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Machtwechsel in Israel
Mit Premier Bennett endet die Ära Netanyahu – vorerst

Die Knesset votierte mit 60 zu 59 Stimmen für ihn als neuen Regierungschef: Naftali Bennett.
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Israel hat eine neue Regierung. Am Sonntagabend wurde in der Knesset, dem israelischen Parlament, nach heftigen Debatten per Vertrauensabstimmung eine neue Koalition unter Führung von Naftali Bennett ins Amt gewählt. Sein 8-Parteien-Bündnis verfügt im Parlament jedoch nur über eine fragile Mehrheit.

In der Abstimmung, bei der eine relative Mehrheit ausreichte, gewann die Regierung mit 60 zu 59 Stimmen, bei einer Enthaltung. Der Machtwechsel markiert das Ende der Ära von Premierminister Benjamin Netanyahu. Er hatte das Land insgesamt fünfzehn Jahre lang regiert, darunter zwölf Jahre ununterbrochen seit 2009.

Das Ziel einer Ablösung Netanyahus, der in Jerusalem wegen Korruption vor Gericht steht, diente als stärkster Kitt der heterogenen Koalition. Das Bündnis umfasst Parteien aus dem rechten und dem linken Spektrum sowie aus der politischen Mitte. Erstmals in Israels Geschichte ist mit der islamischen Raam-Partei auch eine Partei der arabischen Minderheit an einer Regierung beteiligt.

Nach zwei Jahren soll Lapid Premieramt übernehmen

Vereinbart wurde ein Rotationsverfahren für das Amt des Premierministers. Bis August 2023 soll Naftali Bennett von der rechten Jamina-Partei die Regierungsgeschäfte in Israel führen. Dann soll ihn Jair Lapid ablösen, der bis dahin als Aussenminister vorgesehen ist und als Architekt der neuen Koalition gilt. Lapids liberale Zukunftspartei stellt zudem mit 17 Abgeordneten die weitaus stärkste Fraktion in der Koalition, die nun die Geschäfte im Land übernimmt.

Am Kabinettstisch werden 28 Minister sitzen. Im Koalitionsvertrag wurden aufgrund der ideologischen Unterschiede strittige Themen wie der Friedensprozess mit den Palästinensern oder der Siedlungsbau im besetzen Westjordanland weitgehend ausgeklammert. Vorrang haben Sachfragen wie die Verabschiedung eines Haushalts oder von der Raam-Partei ausgehandelte konkrete Massnahmen zur Verbesserung der Lage der arabischen Minderheit.

«Wir kommen bald wieder», sagte Netanyahu in seiner Abschiedsrede.

Die Koalition ist mit dem Vorsatz angetreten, die tiefen Gräben in Israels Gesellschaft zu überbrücken. Bennett versprach «das Ende eines zweieinhalbjährigen politischen Stillstands». In den vergangenen zwei Jahren waren die Israelis unter Netanyahus Führung viermal zu Neuwahlen aufgerufen worden. «Die Regierung wird für alle Israelis arbeiten, Religiöse und Säkulare, Ultraorthodoxe und Araber, ohne Ausnahme», versprach Bennett.

Begleitet war die Regierungsbildung von Anfeindungen aus dem Lager Netanyahus. Vor allem den in der Koalition vertretenen rechten Parteien wurde «Verrat» vorgeworfen und die Beteiligung an einer «gefährlichen linken Regierung». Bis zum Schluss wurde versucht, einzelne Abgeordnete aus dem Bündnis herauszubrechen.

Netanyahu, dessen Likud-Partei mit 30 Sitzen die mit Abstand meisten Mandate in der Knesset hält, will als Oppositionsführer in der Politik bleiben. Zwar hat seine Partei eine ordnungsgemässe Übergabe der Macht zugesichert. Doch schon in seiner Abschiedsrede als Premier am Sonntag kündigte Netanyahu an, er werde alles tun, um die «gefährliche Regierung» zu Fall zu bringen. «We will be back soon» («Wir kommen bald wieder»), sagte er in seiner Abschiedsrede auf Englisch.