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Brennender Autofrachter 
Sind Elektroautos schuld am Feuer?

Es wird spekuliert, dass Elektroautos den Brand auf dem Autofrachter vor der Küste der Niederlande ausgelöst haben. Experten sind aber skeptisch. 

Das Feuer auf dem Autofrachter Fremantle Highway in der Nordsee vor der niederländischen Küste ist nach wie vor nicht gelöscht, aber immerhin stabil. Die Brandursache ist noch nicht geklärt. Trotzdem wird spekuliert, ob möglicherweise Elektroautos an Bord für den Brand verantwortlich sind. Obwohl es reine Mutmassung ist, wird nun einmal mehr die Frage aufgeworfen, ob Elektroautos leichter in Brand geraten als Verbrenner oder wie gut sich Brände bei Elektrofahrzeugen löschen lassen. Hier eine Übersicht der wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema. 

Wie feuergefährlich sind Elektroautos?

Verbreitet herrscht die Meinung vor, dass Elektroautos brandgefährdeter seien als Benzin- oder Dieselfahrzeuge. Die Statistik ergibt aber ein anderes Bild, wenn man zum Beispiel die Fallzahlen der amerikanischen Behörde für Transportsicherheit (National Transportation Safety Board) für das Jahr 2020 anschaut: An erster Stelle des Rankings stehen die Hybrid-Fahrzeuge, die über einen Verbrennungs- und Elektromotor verfügen. Auf 100’000 verkaufte Fahrzeuge sind in den USA 3474 Feuermeldungen eingegangen, bei Benzin- und Dieselautos waren es 1529. Bei den reinen Elektroautos, die in Zukunft die Verbrenner ablösen sollen, gab es auf 100’000 verkaufte Fahrzeuge nur 25 Brandmeldungen. Die Ursache bei Hybrid- und Elektrofahrzeugen ist meistens ein Defekt der Batterie. Elektroautos sind also nicht gefährlicher als Verbrenner, sie brennen aber anders.

Wie kann ein Elektroauto in Brand geraten?

Eine Selbstentzündung ist ohne externe Einwirkung während einer Fahrt oder beim Laden aufgrund eines technischen Defekts selten, wie Experten des Allgemeinen Deutschen Automobilclubs (ADAC) versichern. Dies ist auch der Grund, weshalb Fachleute sich nicht vorstellen können, dass ein Elektroauto den Brand des Frachters ausgelöst hat. Der Sicherheitsanspruch ist bei Elektroautos genau so hoch wie bei Verbrennungsmotoren. Normalerweise wird der Stromfluss der Batteriezellen eines Akkus unterbrochen, sobald das Fahrzeugsystem einen Defekt aufweist.

Es braucht also in den meisten Fällen einen schweren Unfall, bei dem diese Schutzmechanismen der elektrochemischen Antriebsbatterie beschädigt oder zerstört wurden. Dabei kann ein Kurzschluss entstehen, der ein Feuer entfacht. Es wird dabei sehr viel Wärme frei, die sich von Zelle zu Zelle ausbreitet. Dabei entstehen in der Batterie leicht brennbare Gase, die sich selbst entzünden. Die Experten sprechen von «Thermal Runaway». Die Batterie kann in einem solchen Fall auch explodieren. Dies ist jedoch nicht vergleichbar mit der Gewalt einer Explosion bei brennenden Autos mit Verbrennmotor. Die Autohersteller haben diesen Effekt erkannt und versiegeln die Batterie im Unterboden des Autos hermetisch, um das Zerstörungsrisiko zu vermindern. 

Wie löscht die Feuerwehr brennende Elektroautos?

Das Vorgehen der Feuerwehr ist im Brandfall anders als bei brennenden Benzin- oder Dieselfahrzeugen. Bei Letzteren setzt die Feuerwehr meistens Löschschaum ein, um die Flammen zu ersticken. Bei einer brennenden Batterie hingegen muss so schnell wie möglich gekühlt werden. Das machen die Feuerwehrleute mit Wasser. Oft ist es ihnen aber nicht möglich, die Batterie direkt abzukühlen. Inzwischen gibt es sogenannte Löschlanzen, die direkt in den Batteriekasten eingeführt werden, um die Abkühlung zu beschleunigen. Es gibt aber auch Autohersteller wie Renault, die serienmässig in manchen Modellen einen Einfüllstutzen eingebaut haben, um Löschwasser direkt in die Batterie zu bringen. 

