrigen Bernerinnen mit denselben Merkmalen unterscheiden, die nicht teilgenommen haben.

Welche Vorteile bietet dieses Vorgehen?

Es basiert auf offenen Umfragen, an denen theoretisch alle Stimmberechtigten teilnehmen können. Die breite Onlinereichweite von «20 Minuten» und Tamedia garantiert viele Teilnehmende. Deshalb stützen sich die Auswertungen auf ein grösseres Sample als traditionelle Telefonbefragungen mit einer Zufallsstichprobe von etwa 1000 Teilnehmenden.

Zudem führt die statistische Modellierung gemäss LeeWas zu genaueren und detaillierteren Resultaten als eine klassische Gewichtung. Bei Letzterer werden Stichproben einfach der Bevölkerung angepasst. Nehmen beispielsweise zu wenige junge Männer teil, werden ihre Antworten stärker gewichtet als diejenigen von Altersklassen, die bei der Umfrage überrepräsentiert sind. Bei einer statistischen Modellierung werden mehr Faktoren berücksichtigt, was auch räumlich vertiefte Analysen ermöglicht.

Welche Schwierigkeiten bringt die Methode mit sich?

Bei einer offenen Onlineumfrage nehmen Personen aus verschiedenen Bevölkerungsgruppen unterschiedlich oft teil. Es handelt sich nicht um eine zufällig ausgewählte Stichprobe. Deshalb bedarf es einer komplexen statistischen Modellierung, um mögliche Verzerrungen auszugleichen. In der Theorie orientiert sie sich unter anderem an der aktuellen Forschung zu Mehrebenenmodellen und Poststratifikation, was für Laien schwierig nachzuvollziehen ist. Für die Auswertung braucht es grosses statistisches Wissen und Erfahrung.

Wie verlässlich sind die Umfragen?

Das beste Qualitätsmerkmal ist die Validierung an der Realität. Die letzten Umfragen, die vor dem Abstimmungssonntag publiziert werden, können mit dem tatsächlichen Resultat an der Urne verglichen werden. Wir haben alle 68 eidgenössischen Volksabstimmungen zwischen dem 9. Februar 2014 und dem 13. Juni 2021 analysiert, bei denen LeeWas seine Modellierungen-Methodik angewandt hat:

Bei 32 von 68 Vorlagen waren die Vorhersagen von LeeWas näher am Ergebnis als die SRG-Trendumfrage, die im Kern auf Telefonbefragungen basiert. 31-mal war die SRG genauer, viermal hatten die beiden Umfragen das gleiche Resultat vorausgesagt, einmal führte die SRG keine Umfrage durch, weshalb ein Vergleich entfällt. Die Auswertung zeigt, dass die Methode von LeeWas mindestens so gut abschneidet wie der traditionelle Ansatz.

Praktisch immer sagten die Umfragen von «20 Minuten»/Tamedia den richtigen Ausgang (Ja/Nein) voraus. Zu den wenigen Ausnahmen gehört die Masseneinwanderungsinitiative, die 2014 überraschend und äusserst knapp mit 50,3 Prozent Zustimmung angenommen wurde. Manchmal prognostizierten sie das genaue Resultat, manchmal lagen sie daneben. Im Durchschnitt aller Vorlagen wichen die Berechnungen von LeeWas 6,5 Prozentpunkte vom Ergebnis ab, diejenigen der SRG 6,6 Prozentpunkte. Beide angewandten Methoden sind also verlässlich, eine gewisse Unsicherheit besteht bei Umfragen immer.