Streamen im BettWelche TV-Serie eignet sich, wenn man Grippe hat?
Unser Autor empfiehlt die schwedische Serie «The Restaurant» – ein Drama der Gelassenheit.
Heute zu einer unterschätzten Frage: Welche TV-Serie eignet sich, wenn man Grippe hat? Es soll Menschen geben, die dann lesen, aber meistens kann man doch vor lauter Fieber, Schmerzen und Selbsthass kaum das Buch halten (geschweige denn darin lesen). Also warum nicht all die Serien nachholen, die man verpasst hat?
Wer das versucht, macht vermutlich diese Erfahrung: Es geht einem bald nachhaltig schlechter. Die atemlosen Spannungskurven und pulstreibenden Cliffhanger, die rohe Gewalt und die entblössten Emotionen sind schlicht zu viel für eine grippelädierte Seele.
Gibt es Alternativen? Vielleicht «Vår tid är nu», deutsch: «The Restaurant». Erzählt wird die Geschichte der grossbürgerlichen Familie Löwander, von 1945 bis 1970, Besitzerin eines der beliebtesten Restaurants Stockholms. Da ist der älteste Sohn Gustaf, der sich an die Vergangenheit klammert wie ein Kleinkind an seinen Nuggi, während seine Schwester Nina sich in den Küchenjungen verliebt und auch sonst aus der Reihe tanzt. Dann ist da der mittlere Sohn Peter, Vertreter der Moderne, der feststellt, dass das Restaurant in Schwierigkeiten steckt, und im Hintergrund versucht die Matriarchin, Mutter Helga, die Strippen zu ziehen. Also etwas für alle, die «Downton Abbey» ein bisschen zu aufregend fanden.
Es wurde mehr Wert auf die Kostüme und das Design als auf die Handlung und die Dialoge gelegt, und so erkennt man dramaturgische Wendungen dreissig Minuten im Voraus, was der Serie einen Gleichmut verleiht, den man bei Netflix lange suchen kann. Man kann kurz einnicken und drei Folgen später wieder einsteigen, es wird nichts passiert sein, was man nicht schon geahnt hätte, und auch nichts, was nicht zwei Folgen später wieder repariert worden wäre.
Auf Arte und Apple TV+.
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