Männer-Slalom in Sun ValleyKristoffersen gewinnt die Kugel und lädt Meillard zu seiner Hochzeit ein
Der Neuenburger zeigt einen ganz starken zweiten Lauf. Doch die Hypothek aus dem ersten Durchgang ist zu gross. Kristoffersen gewinnt die Kugel, sein Landsmann das Rennen.

Dieser Tag sei für ihn die Hölle, so sagt es Henrik Kristoffersen nach dem ersten Lauf dieses letzten Slaloms der Saison. Drei Stunden später ist es, als würde er gen Himmel schweben.
Im Ziel von Sun Valley schaut er auf die Anzeigetafel, es rattert in seinem Kopf, dann brüllt er die Erlösung hinaus, legt sich hin, schreit noch einmal nach oben, dann auch Richtung Publikum. Die ganze Last, die von ihm abfällt nach diesem langen Winter, ist in diesen paar Sekunden hörbar für jeden auf der Tribüne.
Der Norweger gewinnt in diesem Moment zum vierten Mal in seiner Karriere die kleine Kristallkugel für den besten Slalomfahrer. Mental nahm das den Ehrgeizling gerade in den letzten Tagen mit, dieser Kampf gegen den Franzosen Clément Noël und vor allem gegen Loïc Meillard drohte ihn zu zerfressen. Doch am Ende behält er die Nerven. Rang 4 hinter Landsmann Timon Haugan, Noël und dem Österreicher Fabio Gstrein reicht ihm zur nächsten Trophäe.
Meillard und die Kampfansage im 2. Lauf
Dabei hat es Meillard noch einmal richtig spannend gemacht. Nach dem 8. Platz im ersten Lauf gelingt ihm auf diesem fordernden Hang mit dem weichen Schnee eine Zauberfahrt. Er weiss, dass er alles riskieren muss, will er die 47 Punkte Rückstand auf Kristoffersen am allerletzten Renntag dieser Weltcupsaison noch wettmachen. Ihm gelingt gar die Laufbestzeit, obwohl die Strecke schon mächtig gezeichnet ist, als sich der 28-Jährige hinunterschwingt.
Meillard ist dann hinter Gstrein Zweiter, als Kristoffersen startet. Würde der Norweger ausscheiden, würde auch die fünfte Kristallkugel in die Schweiz wandern, nachdem Marco Odermatt schon den Gesamtweltcup, die Abfahrts-, Super-G- und Riesenslalomwertung für sich entschieden hat. Es wäre eine Premiere in der Geschichte des Weltcups gewesen, noch gar nie haben die Schweizer sämtliche Kugeln geholt. Und das tun sie auch 2024/25 nicht. Weil sich Kristoffersen direkt vor Meillard klassiert.
Zwei solche Läufe und Meillard wäre der Slalom-König
Meillard wäre erst der zweite Schweizer Slalom-Sieger gewesen nach Dumeng Giovanoli, der 1968, in der zweiten Weltcupsaison überhaupt, triumphierte. Und hätte er es im ersten Lauf besser verstanden, was es braucht auf diesem speziellen Schnee von Idaho, er hätte den Coup schaffen können. Doch er habe «die falsche Einstellung» gehabt, sagt Meillard gegenüber SRF. Heisst: «Es war schmierig, ich nahm daher etwas Druck von den Ski und fuhr sauber. Das war falsch. Im zweiten Lauf war mir alles egal, ich drückte voll. Es war das, was ich auch im ersten Durchgang hätte tun sollen.»
Beim Blick aufs Klassement wird klar: Hätte Meillard gewonnen wie in den letzten beiden Riesenslaloms und im letzten Slalom, hätte er Kristoffersen noch abgefangen. Doch all die vielen Konjunktive bleiben an diesem Donnerstagabend bestehen.
Die Enttäuschung über den verpassten zweiten Kugelgewinn nach dem eher unbedeutenden Sieg in der Parallelwertung 2020 dürfte bald dem Stolz auf eine starke Saison weichen, in der Meillard trotz immer wiederkehrender Rückenschmerzen zu acht Podestplätzen und drei Siegen fuhr. In der er sich letztlich hauchdünn Rang 2 in der Slalomwertung sicherte, einen Punkt vor Haugan und vier Punkte vor Noël. Und in der er vor allem das erlebte: Die Weltmeistertitel in Saalbach-Hinterglemm im Slalom und in der Team-Kombination sowie Bronze im Riesenslalom.
