Ski-WM: Team-Kombination FrauenSilber für Holdener/Gut-Behrami – Shiffrin lässt Vonn alt aussehen
Lara Gut-Behrami bringt ihre Partnerin mit einem Sonderlob in Verlegenheit. Mikaela Shiffrin holt Gold mit Breezy Johnson – nach einem gröberen Knatsch.
![Wendy Holdener und Lara Gut-Behrami aus der Schweiz feiern ihren zweiten Platz bei der Teamkombination der Frauen bei der FIS Alpinen Ski-Weltmeisterschaften 2025 in Saalbach-Hinterglemm, Österreich.](https://cdn.unitycms.io/images/BU-Z4BWiKba947bw-0WYYj.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=WuTMO8FXIcg)
Als sie die Kamera sieht, springt sie zur Seite. Lara Gut-Behrami will nicht gefilmt werden, weil sie befürchtet, die Kontrolle zu verlieren. Gerade absolviert Wendy Holdener ihren Slalomlauf, mit ihr bildet sie in der Team-Kombination ein Duo. Holdener gelingt der Ritt durch die Stangen, sie fährt die beste Zeit, Gut-Behrami atmet auf und kommt aus ihrem Versteck heraus. Gemeinsam stehen sie nun da unten im Zielraum, die eine strahlt und die andere bibbert. Es ist Holdener, die so nervös wird, dass sie von Gut-Behrami beruhigt werden muss.
Auf Platz 12 nur liegt die Schweizer Paarung nach der Abfahrt, weil sich Gut-Behrami wieder schwergetan hat auf der WM-Piste. 1,29 Sekunden beträgt der Rückstand, die Medaille scheint relativ weit weg. Doch Duo um Duo fällt hinter Schweiz 1 zurück, nur Mikaela Shiffrin fängt Holdener im Slalom noch ab, gemeinsam mit Breezy Johnson wird sie Weltmeisterin. Für Holdener und Gut-Behrami gibt es Silber; sie holen ihre WM-Medaillen acht und neun, es sind Bestwerte in der Schweizer Ski-Geschichte.
Die Verwandlung von Gut-Behrami
Über den Stellenwert dieses Silber-Coups lässt sich streiten, selbst die Direktbeteiligten betonen gern, dass ihnen ein Podestplatz in einem Einzelrennen weitaus mehr bedeuten würde. Doch Gut-Behramis und Holdeners Freude ist nicht gespielt, im Gegenteil.
Während die Schweizer Männer ihre Nähe zueinander ausdrücken, indem sie sich die Haare rasieren und gegenseitig im Doof-Aussehen übertrumpfen, mögen es die beiden Kolleginnen schlichter, aber händchenhaltend wird dann doch gejubelt.
Und vorab von Gut-Behrami, die sich über Jahre hinweg als Einzelkämpferin verstanden hat, teilweise losgelöst vom Verband ihre Wege gegangen ist, mit starkem Ich-Bezug, sind Töne zu hören, die so nie zu vernehmen gewesen sind. 95 Prozent der Medaille würden Holdener gehören, sagt die 33-Jährige. «Wendy ist im Slalom eine Macht. Und sie ist eine Macht, wenn es ums Team geht. Von ihr kann ich noch viel lernen. Heute war ich nicht so schnell, und doch reichte es zu Silber. Hut ab vor Wendy.» Holdener steht daneben, wirkt gleichermassen verlegen und gerührt.
Holdener und Gut-Behrami, es ist ein Erfolgsduo, das in Saalbach die fünfte Schweizer Medaille gewinnt. «Ich bin schon im vergangenen Sommer auf Wendy zugegangen», sagt die Tessinerin, «ich dachte, das wäre eine coole Sache mit ihr.» Vor einer Woche jedoch liess Gut-Behrami via Sprachnachricht verlauten, sie werde die Team-Kombination eher nicht bestreiten. Die Kehrtwende kam dann doch noch. Es hat sich gelohnt.
Kommt es zur Fortsetzung bei Olympia?
