Sechseläuten 2025Was ist neu? Alles, was Sie zum Zürcher Frühlingsfest wissen müssen
Am Freitag startet das Sechseläuten – mit dem Gastkanton Zug und einem Umzug am Montag mit so vielen Bundesräten wie noch nie. Die wichtigsten Infos im Überblick.

Das Wetter
Vergangenes Jahr konnte der Böögg wegen starker Windböen in Zürich nicht verbrannt werden, was bisher einmalig ist. Eine Sturmlage für dieses Jahr ist laut TA-Wetter-Redaktor Martin Steinegger ausgeschlossen. «Die Bedingungen sind eigentlich recht gut für ein Frühlingsfest im Freien: Es ist relativ mild bei Temperaturen zwischen 18 und 20 Grad. Der Wind weht eher schwach aus nordöstlicher Richtung – es herrscht also Bisentendenz.» Allerdings hielten sich in den Wettermodellen für Zürich am 27. und 28. April ziemlich hartnäckige Niederschlagssignale. «Wir bekommen also voraussichtlich kein superstarkes Hoch, das jegliche Unbill wegdrückt, sondern eher so eine ‹halbgare› Variante, die Spielraum für Schauer lässt.»
Die Verkehrslage

Mit dem Auto in die Stadt zu fahren, ist während der Festlichkeiten eine ganz schlechte Idee: Am Sonntagnachmittag (Kinderumzug: 13–17.30 Uhr) und am Montag (Zug der Zünfte: 13.15–21 Uhr) sind das Seebecken und die Innenstadt für den Verkehr gesperrt. Nicht unterwegs am Sonntag sind die Linien 4, 8 und 15, am Montag die Linien 4, 5 und 15. Zahlreiche Strecken werden umgeleitet. Am schnellsten durchquert man die Innenstadt mit der S-Bahn. Weitere Infos gibts bei den VBZ.
Der Gastkanton

Der diesjährige Gast- und Nachbarkanton Zug wurde bereits 2007 aufgeboten und bringt dieses Jahr mit Martin Pfister einen neu gewählten Bundesrat mit (siehe Ehrengäste). Unter dem Motto «Kirschen, Krypto und Klischees» will der reiche, kleine Kanton mit Vorurteilen aufräumen. Dazu gibts eine Ausstellung auf dem Lindenhof, Speis und Trank sowie Musikgruppen, die zwischen Freitag- und Montagabend auftreten. Auf dem Lindenhof kann man sich auch mit Zuger Spezialitäten, etwa einer Kirschtorte aus der Konditorei Speck, eindecken. Wer jetzt schon wissen will, wer 2026 Gastkanton ist: Es ist Graubünden. Die Idee mit den Gastkantonen gibt es übrigens erst seit 1991. Die Fliege des Böögg wird jeweils vom Architekten Jürg Glarner kantonsgerecht gestaltet.
Das Warm-up

Das Sechseläuten findet mit dem Kinderumzug am Sonntag und dem Zug der Zünfte am Montag seine Höhepunkte. Es gibt aber noch einige Programmpunkte mehr, die nicht nur Zünftern vorbehalten sind: Am Freitag beginnt das Fest auf dem Lindenhof um 17 Uhr (siehe Gastkanton). Ab 19.30 Uhr ziehen zudem Trommlerinnen und Trommler im Rahmen des Zürcher Trummlebummle durch die Innenstadt. Start ist bei der Rathausbrücke. Wer gerne früh aufsteht, kann zudem am Montag ab 7 Uhr morgens einen Blick auf den Sechseläutenplatz werfen und zuschauen, wie ein Team von Grün Stadt Zürich und Bööggbauer Lukas Meier den Holzstoss mit den 7000 Bürdeli errichten. Um 10.3o Uhr, ebenfalls am Montag, werfen zudem Gesellen der Zunft zum Weggen Semmeli aus den Fenstern des Grossmünsters.
Die Ehrengäste

Um die 120 Ehrengäste laufen am Montagnachmittag bei den Zünften mit. Grosse Namen aus dem Ausland – vergangenes Jahr war der deutsche Politiker Gregor Gysi auf Besuch – sind nicht angekündigt. Dafür vier Bundesräte, so viele wie noch nie. Neben Martin Pfister aus dem Gastkanton Zug laufen auch Guy Parmelin, Albert Rösti und Ignazio Cassis beim Zug der Zünfte mit. Damit ist am Montag fast der gesamte bürgerliche Bundesrat in Zürich. Zum zweitletzten Mal als Stadtpräsidentin mitlaufen wird Corine Mauch – sie wird ihr Amt im Mai 2026 niederlegen. Ebenfalls mit dabei sind Moderator Nik Hartmann, Comédienne Patti Basler und ihr Berufskollege Patrick «Karpi» Karpiczenko. In welcher Reihenfolge die Zünfte laufen, wird von Jahr zu Jahr ausgelost. Dieses Jahr macht die Zunft zum Weggen den Anfang (siehe Warm-up).
Das neue Buch

Selbst viele gebürtige Zürcherinnen und Zürcher wissen nicht, wie das Sechseläuten, das zu einem grossen Teil auch ein exklusiver Zunft-Event ist, im Detail funktioniert. Nun ist ein handlicher und hübsch gestalteter Wegweiser über die Tradition erschienen. Er gibt auch Einblick ins nicht öffentliche Programm, zu dem unter anderem die Zunftbälle gehören. Neben einem kurzen Abriss zur Geschichte (siehe Wurzeln) findet man auch viele Insiderinfos. So erfährt man, dass beim Umzug am Montag 28 Musikvereine mitlaufen und jede Zunft ihren eigenen Zunftwein hat. Jeweils am Donnerstag vor dem Sechseläuten gibt es eine Blinddegustation, an der der beste Wein gekürt wird.
Das Buch «Sechseläuten» (25 Fr.) gibt es im Webshop von Transhelvetica oder im Buchhandel.
Die Frauenfrage

Für all jene, die mit den Gepflogenheiten des Zunftfests nicht vertraut sind, ist schwer nachvollziehbar, warum in einer offenen Stadt wie Zürich beim Fest Frauen eine marginale Rolle spielen. Zumal diese bis zur Französischen Revolution den Zünften angehörten, wenn auch ohne politische Rechte. 1989 gründete eine Frauengruppe die Gesellschaft zu Fraumünster, die seither als Gast der Gesellschaft zur Constaffel am Umzug teilnimmt. Die Zunft zur Meisen und die Zunft Höngg haben zudem entschieden, künftig Frauen aufzunehmen – vorerst allerdings nur Töchter von Zünftern.
Die Wurzeln
Das Sechseläuten hat mehrere Ursprünge, wie im neuen Buch «Sechseläuten» nachzulesen ist: zum Ersten die Zürcher Zünfte, die über 450 Jahre die Geschicke der Stadt lenkten. Zudem bestimmte die einstige Gewerbeordnung der Zünfte die Arbeitszeiten der Handwerker. Damit hängt der zweite Ursprung des Sechseläutens zusammen: Im Sommer wurde mit dem «Sechs-Uhr-Läuten» das Ende der Arbeitszeit angezeigt (im Winter wurde die Arbeit mit dem Eindunkeln niedergelegt). Und schliesslich stellt ein heidnischer Brauch – das Verbrennen des Winters – die dritte Wurzel dar. Den gemeinsamen Umzug gibt es seit 1839, und erst seit 1904 wird der Böögg auf dem Sechseläutenplatz verbrannt.
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