Kolumne «Heute vor»Sie waren auf der Suche nach einem besseren Gegner
Obwohl die Winter vor 90 Jahren kälter waren als heute, war es damals offensichtlich nicht zu kalt, um Fussball zu spielen. Eine Mannschaft aus Wädenswil legte sich besonders ins Zeug.
Fussballspielen im Januar? In anderen Ländern ist das gang und gäbe, in der Schweiz aber ruht momentan der Spielbetrieb. Von den Amateurvereinen aus der Region ist ausser einigen Transfermeldungen nur wenig zu vernehmen.
Im Januar vor 90 Jahren war der Regionalfussball im «Allgemeinen Anzeiger vom Zürichsee» jedoch ein grosses Thema. So schrieb der FC Wädenswil in einem eingesandten Text, dass «unsere 1. Mannschaft am letzten Sonntag in einem zeitweilig recht schönen Spiel den ernsten Gegner aus der Promotionsklasse Juventus Zürich geschlagen hat und das mit 2:3 Toren». Wegen des positiven Ausgangs habe sich die Clubleitung «sofort nach einem neuen Gegner für die Mannschaft umgesehen und es ist ihr gelungen, für kommenden Sonntag die Reserven des F.C. Zürich für ein Spiel zu gewinnen». Man wolle es nicht verhehlen, dass dies ein tüchtiger Brocken sei, aber «immerhin hat es sich stets gezeigt, dass sich die Wädenswiler mächtig ins Zeug legen, um gegen einen grossen Gegner ehrenvoll abzuschneiden, und wir können unseren Freunden und Gönnern versichern, dass es ein schönes, rassiges Spiel geben wird».
Dass die Freunde und Gönner im Artikel angesprochen wurden, hatte seinen guten Grund. Der FC hatte nämlich einen konkreten Hintergedanken, wie aus dem Beitrag deutlich wird: «In Anbetracht der Kosten für dieses Spiel und um unserer neu gegründeten Reisekasse für unsere Mannschaften einen Zuschuss geben zu können, hat die Clubleitung beschlossen, den Reinertrag aus diesem Spiel für diese Reisekasse zu reservieren, und wir bitten alle Passiven, bei diesem Spiel ebenfalls in die Tasche zu greifen und den Eintritt für dieses eine Mal zu bezahlen.»
Noch nicht so weit war man 1932 in Herrliberg. Hier hatte sich eben erst die Herrliberger Jungmannschaft «ans Licht gewagt», wie der rechtsufrigen Zeitung zu entnehmen war. Es sei gelungen, einen Fussballclub ins Leben zu rufen, der sich bereits einer ansehnlichen Mitgliederzahl erfreue. «Es sollte jedem Herrliberger Jüngling eine Freude sein, sich dem F.C. Kickboys aktiv anzuschliessen. Kein Vater sollte es unterlassen, seine Jünglinge für den idealen Fussballsport anzuregen. Es wird schon fast alle Sonntage eifrig trainiert.» Der Beitrag schliesst indes mit einem Seitenhieb an die Gemeinde: «Eigentlich ist es ein Armutszeugnis für Herrliberg, dass wir unsern Fussballplatz zuletzt doch noch auf Meilemer Boden suchen mussten.»
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