Noch vor ein paar Jahren wäre eine Teilnahme Gut-Behramis an solch einem Rennen wohl undenkbar gewesen, und dem Vernehmen nach haben selbst Leute aus dem Swiss-Ski-Betreuerstab gestaunt, dass sie sich für den Start entschieden hat. Nach der Abfahrt schreibt sie Holdener noch eine aufmunternde Nachricht. Nach dem Rennen wird sie zur Handlangerin und trägt der Kollegin die Ski durch den Zielraum. Und sagt: «Ich bin bis jetzt immer nur für mich selbst gefahren. Es ist spannend, herauszufinden, wie schön es im Team ist.» Geplant ist, dass es zur Fortsetzung kommt: Holdener sagt, sie hoffe, an den Olympischen Spielen 2026 in Cortina wieder um den Sieg kämpfen zu können. Gut-Behrami wirft lachend ein, jene Piste sei weniger flach, «da kann ich die vier Zehntel vielleicht aufholen».
Es sind diese 39 Hundertstel, die zum totalen Triumph fehlen. Abfahrtsweltmeisterin Johnson und Shiffrin sind nicht zu schlagen, für Letztere handelt es sich um WM-Medaille Nummer 15, damit egalisiert sie die Rekordmarke der Deutschen Christl Cranz, die in den 1930ern aktiv war.
![US-Skifahrerinnen Mikaela Shiffrin und Breezy Johnson feiern mit Teammitgliedern den Sieg bei den FIS Alpinen Skiweltmeisterschaften Saalbach 2025 in Hinterglemm am 11. Februar 2025, vor einer amerikanischen Flagge.](https://cdn.unitycms.io/images/0d7074l9K2u99KwTNCPFMF.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=t1AjYX3qmpQ)
Dass ausgerechnet Shiffrin Gold holt, ist die irrwitzige Pointe in einer Geschichte, die in Saalbach zum Ski-Drama hochstilisiert wird. Auch sie hatte ihren Verzicht auf die Team-Kombination längst bekannt gegeben, änderte ihre Meinung jedoch. Mit Lindsey Vonn aber mochte sie kein Duo bilden, wenngleich die 40-Jährige sich das so sehr gewünscht hatte. 181 Weltcupsiege hätten sie vereint, selbst in den USA hätten es die beiden damit in die Schlagzeilen geschafft, was Vonn noch immer wichtig zu sein scheint. Shiffrin hingegen ist erfolgsorientiert, daher gab sie ihrer Landsfrau einen Korb.
Diese ist am Dienstagmorgen verstimmt, ja gar beleidigt. Sie habe von der Nominierung auf Instagram erfahren, und zwar als Letzte, «man hätte es mir persönlich mitteilen können», sagt sie gegenüber ORF. Nun ja, der Schmollmund wirkt im Nachhinein ziemlich deplatziert. Denn: Wäre Shiffrin mit Vonn angetreten, hätte es ihr nicht einmal in die Top 10 gereicht. Letztere beendete die Abfahrt nur auf Rang 21 und sagte: «Ich bin gefahren wie eine Schildkröte.»
Die Hälfte der Tribüne bleibt leer
Der Ausflug ins Tierreich passt derweil zur Aussage Stephanie Veniers, die nach Bronze mit Katharina Truppe findet, es sei ein «tierisch aufregendes Rennen» gewesen. Wie wahr: Als vor zwei Jahren in Courchevel und Méribel die klassische Kombination letztmals ausgetragen wurde, kam noch ein halbes Dutzend Athletinnen für einen Medaillengewinn infrage, die Zehnte hatte fünf Sekunden Rückstand.
Nun verliert selbst das zweite Schweizer Duo Corinne Suter und Camille Rast auf Platz 7 nur 76 Hundertstel. Doch so spannend die Premiere des neuen Zweiteilers auch sein mag, ein Gassenhauer ist er (noch) nicht. Mit Abstand am wenigsten Tickets aller WM-Rennen sind verkauft worden, und die Tribüne ist knapp zur Hälfte gefüllt – nach der Abfahrt machen Moderator und Expertin im österreichischen Fernsehen fast schon verzweifelt Werbung und bitten Kurzentschlossene, doch noch anzureisen.
7 – Schweiz 3
Auch die erste Schweizerin darf jetzt ran an in diesem Slalom. Malorie Blanc hat am Morgen Rang 20 herausgefahren, nun ist Mélanie Meillard unterwegs. Sie bringt nur 1 Hundertstel Vorsprung mit auf Hurt. Meillard startet gleich schnell wie Hurt, ist dann gar rasanter unterwegs als die Amerikanerin. IM Ziel ist es eine Führung von 83 Hundertsteln, das war ganz stark von Meillard.
