Von Kopf bis Fuss: UnterleibserkrankungSind Pestizide (mit)schuld an Endometriose?
Gemäss einer neuen Studie sollen Pestizide das Risiko der bei Frauen häufig vorkommenden und schmerzhaften Unterleibserkrankung erhöhen. Was dazu bekannt ist – und was nicht.
Endometriose ist eine der häufigsten Unterleibserkrankungen von Frauen im gebärfähigen Alter. Rund jede zehnte Schweizerin leidet schätzungsweise daran. Die «Gebärmutterschleimhaut-Erkrankung» löst unter anderem krampfhafte Unterleibs- und Rückenschmerzen aus sowie starke Blutungen und Schmerzen beim Sex. Dies weil bei den Betroffenen die Gebärmutterschleimhaut nicht nur in dieser vorkommt, sondern zum Beispiel auch im Becken, im Darm oder in der Blase. Die sogenannten Endometriosenherde wachsen in den ersten zwei Wochen des Periodenzyklus heran, können aber – im Gegensatz zur normalen Regelblutung – oft nicht abfliessen.
Wenn solche Gewebereste im Bauchraum verbleiben, kann dies zu Verklebungen, Entzündungen oder Zysten führen. Oft geht es jahrelang, bis eine Endometriose ärztlich diagnostiziert wird. Dies auch, weil viele Frauen mit ihren chronischen Beschwerden nicht ernstgenommen werden. Und sie sich darum oft einreden, dass ihre chronischen Schmerzen Teil einer starken Periode sind.
Erst kürzlich erzählte die Moderatorin Gülsha Adilji in «Das Magazin» von ihrer Erfahrung mit Endometriose. Bevor die Krankheit bei ihr diagnostiziert worden sei, hätte sie vor Schmerzen während der Periode manchmal auf dem Boden gelegen, Schweissausbrüche gehabt und sich nicht mehr bewegen können.
Sind die Eierstöcke oder die Eileiter befallen, kann dies dazu führen, dass es für Frauen beinahe unmöglich wird, schwanger zu werden. Bis jetzt ging man davon aus, dass die Ursache von Endometriose auf eine genetische Disposition, ein schwaches Immunsystem oder auf ein hormonelles Ungleichgewicht zurückzuführen ist. Laut endometriose-info.ch werden heute vor allem nicht-steroidale Antirheumatika und/oder verschiedene Hormonbehandlungen zur Bekämpfung der Beschwerden eingesetzt. Bei einer operativen Behandlung werden die Krankheitsherde aus dem Körper herausgeschnitten oder mittels Hitze oder Laserlicht vor Ort zerstört.
Nur wenige präventive Massnahmen sind bekannt
Eine neue Studie vermutet nun, dass gewisse persistente Schadstoffe (POS), die nicht nur in der Umwelt, sondern auch in unserem Körper vorkommen, den natürlichen Hormonhaushalt stören können. Dies, weil die Pestizide nicht oder sehr schwer abgebaut werden können.
Die Autorinnen und Autoren dieser französischen Studie untersuchten, ob anhand von POS-Biomarkern und einem metabolischen und hormonellen Profil ein Zusammenhang zwischen POS und Endometriose besteht und wie sich die Pestizide auf metabolische und hormonelle Vorgänge im Körper auswirken. Patientinnen mit oder ohne klinisch bestätigter Endometriose wurden mit einem Fragebogen zu ihrem Lebensstil befragt. Neben dem Alter, dem Body-Mass-Index, den Informationen, ob sie schon gestillt hätten, und ob sie Verhütungsmittel verwenden würden, war die Frage nach einem bisher unerfüllten Kinderwunsch wichtig. Um mögliche chemische, schädliche Verbindungen im Blutserum der Probandinnen nachzuweisen, wurde eine massenspektrometrische Analyse durchgeführt,
Bei Frauen, die bereits ein Kind geboren haben, soll sich das Stillen positiv auswirken.
Laut dem Deutschen Gesundheitsportal zeigten diese Analysen, dass bei gewissen gespeicherten Pestiziden, die im Körper gefunden wurden, das Risiko 3,4-fach erhöht war, an Endometriose zu erkranken. Da die Studie in einem kleinen Rahmen durchgeführt wurde – mit lediglich 87 Patientinnen im Alter zwischen 18 und 48 Jahren –, braucht es allerdings noch eine weitere Bestätigung dieser Erkenntnisse anhand einer grösseren Versuchsgruppe.
Leider gibt es wenig bekannte präventive Massnahmen gegen Endometriose. Allgemein heisst es, die persönlichen Risikofaktoren müssten reduziert werden. Genannt werden etwa gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung, was aber wenig spezifisch ist. Bei Frauen, die bereits ein Kind geboren haben, soll sich das Stillen positiv auswirken. Laut einer Studie, haben Mütter, die ihre Kinder lange stillten, ein bis zu 40 Prozent geringeres Risiko, an Endometriose zu erkranken. Das Risiko vermindere sich dabei jeweils pro drei Monate Stillzeit um 8 Prozent.
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