Crashtest auf dem Flughafengelände in Dübendorf: Feuerwehr löscht den Batteriebrand mit Wasser. 

Es ist allerdings unsicher, ob die Batterie damit vollends entladen werden kann. Gibt es unbeschädigte Batteriezellen, deren Energie nicht abgeführt wurde, sind weitere Brände zu einem späteren Zeitpunkt möglich. Die Autos können deshalb später wieder zu brennen beginnen. Das Löschen sei mit einem grösseren Zeitaufwand verbunden und verbraucht mehr Wasser als bei Verbrennern, heisst es auf der Webseite vom ADAC. Es kann also durchaus sein, dass auf dem brennenden Frachter deshalb die Löscharbeiten erschwert werden. Grundsätzlich ist jedoch die Intensität des Feuers nicht von der Energiequelle abhängig, sondern von den Materialien, aus denen das Auto gebaut ist. Neuere Fahrzeuge sind deshalb feuerempfindlicher, weil die Autobauer sehr viel Kunststoff einsetzen. 

Wie stark wird die Umwelt beim Brand eines Elektroautos betroffen?

Grundsätzlich gehören Batterien auf den Sondermüll, dasselbe gilt auch für Autoteile, die durch Benzin und Öl verschmutzt sind. Dies ist eines der grossen Probleme beim brennenden Frachter in der Nordsee. Sie sollten also möglichst nicht auf dem Meeresgrund landen. Generell gilt: «Schadstoffemissionen eines Fahrzeugbrands waren schon immer gefährlich und unter Umständen tödlich», heisst es in einem Bericht des Bundesamts für Strassen (Astra). Die Daten beziehen sich jedoch auf Brandversuche von Forschern der Eidgenössischen Anstalt für Materialforschung und Technologie (Empa), die sie im Versuchsstollen Hagerbach bei Mels durchführten. Beim Brand auf dem Frachter herrschen andere Umweltbedingungen. Grundsätzlich gehörte bisher bei brennenden Batterien die giftige und stark ätzende Flusssäure zu den besonderen Gefahren. Die Versuche zeigten jedoch, dass die Konzentration der Flusssäure jeweils unter dem kritischen Bereich blieb. 

Wie giftig ist das Löschwasser?

Experten sehen hier ebenfalls ein Risiko. Das Löschwasser ist giftig und könnte vor der niederländischen Küste zur Gefahr werden – unabhängig von den Automodellen auf dem Schiff. Es ist aber derzeit nicht abzuschätzen, wie viel Löschwasser zum Einsatz kommt. Die Versuche der Empa im Hagerbach-Stollen haben aber auch hier neue Informationen punkto Elektroautos geliefert: Das im Tunnel eingesetzte Löschwasser enthielt die Schwermetalle Kobalt, Nickel und Mangan. Die Belastung war deutlich über den Schweizer Grenzwerten für Industrieabwasser – bis zu einem Faktor 70. Löschwasser muss demnach fachgerecht vorbehandelt werden, bevor es in die Kanalisation fliesst. 

Sind Feuerwehrleute genügend ausgebildet für den Einsatz von Bränden?

Feuerwehrleute wissen, dass die Batterie eines Elektroautos nicht zu löschen ist und nur mit grossen Mengen Wasser gekühlt werden kann, damit sich das Feuer nicht weiter ausbreitet, heisst es in einer Mitteilung der Empa zu den Brandversuchen im Hagerbach-Stollen. Bekannt ist offensichtlich auch, dass ausgebrannte Wracks in einem Wasserbecken oder einem Spezialcontainer aufbewahrt werden müssen, damit sich Batteriezellen nicht neu entzünden können.