6 – USA 3
Schon ist A.J. Hurt am Start, die von Lindsey Vonn eine ziemliche Hypothek aufgebürdet bekam. Sie riskiert alles und setzt sich mit 1,49 Sekunden Vorsprung an die Spitze.
5 – Andorra
Es geht Schlag auf Schlag, schon hat Carla Mijares Ruf für Andorra die Führung übernommen. Das Team mit Cande Moreno liegt jetzt um 7 Hundertstel vor Kanada.
4 – Kanada
Laurence St-Germain bringt Kanada in Führung, 1,58 Sekunden Vorsprung auf Frankreich.
3 – Frankreich 3
Caitlin McFarlane ist nicht gestartet, damit ist die Reihe schon an Clarisse Brèche. Trotz grossem Fehler führt sie locker vor der Bosnierin. Mit über 7 Sekunden Vorsprung.
1 – Bosnien-Herzegowina
Los gehts in diesem Slalom mit der Bosnierin Esma Alic. Ihre Teamkollegin Elvedina Muzaferija war am Morgen in der Abfahrt 26. und Letzte. Alic setzt eine erste Gesamt-Richtzeit: 2:54,64 Minuten. Diese wird noch um viele Sekunden unterboten werden.
Zusammenfassung nach der Abfahrt
Nach Teil 1 dieser Team-Kombination sind die Schweizer Teams schon etwas in Rücklage. Am besten klassiert ist das Duo Corinne Suter/Camille Rast, das als Neunte 1,04 Sekunden zurückliegt. Mit einem starken Slalomlauf kann Rast die Hypothek von Suter noch wettmachen.
Wendy Holdener hat von Lara Gut-Behrami eine Bürde von 1,29 Sekunden mit auf den Weg bekommen. Eliane Christen wird mit 1,56 Sekunden Rückstand starten, die Abfahrt fuhr Priska Ming-Nufer. Ohne Aussicht auf gute Plätze ist Mélanie Meillard. Teamkollegin Malorie Blanc verlor schon 2,50 Sekunden auf die Bestzeit von ihr: von Super-G-Bronzegewinnerin Lauren Macuga.
Die erst 22-jährige Amerikanerin sorgt für die Führung vor der Deutschen Emma Aicher und der Österreicherin Mirjam Puchner, die allerdings nur 23 und 28 Hundertstel einbüssen. Macuga bildet ihr Team mit Paula Moltzan, die der USA im Slalom am Nachmittag (ab 13.15 Uhr im Liveticker) Gold sichern kann. Doch das dürfte nicht ganz einfach werden, übernimmt von Aicher doch die hervorragende Slalomfahrerin Lena Dürr und von Puchner Katharina Liensberger.
Zudem lauert direkt hinter dem Podest Mikaela Shiffrin, deren Kollegin Breezy Johnson die viertschnellste Zeit des Morgens hinlegte. Auf das Podest fehlen nur 23 Hundertstel. Allerdings ist noch nicht klar, wie fit Shiffrin nach ihrer erlittenen Stichwunde schon wieder ist. Jedenfalls verzichtet sie auf den Riesenslalom am Donnerstag und fährt nur noch den WM-Slalom am Samstag.
Die Personalie Shiffrin hat im Vorfeld für einige Unruhe gesorgt. Lindsey Vonn, die Speedqueen, die auf diese Saison hin 40-jährig zurückgekehrt ist in den Weltcup, kündigte an, sie würde gerne mit Shiffrin ein Super-Duo bilden. «Wir würden zusammen 181 Weltcupsiege vereinen. Das wäre doch eine grossartige Geschichte», sagte Vonn an dieser WM in Saalbach. Doch Shiffrin winkte ab, auf die Team-Kombination verzichte sie.
Offenbar hat sich die 29-Jährige umentschieden. An diesem Dienstag ist sie mit der neuen Abfahrtweltmeisterin Johnson am Start. Vonn zeigte sich auch am Renntag noch enttäuscht und beleidigt über die Entscheidung – auch wenn sie sportlich die einzig richtige ist. Sie habe aus den sozialen Medien davon erfahren, «es wäre schön gewesen, hätte man mir den Entscheid wenigstens persönlich mitgeteilt». Shiffrin dürfte nicht ganz unglücklich sein, ist sie nicht mit Vonn angetreten. Während sie an diesem Nachmittag um die Medaillen kämpfen kann, muss Vonns Partnerin A.J. Hurt einen Rückstand von 2,51 Sekunden wettmachen.