Es ist, woran Kristoffersen seinen Kontrahenten im Moment des Triumphs erinnert. Vor dem Rennen hat der eigenwillige und emotionsgeladene Norweger gesagt, er habe Meillard zu seiner Hochzeit im Sommer eingeladen – egal, wie das Duell ausgehe. Nun sagt er: «Ich bringe dann meine Kugel mit und er seine Goldmedaille. Wir werden dann beide zufrieden sein.» Wie recht er doch hat.
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Der Ticker zum Nachlesen – 1 Timon Haugan
Gewinnt der Norweger zum dritten Mal in diesem Winter einen Slalom? Sein Vorsprung auf Noël: eine Zehntel. Haugan startet stark, baut seinen Vorsprung aus, doch dann ist es nur noch eine Hundertstel. Es reicht ganz knapp. Sieg mit 3 Hundertsteln Vorsprung.
2 Clément Noël
Jetzt gehts noch um den Tagessieg. Noël hat 33 Hundertstel Vorsprung auf Gstrein und riskiert alles. Und es geht auf: Der Franzose führt mit 34 Hundertsteln Vorsprung.
3 Henrik Kristoffersen
Jetzt gehts um die Wurst – pardon, um die Kugel. Kristoffersen ist gefordert von Meillard, der nun auf Rang 2 liegt. Fällt er aus, geht die Kugel an den Neuenburger. Und oben hat er schon einmal ziemlich viel Mühe, verliert auch Zeit. Doch Kristoffersen schaffts. Er kommt auf Rang 2 ins Ziel und hat seine vierte Slalomkugel auf sicher. Da schreit er seine Erlösung gleich mehrmals ins Publikum.
4 Fabio Gstrein
Der Österreicher war im 1. Lauf 1,25 Sekunden schneller als Meillard, das ist ein gigantischer Vorsprung. Bis zur ersten Zwischenzeit verliert er drei Zehntel, dann nochmals 14 Hundertstel. Aber das ist immer noch eine grosse Reserve. 28 Hundertstel bleiben im Ziel übrig.
5 Lucas Pinheiro Braathen
Als Brasilianer wartet Pinheiro Braathen immer noch auf den ersten Sieg. Er bringt jetzt schon über eine Sekunde Vorsprung mit auf Meillard. Oben verliert er aber bereits eine halbe Sekunde. Und selbst dieses zeitliche Polster reicht nicht zur Führung. Pinheiro Braathen reiht sich auf Rang 2 ein. Sein Rückstand: 67 Hundertstel. In der Wiederholung ist zu sehen: Er hat gar eingefädelt.
6 Kristoffer Jakobsen
Der Schwede ist bekannt für sein Risiko, er bewegt sich oft an der Grenze – und oft darüber hinaus. Sein Vorsprung auf Meillard: 25 Hundertstel. Doch auch er kann nicht mithalten mit dem Neuenburger. Und dann fädelt er auch noch ein. Das ist ein bitteres Saisonende für Jakobsen.
7 Linus Strasser
Der Deutsche hat 21 Hundertstel Vorsprung auf Meillard – die sind aber schon bei der ersten Zwischenzeit weg. Der Schweizer bleibt in Führung. Strasser fährt mit 69 Hundertsteln Rückstand auf Rang 2.
8 Loïc Meillard
Jetzt gehts für den Neuenburger um alles, es braucht ein kleines Ski-Wunder, will er noch die kleine Kugel für den besten Slalomfahrer des Winters holen. Meillards Vorsprung auf Ritchie: 69 Hundertstel. Aber er müsste vor allem Henrik Kristoffersen abfangen, der nach dem 1. Lauf auf Rang 3 liegt. 47 Punkte liegt er hinter dem Norweger. Gelingt das tatsächlich noch?
Super Start von Meillard, aus 69 Hundertsteln macht er 97 Hundertstel Vorsprung, oben passt alles bei Meillard. Und auch im Mittelteil ist er gut unterwegs, das ist eine Kampfansage: Meillard führt mit 98 Hundertsteln Vorsprung.
