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Ferienfrust wegen voller Züge
Gedränge im Zug, Skigepäck im Gang: Was Reisende aktuell beachten sollten

Zugpassagiere mit Skiausrüstung fahren am Hauptbahnhof Zürich die Rolltreppe hinauf, fotografiert am 14. Februar 2021.
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In Kürze:
  • Wegen der Skiferien und vieler Wintersportler und Touristen sind gewisse Züge aktuell übervoll.
  • Die SBB setzen Zusatz- und Direktzüge in Wintersportgebiete ein, um Entlastung zu schaffen.
  • Sitzreservierungen und frühe Planung werden empfohlen, um Chaos zu vermeiden.
  • Verstellbare Sitzplätze könnten in Zukunft bei neuen Zügen mehr Flexibilität bieten.

Die Skiferien gehören für viele zu den schönsten Wochen des Jahres. Doch die Anreise im Zug gerät rasch einmal zum Albtraum: Viele Züge sind aktuell völlig überfüllt.

Gekämpft wird um jeden Zentimeter, wie Szenen am vergangenen Wochenende zeigten. Im Zug von Zürich ins Wallis ist jeder Platz belegt, sogar in der 1. Klasse. Gänge und Treppenstufen sind verstellt mit Gepäck, Ski, Schlitten und Snowboards. Der Ton ist gehässig, von Ferienstimmung nichts zu spüren. Zwischen Koffern und herumliegenden Skischuhen sitzt ein weinendes Kind, das von einem Sitz weggescheucht wurde, der reserviert war.

Bei der Mutter liegen die Nerven blank – und das bereits zu Ferienbeginn.

Ski und Rodel im Zugabteil mit Winterausrüstung.

Für Zugreisende und die SBB selbst werden die Winterwochen zunehmend zum Belastungstest. Nie zeigt sich deutlicher, dass die Doppelstöcker-Züge zwar ideal für Pendlerinnen und Pendler sind. Mit dem für Gepäck knapp bemessenen Platz eignen sich diese aber nur bedingt dafür, zusätzlich immer mehr Ausflügler und Touristen mit Sack und Pack in die Berge zu bringen.

Doch gerade der Freizeitverkehr hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Gemäss einem Bericht des Bundesamtes für Raumentwicklung (ARE) vom letzten Dezember machen Tourismus und Freizeitreisen mittlerweile über die Hälfte des Verkehrsaufkommens in der Schweiz aus.

Das spüren auch die SBB – besonders während der Skiferien. «Die grösste Zunahme an Fahrgästen während dieser Zeit verzeichnen wir wie im Vorjahr auf den Strecken Richtung Chur, Interlaken und Visp–Brig», sagt ein SBB-Sprecher. Auf diesen Strecken würden deshalb zusätzliche Züge eingesetzt.

Empfehlung: Direktzug, Reservation, Gepäck schicken

Ganz allgemein bieten die SBB während der Wintermonate zusätzliche Direktzüge in die Wintersportgebiete an, um die normalen Verbindungen zu entlasten. An Samstagen etwa fährt ein zusätzlicher Direktzug von Zürich nach Brig. Ferner verkehren an Wochenenden weitere Direktzüge von Genf via Bern und Zürich nach Chur sowie zwischen dem Flughafen Genf und dem Skigebiet Verbier. «Zudem gibt es während der Wintersaison neue Direktverbindungen von Zürich-HB nach Einsiedeln», fügt der SBB-Sprecher hinzu.

In die Skigebiete im Berner Oberland und ins Wallis fährt zudem auch die BLS mit einem Sonderzug von Bern aus.

Um chaotische Szenen und überfüllte Züge möglichst zu vermeiden, empfehlen die Bahnen Pendlerinnen und Wintersportlern, sich vorab über die beste Verbindung und die Auslastung der Züge zu informieren und sich entsprechend vorzubereiten. «Wir raten, das Gepäck möglichst kompakt zu halten und frühzeitig zu reisen», schreiben die SBB. Zudem rät die Bahn dazu, einen Sitzplatz zu reservieren.

Um das Problem mit den Gepäckbergen zu entschärfen, besteht zudem die Möglichkeit, die Skiausrüstung bereits vorher aufzugeben und gegen einen entsprechenden Zuschlag an die Zieladresse schicken zu lassen.

«Reisegepäck Tür zu Tür» nennt sich das Angebot – das aber gemäss den SBB noch zu wenig genutzt wird. Was wenig erstaunlich ist – das System ist kompliziert und geht ins Geld: Die Grundgebühr beträgt 50 Franken pro Weg, für jedes Gepäckstück kommen noch 12 Franken dazu. Gewisse Zustellzeiten und die Lieferung an autofreie Orte wie etwa die Riederalp im Wallis kosten zudem extra. Dadurch kann für eine Familie der Transport von drei Gepäckstücken schnell einmal gegen 250 Franken kosten.

Bahnen sollten besser informieren

Für Ueli Stückelberger, Direktor des Verbands öffentlicher Verkehr (VöV), sind trotz aktuell übervollen Zügen die Grenzen der Belastbarkeit im öffentlichen Verkehr noch nicht erreicht. Im Gegenteil: Um den ÖV-Anteil am Verkehr wie vom Bund geplant zu erhöhen, müsse es gelingen, noch mehr Freizeitreisende weg von der Strasse auf die Züge zu bringen.

«Dafür machen die Bahnen aktuell fast alles richtig», findet der ÖV-Verbandschef. Die zusätzlichen Freizeitreisenden konzentrierten sich stark auf einzelne Tage und Züge. «Deshalb ist es sinnvoll, zusätzliche Direktzüge in die Wintersportregionen einzusetzen und wenn nötig Waggons der 1. Klasse für Fahrgäste der 2. Klasse zu öffnen.»

Wo das nicht ausreiche, sei Gelassenheit gefragt. «Wer an einem sonnigen Wintertag am Sessellift anstehen muss, beschwert sich ja auch nicht», sagt Stückelberger.

Verbesserungspotenzial sieht er einzig bei der Information der Fahrgäste: «Es muss den Bahnen künftig noch besser gelingen, die Leute mit Informationen von den Spitzenzeiten wegzulenken und auf andere Züge und Uhrzeiten zu verteilen», so der VöV-Direktor.

Neue Zugabteile könnten verstellbar sein

Trotzdem müssen sich die Bahnen künftig noch stärker damit befassen, wie sie der zunehmenden Verschiebung vom Pendler- hin zu mehr Freizeitverkehr Rechnung tragen können – im dichten Schweizer Taktfahrplan ist das kein einfaches Unterfangen.

Eine Möglichkeit könnten neue, flexible Zugabteile bieten, wie sie derzeit etwa die Südostbahn (SOB) testet.

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Um zusätzlichen Platz für Gepäck, Ski oder Velos zu schaffen, lassen sich in modularen Abteilen bei Bedarf einzelne Sitzplätze ohne grossen Aufwand umklappen – eine sinnvolle Ergänzung zu den heutigen Pendlerzügen, findet VöV-Direktor Stückelberger. Bei künftigen Zugbeschaffungen könnten sich solche neuen Konzepte durchaus als sinnvoll erweisen.

Karikatur von einem Zug der SBB mit vielen kahlköpfigen Männern in den Fenstern. Eine Frau sagt: ’Das kommt von Haare raufen im ÖV!’