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Saison-Aus für Skifahrer
Geschockt, aber zuversichtlich: Das sagt Hintermann zu seiner Krebsdiagnose

Der Schweizer Skirennfahrer Niels Hintermann spricht an einer Medienkonferenz ueber seine gesundheitliche Verfassung, aufgenommen am Mittwoch, 9. Oktober 2024 in der Klinik Hirslanden in Zuerich. Aus gesundheitlichen Gruenden wird Niels Hintermann die kommende Wettkampf-Saison 2024/25 auslassen. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
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In Kürze:
  • Niels Hintermann wird in dieser Saison keine Rennen fahren.
  • Bei dem 29-Jährigen wurde Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert.
  • Die Heilungschancen stehen sehr gut, auch weil der Krebs früh erkannt wurde.

Ein Spital ist kein Ort, an dem ein Profisportler kurz vor dem Saisonstart sein will. Und darum sagt Skirennfahrer Niels Hintermann in der Zürcher Hirslanden-Klinik gleich zu Beginn zu seiner Pressekonferenz: «Ich hätte nicht gewollt, dass es so ist.»

Aber Hintermann hat am Dienstag letzter Woche eine Diagnose erhalten, die für ihn und sein Umfeld ein Schock war: Lymphdrüsenkrebs. Der 29-Jährige verpasst damit die kommende Saison, er wird sich einer Chemotherapie unterziehen müssen, wahrscheinlich mit folgender Bestrahlung.

Hintermann geht es den Umständen entsprechend gut. Er spüre keine Symptome, es sei ein dankbarer Zufall, dass der Krebs überhaupt und so früh entdeckt worden sei. Er sagt: «Die Heilungschancen stehen extrem gut, obwohl es eine seltene Art Krebs ist.» Die Ärzte seien zuversichtlich, und das ist er auch.

Der 29-Jährige sagt, er habe nie an einen Rücktritt gedacht. Er möchte sich keinen Zeithorizont setzen, ein entferntes Ziel könnte sein, sich im nächsten August mit dem Schweizer Speedteam auf die Saison 2025/26 vorzubereiten. «Momentan aber ist der Sport an einer der letzten Stellen», sagt er. 

Die 180-Grad-Wende nach der guten Vorbereitung

In der Abfahrt hat sich Hintermann in den letzten Jahren in die Weltspitze gekämpft. Im März 2022 gewann er in Kvitfjell erstmals eine Weltcupabfahrt, im Januar darauf wurde er in Kitzbühel Dritter, und im vergangenen März siegte er in Kvitfjell nach einem komplizierten Saisonverlauf mit Höhen und Tiefen erneut.

Auch die Vorbereitung auf die neue Saison, die Ende Monat mit den Riesenslaloms von Sölden startet, lief gut. Sehr gut auf dem Ski gestanden sei er im Trainingscamp in Südamerika, «ich habe mich mega wohlgefühlt, aber dann machte das Leben schnell eine 180-Grad-Wende». 

Der Krebs wurde in Chile bei einer Massage entdeckt. «Wir waren alle schockiert», sagt Hintermann, schliesslich rechne auch niemand damit. Es gab sie, die Gedanken: «Ist das Leben in Gefahr? Wie ist es für meine Familie? Wie ist das Umfeld betroffen?» Eine Konsultation am Freitag sorgte für etwas Ruhe. 

Neben Hintermann sitzt an diesem Mittwochnachmittag Hirslanden-Arzt Walter O. Frey. Seine Rolle ist die des Erklärers, ein bisschen auch des Aufmunterers, einmal klopft er Hintermann auf den Rücken und sagt: «Das kommt gut.»

Er bewahrt sich seinen Schalk

Was Hintermann habe, sei ein Hodgkin-Lymphom, sagt Frey. «Von der Stadieneinteilung ist es aber ein Frühstadium, die Merkmale sind alle positiv.» Auch gebe es keinen Befall anderer Organe. «Und je früher man einen Krebs packen kann, desto weniger schlimm ist eine Therapie.» Wichtig für diese sei auch, dass Hintermann körperlich in einer guten Verfassung sei. Im Rahmen dessen, was erlaubt sei, müsse er auch sportlich aktiv bleiben. 

Was Hintermann nun bevorstehe, sei eigentlich das Gegenteil von dem, was man im Sport mache, so Frey. «Im Sport baut man auf, jetzt kippt es in das totale Gegenteil.» Der Arzt braucht dafür ein spezielles Beispiel: «Es ist, wie wenn man mit einer Dampfwalze über eine Tube Mayonnaise rollt.» Danach gehe es darum, die Mayonnaise wieder einzufüllen. «Und das Gute ist: Die Tube bleibt.»

Hintermann selbst wirkt gefasst an diesem Mittwochnachmittag. Den Zürcher kennt man im Weltcup als einen, der oft einen Spruch auf den Lippen hat und freiheraus redet. 

Das bewahrt er auch in dieser Situation. Als er im Sitzungszimmer der Hirslanden-Klinik gefragt wird, mit welchen Gefühlen er auf die nächsten zwei bis drei Monate schaue, sagt er mit einem Schmunzeln: «Mit dem Gefühl, dass es in zwei bis drei Monaten vorbei ist.» Und fügt dann an: «Es bleibt beschissen, gar keine Frage.»

Aber Hintermann hält sich am Positiven fest, und von dem gibt es trotz der Diagnose, die sich zuerst einmal schrecklich anhört, genug. Er habe eine schlechte Karte gezogen, aber die zweite Karte sehe schon viel besser aus.

Hintermann betont noch einmal, dass der Sport nun relativ weit hinten komme. Und dann fügt er an: «Wie schön wir es alle im Leben doch haben, dass wir uns jeden Tag überhaupt um Dinge wie Sport kümmern dürfen.»