9 Steven Amiez
Der Franzose mit dem aggressiven Fahrstil bringt 6 Zehntel Vorsprung mit auf Ritchie. Auch bei ihm schmilzt nicht nur der Schnee, sondern auch der Vorsprung rasant. Ritchie bleibt in Führung, Amiez ist jetzt Vierter – auch noch hinter Nef.
10 Manuel Feller
Der Österreicher war im letzten Winter der beste Slalomfahrer überhaupt. In dieser Saison konnte er nicht an seine Leistungen vom Vorjahr anknüpfen. Gibt es ein versöhnliches Saisonende für ihn? Feller büsst die 48 Hundertstel Vorsprung schnell ein. Es reicht nur zu Zwischenrang 7, das ist eine weitere Enttäuschung für ihn.
11 Victor Muffat-Jeandet
Der Routinier aus Frankreich war im ersten Durchgang 37 Hundertstel eher im Ziel als Ritchie. Doch auch bei ihm schmilzt der Vorsprung wie der Schnee von Sun Valley bei Frühlingstemperaturen. Rang 2 mit 33 Hundertsteln Rückstand.
12 Armand Marchant
Der Belgier versucht sich nun an der Zeit von Ritchie. 36 Hundertstel ist sein zeitliches Polster beim Start. Doch auch das reicht nicht – und zwar deutlich. Marchant fällt auf Rang 4 zurück und damit auch noch hinter Tanguy Nef.
13 Tanguy Nef
Der Genfer war im 1. Lauf 26 Hundertstel schneller als Ritchie. Oben hält er gut mit mit dem Amerikaner. Dann verliert er in einem Abschnitt 24 Hundertstel, im Ziel ist es Zwischenrang 2 mit 4 Zehnteln Rückstand. Das wird also sicher Punkte geben für Nef.
14 Samuel Kolega
Die Kroaten erleben heute einen schönen Tag mit dem Gewinn der kleinen Kristallkugel durch Zrinka Ljutic. Legen nun die Männer nach? Kolega bringt 17 Hundertstel Vorsprung mit auf Ritchie. Doch er verliert kontinuierlich Zeit – und kurz vor dem Ziel scheidet er aus.
15 Benjamin Ritchie
Der erste und einzige Amerikaner in diesem zweiten Lauf ist gestartet. 3 Zehntel Vorsprung sind es beim Start, fast 6 Zehntel im Ziel. Das war eine ganz starke Fahrt – und der Jubel in Sun Valley ist gross.
16 Dave Ryding
Der 38-jährige Routinier aus Chorley, Lancashire, bringt 7 Hundertstel Vorsprung mit auf Raschner. Der Brite attackiert – und ist oben nochmals eine Zehntel schneller als der Österreicher. Doch der letzte Abschnitt missglückt Ryding, da verliert er über 7 Zehntel. Am Ende kommt er als Sechster ins Ziel mit 41 Hundertsteln Rückstand.
17 Dominik Raschner
Und gleich folgt der dritte Österreicher. Raschner bringt schon 56 Hundertstel mit auf den führenden Kroaten. Das sieht gut aus, er baut den Vorsprung gar aus, bringt er das zeitliche Polster ins Ziel? Ja, Raschner führt mit zwei Zehnteln Vorsprung.
18 Johannes Strolz
Der nächste Österreicher ist unterwegs. Er war im ersten Durchgang ebenfalls eine halbe Sekunde schneller als Zubcic. Doch auch für Strolz reicht es nicht zur Führung: Rang 2 mit 14 Hundertsteln Rückstand.
19 Albert Popov
Der klein gewachsene Bulgare hat einen wunderbaren Winter hinter sich mit seinem ersten Weltcupsieg in Madonna di Campiglio. Am Start hat er eine halbe Sekunde Vorsprung auf Zubcic. Doch es reicht auch ihm nicht zur Führung: Rang 5 mit 31 Hundertsteln Rückstand.
20 Paco Rassat
Der 26-jährige Franzose ist in diesem Winter so richtig angekommen auf der Weltbühne. Allerdings scheidet er zu oft aus. So auch heute. Die Hälfte aller Slaloms hat er nicht beendet.
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