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Ausbruch aus Hochsicherheitsgefängnis
Sechs Palästinensern gelingt eine filmreife Flucht

Gross angelegte Suchaktion: Polizisten suchen nach den sechs palästinensischen Häftlingen, die geflohen sind. 
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Filmreif sind sechs palästinensische Häftlinge in der Nacht zum Montag aus einem Hochsicherheitsgefängnis im Norden Israels geflohen. Sie entkamen aus der Gilboa-Haftanstalt durch ein Loch im Zellenboden, das offenbar in einen bereits vorhandenen unterirdischen Gang führte. Jenseits der hohen Gefängnismauer schlüpften sie dann durch eine Tunnelöffnung ins Freie. Nun ist Israel in Aufregung – die Sicherheitskräfte haben eine gross angelegte Suchaktion gestartet. Denn die Gefangenen gelten als gefährlich, und sie haben wenig zu verlieren.

Alle sechs Männer stammen aus der Gegend um Jenin im palästinensischen Westjordanland. Fünf gehören zum Islamischen Jihad, vier von ihnen sind wegen Terrortaten zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Sechste im Bunde ist eine durchaus schillernde Figur: Zakaria Zubeida, der während der zweiten Intifada in den Jahren 2000 bis 2005 als örtlicher Anführer der Al-Aqsa-Brigaden – des bewaffneten Arms der Fatah – bekannt und berüchtigt war. 2007 kam er in den Genuss einer israelischen Amnestie. Er avancierte zum Direktor des auch international beachteten Freedom Theatre in Jenin und gefiel sich in der Rolle des Friedensaktivisten. Später tauchte er wieder unter und wurde 2019 von israelischen Sicherheitskräften unter dem Vorwurf von Terroraktivitäten verhaftet.

Ein Taxifahrer schöpfte Verdacht

Der genaue Hergang der Flucht ist noch von einigen Unklarheiten und Widersprüchen umnebelt. Entdeckt wurde das Fehlen der Häftlinge um vier Uhr morgens, obwohl bereits durch einen Anruf um exakt 1.49 Uhr ein Taxifahrer bei der Polizei eine verdächtige Gruppe von Männern auf einer Landstrasse gemeldet hatte. Nachdem zunächst berichtet wurde, die Geflohenen hätten sich mit einem rostigen Löffel durchs Erdreich gegraben, hiess es später, sie hätten sich Konstruktionsfehler beim Gefängnisbau zunutze gemacht und seien durch einen vorgefertigten Gang entkommen. Die Gefahr hätte allerdings spätestens seit 2014 bekannt sein müssen, als ein ähnlicher Ausbruchsversuch vereitelt worden war.

Sicherheitshalber sollen nun zunächst alle 400 weiteren Insassen des Gilboa-Gefängnisses in andere Haftanstalten verlegt werden. Nach den Geflüchteten wird mit Helikoptern, Drohnen und Hunden gesucht. Strassensperren wurden errichtet. Neben Polizisten waren auch Soldaten der Armee und Kräfte des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet an der Fahndung beteiligt.

Dass der Vorfall mehr als peinlich ist, wird dadurch unterstrichen, dass Premierminister Naphtali Bennett, Verteidigungsminister Benny Gantz und der Minister für öffentliche Sicherheit, Omer Barlev, ständige Updates zur Suche bekamen. Angenommen wird, dass sich die Geflüchteten entweder in Jenin verstecken oder ins benachbarte Jordanien entkommen wollen.

Die palästinensische Seite ist begeistert

Auf palästinensischer Seite löste die Nachricht vom Gefängnisausbruch erhebliche Begeisterung aus. Aus Jenin wurden Freudenschüsse gemeldet. Ein Sprecher des Islamischen Jihad sprach von einer «heroischen Tat», mit der Israels Regierung und Armee ein «schwerer Schlag» versetzt worden sei. Die Hamas blies ins gleiche Horn und bejubelte einen «Sieg des Willens und der Entschlossenheit unserer heroischen Gefangenen». Auch die Fatah von Präsident Mahmoud Abbas pries den «Traum von Freiheit», der alle palästinensischen Gefangenen verbinde.