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Probefahrt Peugeot 408
So eigenwillig wie die eigene Geschichte

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Vorerst gibt es zwei Plug-ins und einen Benziner, eine Elektroversion folgt erst 2024.
Höher als eine Limousine, flacher als ein SUV und mit Coupé-Heck: Nach Citroën bringt nun auch Peugeot eine wilde Karosserieform-Kreuzung.
Mit fast 4,7 Meter Länge gehört der neue 408 eigentlich in die Mittelklasse. Doch davon will der Hersteller nichts wissen.
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Auch wenn dies Mercedes-Benz gern für sich beanspruchen würde: Die älteste noch existierende Automarke ist Peugeot. Carl Benz hat zwar 1886 mit seinem Patent-Motorwagen Nummer 1 das Auto erfunden und danach Fahrzeuge und Motoren hergestellt, doch bis zur Gründung der heutigen Marke Mercedes-Benz dauerte es noch vierzig Jahre. Die Franzosen hingegen nahmen bereits 1891 unter dem Markennamen Peugeot die Serienproduktion des Serpollet-Dampfdreirads auf. Die Firmengründung erfolgte bereits 1810. Seither hat Peugeot diverse Produkte in den verschiedensten Bereichen hergestellt: Sägeblätter und Uhrenfedern, landwirtschaftliche Geräte wie mechanische Schermaschinen, aber auch Rasierklingen, Bügeleisen oder Korsettstäbe. Natürlich nicht zu vergessen die beliebten Pfeffermühlen, die Peugeot seit 1842 bis heute herstellt.

In erster Linie ist Peugeot aber ein Fahrzeughersteller. Seit 1881 stellen die Franzosen Velos her, starteten 1899 die Produktion von Motorrädern und bauen seither auch leichte Nutzfahrzeuge. Das Kerngeschäft sind aber Autos: Über 50 Millionen PW wurden seit Start der Produktion 1891 produziert. Doch auch in diesem Bereich steht Peugeot vor einem weiteren Wandel: Ab 2030 wollen die Franzosen nämlich nur noch Elektroautos anbieten. Der Weg dahin ist längst aufgegleist: «Bis Ende 2023 sind alle unsere Modellreihen elektrifiziert, bis Ende 2025 gibt es für alle mindestens eine reine Elektrovariante», erläutert Pressesprecher Olivier Desserprit den Fahrplan.

Crossover oder Limousine?

Ein weiterer Schritt auf diesem Weg ist der neue 408, den Peugeot nun zu den Händlern bringt. Passend zur Strategie wird der Mittelklassewagen auch als Plug-in-Hybrid sowie als reine Elektroversion angeboten – Letztere lässt allerdings noch bis 2024 auf sich warten, was der Hersteller mit einem Kapazitätsengpass begründet. Wie der etwas längerer Citroën C5 trägt der neue 408 eine eigenwillige Karosserieform, eine Mischung aus Limousine, SUV und Coupé. Doch anders als beim Konzerngeschwister will Peugeot nicht von einer neumodischen Kreuzung sprechen. «Der 408 ist eine Schräghecklimousine», betont Desserprit und doppelt gleich nach: «Eine Limousine!» Und auch bei der Einstufung in ein Fahrzeugsegment vermischt das neue Modell die Grenzen: Mit 4,69 Meter Länge kratzt der 408 an der Mittelklasse, der Hersteller stuft ihn aber «am oberen Ende der Kompaktklasse» ein.

Seis drum – wichtig ist, wie sich ein Auto anfühlt, wie es aussieht, wie es fährt. Die extravagante Gestaltung ist wie immer Geschmackssache, genauso wie das markentypische Cockpit mit einem aussergewöhnlich kleinen Lenkrad und hoch platzierten Digitalinstrumenten. Peugeot verbaut dieses i-Cockpit genannte Layout seit zehn Jahren, es scheint bei den Kunden also gut anzukommen – ein sehr direktes Lenkgefühl und eine direkte Sicht auf Tacho und Co. sind die Vorteile. Allerdings können je nach Körpergrösse und Sitzposition die Anzeigen dahinter vom Lenkrad verdeckt sein. Erwähnenswert ist auch das neue Infotainmentsystem, das über einen zweiteiligen Touchscreen bedient wird: Unter dem grossen Bildschirm ist leicht abgewinkelt ein zweiter, schmaler Bildschirmstreifen, auf dem als sogenannte i-Toggles fünf Menüfunktionen hinterlegt werden können. Das ist praktisch und verleiht der Kommandozentrale einen modernen Look.

Mit und ohne E-Motor

Abgestimmt ist das neue Modell eher sportlich, ohne dass man dabei auf einen guten Federungskomfort verzichten muss – ganz anders als der sehr weich abgestimmte Citroën C5. Im Zusammenspiel mit dem kleinen Lenkrad und der direkten Lenkung kommt schnell Fahrfreude auf, auch weil der getestete Plug-in-Hybrid mit einer Systemleistung von 165 kW/225 PS kraftvoll beschleunigt und dank Elektro-Power jederzeit genügend Reserven hat. Mit einer vollen Batterie (12,4 kWh) soll er eine Strecke von bis zu 64 Kilometern rein elektrisch zurücklegen können – das ist genug, um die meisten Alltagsfahrten emissionsfrei absolvieren zu können. Geladen wird mit 3,7 kW, optional ist ein 7,4-kW-Ladegerät erhältlich. An einer Wallbox ist der Akku so in etwa 100 Minuten wieder voll. Ein zweiter Plug-in mit 133 kW/180 PS sowie ein reiner Benziner mit 96 kW/130 PS sind ebenfalls im Angebot.

Mit dem neuen 408 betritt Peugeot wieder einmal Neuland. Mit Plug-in-Hybriden und Elektroautos hat der Hersteller schon länger Erfahrung – es ist aber, trotz der enormen Vielfalt an Produkten, tatsächlich das erste Modell in der über 130-jährigen Geschichte mit einem Schrägheck. «Es stimmt schon, wir sind die Marke, die sich laufend neu erfindet», bestätigt Unternehmenssprecher Desserprit schmunzelnd. Kein anderer Autohersteller hat eine derart wechselhafte Geschichte wie die Marke mit dem Löwen im Logo. Darauf sind die Franzosen zu Recht stolz.