Netflix-Serie «Griselda»Diese Frau liess selbst Pablo Escobar erschaudern
Nach dem Kartellchef knöpft sich Netflix die berüchtigte kolumbianische Drogenbaronin vor. Romantisiert die Serie eine Massenmörderin?
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Dem Ruf muss man erst mal gerecht werden. Der einzige Mann, vor dem er je Angst gehabt habe, so wird der kolumbianische Drogenfürst und Nilpferdliebhaber Pablo Escobar zu Beginn der Serie zitiert, sei eine Frau gewesen: Griselda Blanco. Das Leben und Wirken und das Ende von Escobar wurde ab 2015 in der hervorragenden Netflix-Serie «Narcos» (lesen Sie hier mehr dazu) fiktionalisiert.
Jetzt also «Griselda». Auch sie eine Kolumbianerin, die das Koks in die USA brachte, auch sie in Medellín zur Kriminalität gekommen, auch sie ab den späten Siebzigern schwer im Geschäft. In der sechsteiligen Miniserie folgt man Griselda bei der Flucht aus Kolumbien, wo sie eben Ehemann Nummer zwei von drei umlegen musste, in Richtung Neustart in Miami.
Mal wieder ein Drogendrama, das Genre verspricht seit «Breaking Bad» Erfolg. In den Netflix-Charts zeichnet sich am Startwochenende bereits ab, dass auch «Griselda» ein grosses Publikum findet.
Es macht ja auch Spass. Die Serie zeigt herrlich ausgestattete Partyszenen im tropischen Miami, schweren Goldschmuck und Kartellkriege. Die Dealer der Stadt wollen keine Frau an ihren Tisch lassen. Doch Griselda versteht es, die Reichen und Schönen mit bester Ware aus dem kolumbianischen Dschungel anzufixen. Prostituierte bringen für sie in die BHs eingenähtes Koks nach Miami, die Drogenbosse müssen Platz machen. Nebenbei ist Griselda Mutter dreier Söhne und bald mit einer Liebesgeschichte mit ihrem Bodyguard (Alberto Guerra) beschäftigt.
Traumrolle für Sofia Vergara
Das Überraschendste an der Darstellung von Griselda Blanco, sieht man sich einmal Fotos der realen, in späteren Jahren schwer von Sucht und Gewalt gezeichneten Vorlage an, ist dann wohl Sofia Vergara.
Die Kolumbianerin begann ihre Karriere als Model, wurde international als Gloria Pritchett in der Sitcom «Modern Family» bekannt, als sexy lustige Latina an der Seite von Ed O’Neill.
Der «New York Times» erklärte Vergara, sie habe seit Jahren davon geträumt, Griselda Blanco zu spielen. Es sei schwierig, mit ihrem Akzent Rollen in Hollywood zu finden, ausserdem sei sie seit «Modern Family» auf Comedy festgelegt. Die Möglichkeit, zur Kartellchefin zu werden, hat sie sich dann einfach selbst geschaffen. 2015 hat sie dem «Narcos»-Showrunner Eric Newmann die Serie gepitcht, nun ist Sofia Vergara Griselda.
Eine Frau, die sich gegen alle Widerstände durchkämpft, es ist ganz offenbar diese Art Geschichte, die Vergara gefällt. Doch taugt eine Drogendealerin, in mutmasslich mehr als 200 Morde verwickelt, als girl boss?
Auch auf Ermittlerseite muss in «Griselda» eine Frau durch die gläserne Decke. Sie versucht, ihre Chefs davon zu überzeugen, dass eine weibliche Dealerin gerade die Macht in Miami ergreift, aber selbstverständlich will keiner zuhören. Gerade in den ersten Folgen der Serie wirkt der emanzipatorische Twist etwas abgenutzt. War die für ihre besondere Grausamkeit bekannte Griselda Blanco nur eine Mutter, die das Beste für ihre Jungs wollte?
Die Serie schreckt vor dem Bösen, Abgebrühten in der Figur zurück. Und Vergara verleiht ihr eine Sanftheit, die mit den zunehmend irrwitzigen Taten schwer zusammengeht.
Als bei einer Racheaktion dann einige ihrer Mädchen geköpft werden, fällt Griselda, in der schon körperlich divenhaften Darstellung von Sofia Vergara, wie eine verzweifelte Hofdame in die Arme ihres Lovers. Sieht so die brutalste Drogenkriegerin der Geschichte aus? Hochgearbeitet aus der Prostitution, drei Kinder, bevor sie 21 war, gefürchtet von Pablo Escobar?
«Griselda», sechs Folgen, Netflix.
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