Skifahrer Stefan RogentinEr gewinnt im Weltcup – darum ist sein Problem so speziell
Der Bündner ist der viertbeste Super-G-Fahrer der Welt, sucht aber seit Monaten einen Hauptsponsor. Weshalb bloss?
Auf dem Helm gibt es keinen Schriftzug. Der Hut hat kein Logo. Stefan Rogentin ist nicht gerade inkognito unterwegs, aber irgendetwas fehlt beim Bündner. Etwas ziemlich Wichtiges.
Rogentin hat keinen Hauptsponsor, beim Training in Saas-Fee saust er dieser Tage mit einem unifarbenen Helm die Piste runter. Nun, ein Profisportler, der einen Geldgeber sucht, ist gewiss keine Seltenheit – bei Rogentin aber liegt der Fall etwas anders.
Er ist Skifahrer, das allein hebt ihn schon auf einen Sockel, weil die Alpinen hierzulande so viel Begeisterung auslösen und so viel Anerkennung erhalten wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Zudem ist er erfolgreicher denn je, gehört zum Schweizer Nationalteam, ist die Nummer 4 der Super-G-Weltrangliste. Und gewann im März in Saalbach die WM-Generalprobe in jener Disziplin.
Die wichtigste Einnahmequelle
Wie also konnte es so weit kommen? Jahrelang war der blaue Helm Rogentins Markenzeichen, mit der BKW als Partner drauf. Im Frühsommer lief der Vertrag mit dem Energie- und Infrastrukturunternehmen aus, und etwas überraschend wurde er nicht verlängert. Am 1. Juni kommunizierte Rogentin das auf Instagram und fragte sogleich in die Runde: «Kennst du jemanden, der infrage kommt?»
Fast fünf Monate sind vergangen, einen neuen Partner aber hat der 30-Jährige nicht finden können. Was diverse Szenekenner überrascht, zumal Rogentin, einst Zweiter in Wengen, keine unverschämten Forderungen stellt – Nationalkaderstatus hin oder her.
Gemäss Experten können Athleten, die sich in einer Disziplin zwischen den Rängen 15 und 30 bewegen, via Kopfsponsor pro Jahr einen mittleren fünfstelligen Betrag generieren. Die 50 Quadratzentimeter auf dem Helm sind die wichtigste Vermarktungsfläche und meistens auch die bedeutendste Einnahmequelle der Fahrer, gehört doch die restliche Werbefläche dem Verband.
Rogentin, der Bündner Sportler des Jahres, wird womöglich mit einem Fragezeichen auf dem Helm in die Saison starten. Es komme schon noch gut, sagt er in seiner unvergleichlich ruhigen Art. Erstmals an eine Weltmeisterschaft schaffte er es mit 28, beim ersten Sieg war er 29. Bei ihm dauerte immer alles etwas länger.
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