Gewichtheberin Laurel HubbardSie lebte als Mann – und greift nun als Frau nach Olympiagold
Transgender-Athletin Laurel Hubbard vertritt Neuseeland an den Sommerspielen in Tokio. Das sorgt teilweise für Zuspruch, aber auch für massive Kritik.
Entschieden ist noch nichts, und ob die Sommerspiele in Tokio dann tatsächlich auch über die Bühne gehen werden, ist alles andere als sicher. Doch Laurel Hubbard hat gute Chancen, die erste Transgender-Athletin in der Olympia-Geschichte zu werden. Bis 2013 lebte Hubbard als Mann und war im Gewichtheben mittelmässig erfolgreich. Seither lebt sie als Frau – und ist eine der stärksten Gewichtheberinnen der Welt.
Für die Spiele in Tokio hat Hubbard nun einen Quotenplatz vom Nationalen Olympischen Komitees Neuseelands für die Kategorie bis 87 Kilo zugesprochen bekommen. Nachdem der englische «Guardian» am Mittwoch die Information auf Berufung einer unbekannten Quelle aus dem Internationalen Gewichtheberverband publizierte, kam wenig später die Bestätigung aus Neuseeland.
Dass Hubbard bereits seit Jahren gegen Frauen antreten darf, sorgt einerseits für Zuspruch. Aber auch zu massiver Kritik. Tuilaepa Sailele Malielegaoi, Aussenminister von Samoa, sagte am Rande der Pazifikspiele 2019: «Egal, wie wir es betrachten, es handelt sich um einen Mann. Und es ist schockierend, dass dies überhaupt erlaubt wurde.» Hubbard holte bei den Wettkämpfen 2019 zweimal Gold, im Zweikampf und im Reissen.
Der Fall Semenya
Die Rolle von Transgender-Athletinnen und ihre Rechte im internationalen Sport wurde in den Medien vor zwei Jahren zum ersten Mal prominent diskutiert, als die 800-Meter-Läuferin Caster Semenya aus Südafrika dazu gezwungen wurde, ihren natürlich hohen Testosteronspielgel als Intersexuelle zu senken. Semenya weigerte sich – und wurde für internationale Wettkämpfe über Rennen von 400 Meter bis zu einer Meile (1609 Meter) gesperrt. Zuletzt verpasste die zweifache Olympiasiegerin und dreifache Weltmeisterin die Qualifikation für Tokio über die für sie ungewohnten 5000 Meter deutlich.
Bei der Gewichtheberin Hubbard hingegen seien die Testosteronwerte genug tief, damit sie bei den Frauen antreten darf, heisst es vom Internationalen Gewichtheberverband. Trotzdem kritisieren Wissenschaftler, dass die 43-Jährige nach wie vor Vorteile gegenüber ihren Konkurrentinnen habe. Transgender-Athletinnen, die als Männer aufgewachsen sind, wiesen auch mit einem niedrigen Testosteronwert eine höhere durchschnittliche Muskeldichte auf. Dies haben gleich mehrere Studien in der jüngeren Vergangenheit gezeigt.
Hubbard gewann bei den Weltmeisterschaften 2017 die Silbermedaille und wurde zwei Jahre später bei der WM Sechste, obwohl sie angeschlagen am Wettkampf teilgenommen hatte. In der aktuellen Weltrangliste steht sie auf Platz 4. Falls die Spiele in Tokio stattfinden und Hubbard tatsächlich antritt, wäre sie die älteste Teilnehmerin im Gewichtheben – und doch Mit-Favoritin auf die Goldmedaille. Hubbard sagt: «Ich denke, vor zehn Jahren war die Welt noch nicht bereit für eine Athletin wie mich – und vielleicht ist sie es auch jetzt noch nicht.»
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