So geht Homeschooling
Eine Schule im Kanton St. Gallen hat sich auf den Ernstfall vorbereitet. Wie der Online-Unterricht anlief, zeigen wir im Video.
Die Stühle im Klassenzimmer des Schulzentrums Sproochbrugg in Zuckenriet stehen ordentlich versorgt auf dem Tisch. Franz Eugster sitzt an seinem Lehrerpult. Normalerweise unterrichtet er hier die Sekundarklasse S1b, doch heute sitzt er alleine im Zimmer. Zur gleichen Zeit sitzen seine Schüler zu Hause an ihren Laptops. Online sind sie alle miteinander verbunden.
Nach einem kurzen Appell startet der «Menschen und Technik»-Unterricht. Das Thema heute: Die menschliche Lunge. «Warum atmet ein Kleinkind schneller als ein Erwachsener? Diese Frage geht an dich, Lena.»
Unterricht geht nahtlos weiter
Im Schulhof steht Schulleiter Freddy Noser. «Leere Klassenzimmer, leere Pausenplätze. Ein trauriger Anblick.» Seit der Schulschliessung sitzen keine Oberstüfler mehr in der Sproochbrugg und knobeln an Algebra-Aufgaben herum. Er hoffe, dass die Situation schnell wieder vorbeigehe, so Noser.
Schon vor Wochen hat er mit seinen Lehrkräften, nach Ausbruch des Coronavirus, die ersten Vorbereitungen für einen Plan B getroffen. Der Unterricht sollte im Falle einer Schulschliessung nahtlos weitergehen. Dieser Plan B wird jetzt in die Tat umgesetzt.
Überraschend normaler Unterricht
Die Schule stellte innerhalb von zwei Wochen einen virtuellen Schulunterricht für die 300 Schüler auf die Beine. Nosers Lehrer konnten vor der Schliessung mit ihren Schülern den Fernunterricht üben. «Wir wollten, dass wir die Vorbereitungen treffen können, solange die Schüler noch da sind», sagt Noser. Einen halben Kilometer entfernt sitzt Lena. Sie ist Schülerin in Franz Eugsters Klasse und beantwortet seine Frage zum Lungenvolumen eines Kleinkindes. «Weil das Neugeborene ein kleineres Lungenvolumen hat.» Lob vom Lehrer.
Die neue Situation bereitet ihr keine grosse Mühe. Sie könne sich gut konzentrieren, der Unterricht sei überraschend normal. Lehrer Eugster lobt die Disziplin seiner Klasse. Für die Schülerinnen und Schüler sei alles noch neu und aufregend. «Mal schauen, wie es in ein paar Wochen aussieht», sagt er schmunzelnd.
Plan B könnte zu Plan A werden
Kontrolliert wird Lena von Eugster ebenfalls virtuell: Die Schülerinnen und Schüler müssen gezeichnete Diagramme per Whatsapp in den Klassenchat stellen. Eugster nickt anerkennend; «etwas mehr Farbe» könnten einige Diagramme vertragen, kommentiert er in die Webcam.
Die Schule ist erst eine Woche zu. Die veränderte Situation ist noch neu, aussagekräftige Erfahrungswerte fehlen darum. Doch Schulleiter Nosers erstes Fazit ist positiv: «Wir sind sehr zufrieden. Die Schüler sind motiviert. Die Lehrer sind motiviert. Wir haben funktionierende Technik, die erstaunlich gut läuft.» Natürlich gebe es verschiedene Probleme, aber Noser setzt auf Learning by doing.
Es sei durchaus denkbar, dass dieser Pilotversuch Einfluss hat auf die Gestaltung des künftigen Stundenplans: Neue Medien werden wohl eine grössere Rolle spielen.
«Du kannst wie normal in der Schule weiter machen»: Schülerin Lena hat sich rasch an den Unterricht via Internet gewöhnt. (Video: Boris Gygax, Anthony Ackermann)
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