Abfahrt in GrödenVerrücktes Rennen und verblüffendes Podest – für einmal ohne Odermatt
Nur Aleksander Kilde wird mit seinem Sieg in Südtirol der Favoritenrolle gerecht, andere erleben das Rennen ihres Lebens. Odermatt gehört dagegen erstmals nach 12 Rennen nicht zu den besten drei.
Marco Odermatt ist ein begnadeter Rennfahrer, einer, der auch einmal zaubert auf den Skipisten dieser Welt.
Doch über derartige Zauberkräfte, wie er sie an diesem Samstag benötigt hätte auf der Grödener Saslong, verfügt selbst der Nidwaldner nicht. Aleksander Kilde ist schlicht eine Traumfahrt geglückt. Zwar kann der Schweizer im ruppigen und technisch anspruchsvollen Abschnitt Ciaslat mithalten mit dem Kraftpaket aus Norwegen, im oberen Streckenteil aber, einem Gleiterstück, hat er schon über neun Zehntel verloren – sie fehlen ihm auch im Ziel zum ersten Triumph in einer Abfahrt.
So gewinnt der Lebenspartner der vierfachen Gesamtweltcupsiegerin Mikaela Shiffrin die dritte von vier Abfahrten dieses Winters und lässt die Konkurrenz im Zielraum staunend zurück.
Clarey wartet mit 41 weiter auf den ersten Sieg
Kilde verhindert damit eine Premiere für einen Mann, der sein 20. Jahr im Weltcup erlebt und noch nie gewonnen hat. Johan Clarey steht als Zweiter zwar zum zehnten Mal auf einem Weltcup-Podest, jagt aber immer noch den Rekord von Didier Cuche: Der Neuenburger war bei seinem letzten Sieg, einem Super-G in Crans-Montana, 37 Jahre und 192 Tage alt – bei seinem letzten Abfahrtstriumph nur 27 Tage jünger. Clarey würde den Wert regelrecht pulverisieren, gelänge ihm der Coup doch noch: Am 8. Januar wird er 42.
In Frankreich sind sich die Medien einig: Viele Chancen kriege er nicht mehr, dieser Winter werde sein letzter. Clarey selbst? Weiss es noch nicht, sagt er. Fährt er so weiter, dürfte ihn das darin bestärken, sich auch im sehr hohen Athletenalter noch eisige Weltcuppisten hinunterzustürzen.
Neben ihm auf dem Podest steht ein Mann, mit dem kaum einer gerechnet hat. Der Italiener Mattia Casse, im Vorjahr Siebter in Gröden und damit zum ersten und letzten Mal überhaupt in den Top 10 eines Abfahrtsrennens, lässt Kilde spät noch einmal zittern. Mit der Startnummer 27 stösst er dank drittbester Zeit James Crawford vom Podest. Und schiebt Odermatt einen Rang nach hinten. Wie dann auch noch der Franzose Adrien Theaux, der Vierter wird, und dessen Landsmann Cyprien Sarrazin, der mit der Nummer 61 das Kunststück fertigbringt, auf Rang 6 zu landen. Es passt zu diesem verrückten Rennen.
Mit dem 7. Platz beweist Odermatt aber auch auf der Originalstrecke von Gröden, dass er angekommen ist bei den besten Tempobolzern der Welt. Am Donnerstag hat er mit Rang 2 auf der verkürzten Saslong verblüfft.
Es gehört zu seiner Eigenschaft, dass er das Positive sieht an der gerissenen Serie von zwölf Podestplätzen: Nun, ohne Siegerzeremonie, komme er wenigstens eine Stunde früher nach Alta Badia, sagt der 25-Jährige zum Schweizer Fernsehen. Morgen und übermorgen stehen zwei Riesenslaloms an. Odermatt wird Gröden mit einem guten Gefühl verlassen.
Kryenbühl überraschend zweitbester Schweizer
Ebenso wie Urs Kryenbühl, dem ein Befreiungsschlag gelingt. Der 28-jährige Schwyzer, der vor knapp zwei Jahren in Kitzbühel so fürchterlich gestürzt ist, fährt mit der Nummer 46 auf Rang 14 und ist damit der zweitbeste Schweizer. Es ist sein bestes Resultat seit seinem überraschenden dritten Rang 2020 in Bormio.
Wunderbare Erinnerungen an Gröden hat Niels Hintermann. Im Vorjahr hat er hier mit Rang 3 seinen ersten Abfahrtspodestplatz gefeiert – es folgten im gleichen Winter drei weitere, darunter der Sieg in Kvitfjell. Als der Zürcher Unterländer allerdings diesmal in den Südtiroler Himmel schreit: «Ist gut» – da geht es nicht um seine Rangierung, sondern um seinen Gesundheitszustand. Bei einer Rechtskurve stürzt der 27-Jährige, bis auf einen gestauchten Daumen kommt er glimpflich davon.
Beat Feuz, von 2017 bis 2021 viermal in Serie der beste Abfahrer der Welt, fährt derweil in dieser Saison noch nicht auf dem Niveau vergangener Tage. In Gröden, wo er schon zweimal Dritter wurde, verpasst er an diesem Samstag bei der Schlüsselstelle Ciaslat die Einfahrt und muss sich mit Rang 18 begnügen.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.