Überschwemmungen in Brasilien«Es sieht aus wie eine Kriegs-Szene»: Eine Millionenstadt steht unter Wasser
Vom Hochwasser seien etwa 850’000 Einwohner in 340 Ortschaften des Bundesstaates Rio Grande do Sul betroffen. In den meisten von ihnen wurde der Notstand ausgerufen.
Bei den schweren Überschwemmungen im Süden Brasiliens sind bislang mindestens 78 Menschen ums Leben gekommen. Zudem gebe es nach tagelangem Regen 175 Verletzte und mehr als 100 Vermisste, teilte der Zivilschutz des südamerikanischen Landes am Sonntagabend (Ortszeit) mit.
Von dem Hochwasser seien etwa 850’000 Einwohner in 340 Ortschaften des Bundesstaates Rio Grande do Sul betroffen. In den meisten von ihnen wurde der Notstand ausgerufen.
In der Regionalhauptstadt Porto Alegre habe der Guaíba, ein Zusammenfluss mehrerer Flüsse, mit 5,28 Metern den höchsten Wasserstand seit 1941 erreicht, meldeten örtliche Medien.
In nur zehn Tagen sei in dem an Argentinien und Uruguay grenzenden Bundesstaat so viel Regen gefallen wie sonst in drei Monaten.
Auf Häuserdächer geflüchtete Bewohner warteten auf Rettung, andere fuhren mit Kanus oder kleinen Booten durch die in Flüsse verwandelten Strassen der Metropole. Rettungskräfte suchten mit Allradfahrzeugen und Jet-Skis im hüfthohen Wasser nach Gestrandeten.
«Es sieht aus wie eine Kriegs-Szene», sagte der Gouverneur des Bundesstaats Rio Grande do Sul, Eduardo Leite. Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sagte bei einem Besuch vor Ort staatliche Hilfen beim Wiederaufbau zu.
Aus Angst vor Einbrüchen und Plünderungen trauten sich viele Einwohner nicht, ihre Häuser zu verlassen. «Die vergangenen Tage waren sehr beängstigend. Ich kann die ganze Nacht nicht schlafen. Vor dem Haus gehen seltsame Gestalten um», sagte eine 27-jährige Anwohnerin dem Portal «UOL». Um Menschen aufzufinden, die von der Aussenwelt abgeschnitten worden seien, setze die Luftwaffe auch Drohnen ein, berichtete die brasilianische Nachrichtenseite «G1».
Brasiliens Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva war am Sonntag bereits zum zweiten Mal in das betroffene Gebiet gereist. Er sprach von einer der grössten Überschwemmungen in der Geschichte des Landes und sagte weitere Hilfen zu.
Mehr als 3000 Soldaten, Rettungskräfte und Feuerwehrleute sind im Einsatz, um von den Wassermassen eingeschlossene Menschen in Sicherheit zu bringen.
Das Wetter in Südamerika wird vom Wetterphänomen El Niño beeinflusst. In Brasilien hat El Niño historisch Dürren im Norden und heftige Niederschläge im Süden verursacht. In diesem Jahr sind die Auswirkungen des Wetterphänomens besonders dramatisch. Das gilt etwa für eine historische Dürre im Amazonasgebiet. Wissenschaftler sagen, Extremwetterereignisse hätten in Folge des menschengemachten Klimawandels zugenommen.
AFP/DPA/sme
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