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Kolumne Krogerus & Tschäppeler
So bringen Sie jemanden dazu, sich zu ändern

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Im Jahr 1982 verbrachte der Psychologe William R. Miller ein Sabbatical in Norwegen und begleitete junge Psychologinnen und Psychologen an der Hjellestad-Klinik, einer Therapieeinrichtung für Alkoholkranke. Ihr wiederkehrendes Thema: Wie bringt man Patienten dazu, ihr Verhalten – in diesem Fall den Alkoholkonsum – zu verändern.

Miller bat die Psycholog:innen in einem Rollenspiel ihre eigenen Patienten darzustellen und er, Miller, war der Therapeut.

In der Nachbesprechung machten die jungen Psycholog:innen Miller darauf aufmerksam, dass er eine bestimmte Fragetechnik verwendete, die in keinem Lehrbuch stand – und die ihm selber gar nicht bewusst war.

Miller fragte immer so, dass der Patient, nicht der Therapeut für die Veränderung argumentiert. Er sagte nie: «Hier scheinen Sie ein Problem zu haben» oder: «Das hier sollten Sie ändern.» Er interpretierte nie, er analysierte nie, er fragte bloss stets so, dass der Patient erklärte, warum dieser sein Verhalten allenfalls verändern sollte.

Es war die Geburtsstunde der sogenannten motivierenden Gesprächsführung. Ein bahnbrechendes Konzept der kognitiven Verhaltenstherapie, in dessen Zentrum die Idee steht: Wir können einen Menschen nur schwer überreden, sich zu verändern. Aber wir können ihm helfen, seine eigene Motivation zur Veränderung zu finden.

Schematisch kann man den Vorgang so darstellen (siehe Zeichnung): Links des Rechtecks stehen vertikal die beiden Handlungsoptionen des Patienten: «Ich verändere nichts» und «Ich verändere etwas». Oberhalb des Rechtecks stehen vertikal die beiden Folgen der Handlung: «Vorteil» bzw. «Nachteil».

So ergeben sich in einer Matrix vier verschiedene Fragen, die man dem Patienten in dieser Reihenfolge stellt:

1. Welchen Vorteil sehen Sie, wenn Sie Ihr Verhalten nicht ändern?
Im Falle des Alkoholikers fragte Miller: «Was haben Sie davon, wenn Sie Alkohol trinken?» Eine absurde Frage, aber dadurch brachte er den Patienten dazu, über seine Sucht zu sprechen – ohne gleich in der Defensive zu sein.

2. Welchen Nachteil sehen Sie, wenn Sie Ihr Verhalten nicht ändern?
Hier beginnt der Patient selber darüber nachzudenken, warum sein Verhalten schädlich ist.

3. Was ist der Nachteil, wenn Sie sich verändern?
Hier erhalten wir einen Einblick in die Widerstände, Sorgen und vielleicht sogar Ängste, die den Patienten davon abhalten, sich zu verändern.

4. Was sind die Vorteile einer Veränderung?
Was wir hier nun hören, ist vermutlich etwas, was wir schon wissen, was wir der Person selbst hätten sagen können. Aber das ist das entscheidende an der Methode: Nicht wir sagen es der Person, sondern sie formuliert es selbst.

Dies ist keine Therapie-Kolumne. Und doch ist die Technik auch bei Veränderungen im Berufs- oder Familienalltag anwendbar. Denken Sie an eine Person, in Ihrem Unternehmen, im Freundeskreis oder in der Familie, die sich verändern will. Und probieren Sie die vier Fragen.

Mikael Krogerus ist «Magazin»-Redaktor, Roman Tschäppeler ist Kreativproduzent. rtmk.ch

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