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Ukraine-Blog: Fotos, Fakes und Fragen
«Sie gingen letzte Nacht ins Bett – und jetzt sind sie tot»

Fast jede Nacht ertönen die Sirenen: Eine Frau sitzt mit ihrer Tochter während eines Fliegeralarms im Schutzraum einer Schule in Kiew. (1. Juni 2023)
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Seit Wochen lebt die Kiewer Bevölkerung mit ständigen Raketen- und Drohnenangriffen: Bei einem Raketenangriff am frühen Donnerstagmorgen starben drei Menschen, darunter eine Mutter und ihr 9-jähriges Kind. Die Raketen seien zwar von der Flugabwehr abgeschossen worden, teilte danach die Militärverwaltung mit. Die herunterfallenden Trümmer hätten jedoch zu vielen Opfern und zahlreichen Schäden geführt.

Noch nie gab es in einem Monat so viele Raketenangriffe wie in diesem Mai. Fast jede Nacht gingen in Kiew Raketen und Drohnen nieder, und die Bevölkerung wurde von Sirenen aus dem Schlaf gerissen. Während sich die Attacken lange auf die Nacht beschränkten, wurde die Hauptstadt am vergangenen Montag auch am Morgen beschossen. Serhii Popko, Leiter der Militärverwaltung von Kiew, sagte, dieser Angriff zeige, «dass der Feind seine Taktik geändert hat – nach langen nächtlichen Angriffen hat er eine friedliche Stadt tagsüber angegriffen, als die meisten Bewohner bei der Arbeit und im Freien waren».

Die aktuelle Serie von Angriffen richtet sich vor allem gegen Zivilisten, die Zahl der Opfer steigt stetig. Auf Social Media teilen zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner ihre Gedanken und Erlebnisse aus der ukrainischen Hauptstadt – und lassen die Welt an ihrem Alltag unter Beschuss teilhaben.

«Der Fliegeralarm ist inzwischen ausgeschaltet, aber ich kann nicht schlafen. Ich halte die Hand meines Sohnes und sorge dafür, dass er gut schläft.»

Inna Sovsun, Parlamentarierin aus Kiew

Inna Sovsun, eine Parlamentarierin aus Kiew, gab in der Nacht von Donnerstag auf Twitter ein Live-Update der Geschehnisse: Zwei Kinder seien getötet worden, schrieb sie um 4 Uhr morgens, kurz nachdem Trümmerteile von Raketen in Kiew niedergegangen waren. In den ersten Mitteilungen nach dem Angriff sprachen die Behörden von zwei toten Kindern. «Sie gingen letzte Nacht ins Bett, und jetzt sind sie tot. Der Fliegeralarm ist inzwischen ausgeschaltet, aber ich kann nicht schlafen. Ich halte die Hand meines Sohnes und sorge dafür, dass er gut schläft.»

Auch ein weiterer ukrainischer Twitter-User postete am Donnerstag ein nächtliches Update. Zu einem Video, das eine zitternde Hand von einer Frau zeigt, schrieb er: «Die Hand meiner Freundin, eine Minute nachdem wir durch die Explosionen der nahen Raketen geweckt wurden. Wir hörten genau die gleichen Raketen am 24. Februar 2022. Sie hat jedes Mal ein Zittern, wenn sie diese hört.»

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Auch die Kiewerin Yaroslava Antipina teilt auf Twitter täglich Updates in einem «Kriegstagebuch», wie sie es nennt. «Diese Nacht wurden wir wieder angegriffen. Es ist wirklich hart. Kiew leidet heute unter Schmerzen.» Sie erzählt auch, was sie während dieser Tage entspannt: Ein Spaziergang am Fluss habe sie kurz abgelenkt. «Es war so ruhig, dass ich für einen Moment ebenfalls zur Ruhe kam.»

Auf Social Media dokumentieren Videos und Bilder, wie die Bevölkerung sich verhält, wenn die Sirenen losgehen. Aufnahmen zeigen, wie zahlreiche Personen am Montag in den Metrostationen Schutz suchten. «Die Metro wurde zum grössten Schutzraum der Stadt für Tausende von Ukrainern», schreibt das ukrainische Verteidigungsministerium zu einem Video. «Jeden Tag stiehlt Russland Stunden um Stunden aus unserem Leben», kommentiert die ukrainische Journalistin Maria Avdeeva auf Twitter.

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Andere Videos zeigen Schulkinder, die nach einer Explosion schreiend eine Strasse entlangrennen. Der Fotograf Oleksandr Kuchynskyi, der eines dieser Videos aufgenommen hat, erzählte gegenüber dem ukrainischen Onlineportal «Ukrainska Prawda» von den Momenten des Luftangriffs. Er sei im Zentrum von Kiew Kaffee trinken gewesen, als die Sirenen losgegangen seien.

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«Ich gehe nicht immer in einen Schutzraum, wenn die Sirenen losgehen. Also blieb ich, wo ich war. Wir waren in der Nähe einer Musikschule. Als der Fliegeralarm losging, wurde eine Gruppe von Kindern von der Schule zu einem Schutzraum geführt. Aber bevor sie den Schutzraum erreichen konnten, gab es Explosionen», sagt Kuchynskyi. Kaum war die Warnung vorbei, schlug schon die erste Bombe ein, so der Fotograf: «Normalerweise vergehen 10–20 Minuten, aber dieses Mal waren es kaum 3 Minuten.»

Ein anderes, viel geteiltes Video zeigt, wie es auf einer Strasse von Kiew durch die Luftangriffe beinahe zu Unfällen kam: Die Dashcam eines Autos hielt fest, wie Trümmerteile einer Rakete auf eine befahrene Hauptstrasse fielen. Nur knapp verfehlten sie ein vorbeifahrendes Auto. Das verifizierte Video wurde am Montag in Kiew aufgenommen, Verletzte habe es keine gegeben.

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Die Angriffe beeinflussen das alltägliche Leben der Bewohner und Bewohnerinnen der Stadt massiv, und eine Beruhigung der Lage ist nicht in Sicht. Kira Rudik, eine ukrainische Politikerin, schrieb am Donnerstagmorgen: «Manchmal, nach 2 Stunden Schlaf, denkt man, dass die nächtlichen Angriffe vielleicht nur ein böser Traum waren. Aber das waren sie nicht – erneut wurden 14 Menschen verletzt.»