Zwischenstand nach der Abfahrt
![Tabelle mit den Ergebnissen eines internationalen Wettbewerbs. Auffällige Länder sind USA, Deutschland und Österreich, mit erzielten Gesamtzeiten und Differenzzeiten. Jede Zeile zeigt die Rangnummer, Startnummer, Nation, Gesamtzeit und Zeitdifferenz.](https://cdn.unitycms.io/images/8Dk3A2x3a3DAFOQrvtxIcL.png?op=ocroped&val=1600,1067,1000,1000,0,0&sum=UXTobKWGGcQ)
26 Kanada
Das einzige kanadische Team macht den Abschluss dieses Morgens. Cassidy Gray stürzt sich als letzte Athletin die Abfahrt hinunter, Laurence St-Germain übernimmt dann im Slalom. Sie werden mit den Medaillen nichts zu tun haben. Gray kommt mit einem Rückstand von 3,54 Sekunden ins Ziel.
25 – Frankreich 3
Das vorletzte Team ist gestartet: Karen Clément legt die Zeit vor, Clarisse Brèche übernimmt im Slalom am frühen Nachmittag. Clément bürdet ihrer Kollegin auch schon einen grossen Rückstand auf: Sie verliert 4,04 Sekunden auf Macuga.
24 – Bosnien-Herzegowina
Mit Elvedina Muzaferija und Esma Alic stellt auch Bosnien hier ein Team. Muzaferija hat im Weltcup schon mehrmals geglänzt. Heute gelingt ihr keine gute Fahrt, sie büsst bereits 4,55 Sekunden ein.
23 – Frankreich 2
Schon ist die nächste Französin unterwegs: Romane Miradoli will vorlegen für Marion Chevrier. Das gelingt mässig. Miradoli verliert auch schon 2,37 Sekunden auf die führende Macuga.
22 – Frankreich 4
Jetzt kommt erst das drittletzte französische Team: Camille Cerutti/Caitlin McFarlane. Cerutti hat mit den vorderen Plätzen nichts zu tun: Zwischenrang 22 mit 4,11 Sekunden Rückstand.
21 – Andorra
Auch Andorra stellt ein Team, bestehend aus Cande Moreno und Carla Mijares Ruf. Moreno löst Lindsey Vonn am Tabellenende ab, mit 3,47 Sekunden Rückstand.
20 – Schweiz 4
Priska Ming-Nufer ist die letzte Schweizerin in dieser Kombinationsabfahrt. Sie legt vor für Eliane Christen. Sie veliert 1,56 Sekunden und liegt auf Rang 13.
19 – USA 3
Jetzt kommt Lindsey Vonn. Sie fährt bestimmt mit der Wut im Bauch, wollte sie doch mit Mikaela Shiffrin antreten. Jetzt tut sie das mit A.J. Hurt. Und Shiffrin dürfte nicht unglücklich darüber sein, die 40-Jähriger verliert extrem viel Zeit. Im Ziel sind es satte 2,51 Sekunden, damit ist sie noch ein Hundertstel langsamer als Blanc – und Letzte.
18 – USA 4
Das nächste US-Team ist gestartet: Jacqueline Wiles sorgt in der Abfahrt für die Vorlage, Katie Hensien wird den Slalom bestreiten. Wiles kann nicht mit den Schnellsten mithalten: Sie verliert genau 2 Sekunden, Rang 14.
17 – Österreich 4
Christina Ager fährt die Abfahrt, am Nachmittag ist Katharina Gallhuber am Start des Slaloms. Sie wird relativ früh ins Rennen steigen können, Ager verliert viel Zeit, 2,37 Sekunden Rückstand, Platz 15, knapp vor Malorie Blanc.
16 – Frankreich 1
Laura Gauché will jetzt die Grundlage legen für Slalomfahrerin Marie Lamure. Gauché schlägt sich ordentlich, Rang 8 mit 1,03 Sekunden Rückstand.
Zwischenklassement nach 15 Teams
![Ergebnisliste eines Rennens mit verschiedenen Ländern: USA, Deutschland, Österreich, Schweiz, Slowenien, Italien, Norwegen; die USA belegen den ersten und zweiten Platz.](https://cdn.unitycms.io/images/D14NwyE346y9VykduoAOKU.png?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=lpKYOttCzAs)
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