Kopf des Tages«Sie wollen, dass wir uns selber zerstören»
Terrence Floyd, der Bruder von George Floyd, fordert ein Ende der Gewalt bei den Protesten in den USA. George Floyd hätte das so gewollt.
Eine Woche nach dem Tod von George Floyd hat sein jüngerer Bruder den Ort aufgesucht, wo George Floyd, 46 Jahre alt, keine Luft mehr bekam und starb – getötet von einem weissen Polizisten. Terrence Floyd ist von Brooklyn, New York, nach Minneapolis gereist, um vor dem lokalen Supermarkt eine Mahnwache für George Floyd abzuhalten. «Ich wollte den Geist meines Bruders spüren», sagte Terrence Floyd in einem Fernsehinterview. «Ich wollte mich noch einmal mit ihm verbinden.»
Auf Aufnahmen ist zu sehen, wie Terrence Floyd durch die Menschenmenge in Minneapolis begleitet wird. Das Gehen fällt ihm schwer. Überall liegen Blumen auf dem Boden. Herzballone schweben über dem Asphalt, Demonstrierende halten Schilder hoch: «Black Lives Matter». «Schwarze Leben zählen» ist der Slogan der internationalen Bewegung gegen Rassismus und Gewalt an Schwarzen und People of Colour.
Floyd kniet hin, betet, bleibt minutenlang reglos. Auf seiner Atemschutzmaske ist das Gesicht seines Bruders abgebildet. Dann steht Floyd auf, gefolgt von Kameras und den Blicken der Anwesenden.
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Floyd richtet sich an die Menschen: «Ich verstehe, dass ihr wütend seid. Ich bin es noch mehr als ihr.» Seit dem Tod seines Bruders sind die anfänglich friedlichen Proteste gegen den nach wie vor verbreiteten Rassismus in vielen Städten der USA immer wieder eskaliert. In Minneapolis wurden Läden zerstört und geplündert, eine Polizeiwache in Brand gesteckt. Floyd sagt, er sei nicht hier, um Dinge kaputtzumachen. «Was macht ihr? Ihr tut nichts!»
Vandalismus und Gewalt würden seinen Bruder nicht zurückbringen, sagt Floyd. «Wenn ihr Dinge zerstört, werden sich die Leute nicht bewegen. Es sind unsere Dinge, die wir kaputtmachen. Sie wollen, dass wir uns selber zerstören.»
«Wir sind viele!»
Floyd fordert dazu auf, die Wut zu kanalisieren und einen anderen Weg zu finden, Veränderungen herbeizuführen. «Hört auf zu denken, eure Stimme zähle nichts», sagt er. Floyd appelliert an die Leute, wählen zu gehen. Zu wissen, wen sie wählen. Selber zu denken. Sich zu informieren. Und den Kampf überlegt und friedlich zu führen. Auf diese Weise könnten sie zurückschlagen, sagt Floyd. «Wir sind viele!»
«Amen!», ruft jemand aus der Menge. Terrence Floyd ringt nach Atem. Für einen Moment ist seine Erschütterung sichtbar. Dann wird seine Stimme wieder fest, und seine Worte sind wieder klar. Er bittet die Anwesenden, den Namen seines Bruders zu rufen. Sie tun es, immer wieder.
Im Namen seines Bruders spricht Terrence Floyd auch in der Öffentlichkeit. George Floyd habe den Übernamen «gentle giant» gehabt, sagte Terrence Floyd später in einem Fernsehinterview. Freundlicher Riese. Er sei ein friedlicher Mensch gewesen, der die Einigung gesucht habe. «Er hätte diese Gewalt nicht gewollt», sagte Terrence Floyd.
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Jener Polizist, der George Floyd das Knie in den Hals gedrückt hatte, bis dieser nicht mehr lebte, ist mittlerweile angeklagt. Die Autopsie, die Floyds Familie in Auftrag gegeben hatte, bestätigt seinen Erstickungstod. Der Befund widerspricht den Erkenntnissen, auf die sich die Behörde berufen hatte: Vergangene Woche hiess es, mögliche Rauschmittel in Floyds Blut und Vorerkrankungen seien für den Tod mitverantwortlich gewesen.
Drei andere Polizisten, die während der Tat nicht eingeschritten sind, sind frei. Floyds Familie will, dass auch sie zur Rechenschaft gezogen werden. Für den «langen Weg bis zur Gerechtigkeit» brauchten sie jetzt viel Kraft. Erst mit der Gerechtigkeit komme der Frieden.
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