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Folgen des Unwetters
Schweizer Touristen flüchten in Museen, Schlösser und Erlebnisbäder

Wegen des schlechten Wetters bis zu zehnmal mehr Gäste als in einer normalen Woche: Das Technorama in Winterthur.
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Für viele Schweizerinnen und Schweizer fallen die Sommerferien im Inland buchstäblich ins Wasser. Schuld ist das Tief Bernd. Der Dauerregen und die Hochwasser verunmöglichen das Baden in den Seen, das Wandern, Velofahren und das Zelten auf Campingplätzen. Das beschert aber den Anbietern von Indoor-Aktivitäten hohe Besucherzahlen.

Schloss Chillon

Marta dos Santos leitet die Schloss-Chillon-Stiftung.

Schlossherrin Marta dos Santos stellt fest, dass mit dem schlechten Wetter mehr Besucher in die mittelalterliche Wasserburg im Kanton Waadt drängen. Der Dauerregen verändere das Verhalten der Gäste, sagt die Direktorin der Schloss-Chillon-Stiftung.

«Auffallend ist, wie extrem kurzfristig diese Woche Anfragen und Reservationen für geführte Besuche durch das Schloss reinkommen.» Vor allem Lagerleiter mit Kindergruppen und Familien suchten eine schnelle Beschäftigung für die Kleinen. Da kämen thematische Führungen wie «Frauen im Mittelalter» gerade richtig.

Wie andere touristische Attraktionen auch ist das Schloss Chillon von der Corona-Krise betroffen. Die wichtigen Touristen aus dem Ausland fehlen, derzeit halten sich fast ausschliesslich Schweizer Gäste innerhalb der alten Mauern auf. Direktorin dos Santos erwartet dieses Jahr rund 150’000 Gäste. Im Jahr 2019 – also vor Ausbruch der Pandemie – waren es dank der ausländischen Besucher 432’000.

Appenzeller Schaukäserei

Ein Rundgang in der Schaukäserei in Stein AR kann bis zu drei Stunden dauern.

Der Dauerregen treibt diese Woche mehr Leute in die Schaukäserei in Stein AR. «Die meisten dieser Besucher halten sich bereits in der Region Appenzell auf und suchen nach einem Schlechtwetter-Zeitvertreib, der etwas länger dauert», sagt eine Sprecherin.

Ein Rundgang dauert je nach Programm zwischen einer und drei Stunden. «Schlechtes Wetter ist grundsätzlich besser für unser Geschäft», so die Sprecherin. Dennoch spürt die Schaukäserei die Folgen der Pandemie, die sich auf das Hauptgeschäft auswirken. Wegen der Sicherheitsmassnahmen fehlen nach wie vor die wichtigen Besuchergruppen, die zu einem guten Teil mit Reisebussen anreisen.

Technorama

Kinder machen Wolken. Der Wolkenring lässt künstlichen Nebel aufsteigen, der bis zu sieben Meter hoch ist.

Das Wissenschaftsmuseum in Winterthur zählte am Dienstag 3000 Eintritte. Direktor Thorsten Künnemann führt diese hohe Zahl auch auf das schlechte Wetter zurück, das einen grossen Einfluss auf das Besucheraufkommen hat.

«Die Eintrittszahlen können sich in Abhängigkeit von Zeit und Wetter um den Faktor 10 verändern», sagt er. So könne es innerhalb eines Monats Tage mit 250 oder mit 2500 Besucherinnen und Besuchern geben. Das laufende Sommergeschäft sei «vergleichsweise gut angelaufen»; die Nachfrage sei ähnlich hoch wie vor dem Ausbruch der Corona-Krise. Kommt hinzu: «Der Juli hat sehr vielversprechend begonnen«, so Künnemann.

Alpamare

Das Alpamare ist schweizweit für seine Wasserrutschen bekannt.

«Bei Schlechtwetter haben Feriengäste und Schulen weniger Alternativen, das merken wir natürlich an den Anfragen und Anmeldungen», sagt Martine Oosting, Direktorin der Bad Seedamm AG in Pfäffikon SZ, die das Erlebnisbad betreibt.

Wegen der Corona-bedingten Einschränkungen steht dem Alpamare derzeit aber nur die Hälfte der normalen Besucherkapazität zur Verfügung. Die gewünschte positive Wirkung auf das laufende Sommergeschäft werde deshalb wohl geringer als gewünscht ausfallen, so Oosting.

Verkehrshaus

Das Verkehrshaus in Luzern ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien.

Das meistbesuchte Museum der Schweiz wurde indirekt Opfer des Hochwassers. Die Zufahrtsstrassen für Autos und Busse sind gesperrt, die Anreise ist ab Luzern nur mit dem Zug möglich, bis zur Haltestelle Luzern Verkehrshaus.

Trotzdem sei das Besucheraufkommen diese Woche überdurchschnittlich hoch, sagt ein Sprecher des Verkehrshauses. Das habe sicher auch mit dem schlechten Wetter zu tun. Grundsätzlich sei aber seit der Aufhebung des Lockdown im März ein grosser Nachholbedarf an Aktivitäten ausserhalb der eigenen vier Wände feststellbar.

Kinos

Potenzielle Blockbuster wie «Fast & Furious 9» sollen wieder mehr Zuschauerinnen und Zuschauer in die Kinos locken.

Es schauen sich mehr Zuschauerinnen und Zuschauer Filme auf der grossen Leinwand an als in den Vorwochen. «Das schlechte Wetter hat sicher einen Einfluss», sagt René Gerber, Generalsekretär von Procinema, dem Dachverband der Kinobetreiber und Filmverleiher. Zu Gute kommt dabei den Kinos, dass diese Woche der Actionfilm «Fast & Furious 9» in der Schweiz angelaufen ist. Die Hoffnungen der Branche ruhen auf diesem Streifen, denn er gilt nach den Lockdowns als weltweit erster Blockbuster des Jahres 2021.

Schokoladenmuseum von Lindt

Das Schokoladenmuseum von Lindt öffnete im September 2020 seine Tore.

Die Besucherkapazitäten des neuen Museums in Kilchberg ZH waren diese Woche tageweise um 11 Uhr schon zu 90 Prozent ausgebucht. «Schlechtes Wetter hat einen positiven Einfluss auf unser Geschäft», sagt eine Sprecherin von Lindt. «Es kommen merklich mehr Leute vorbei.»

Allerdings ist die Zahl der Besucher wegen der Abstandsregeln beschränkt. Zurzeit ist eine jährliche Kapazität von 350’000 Personen vorgesehen. Das Museum ist aber eigentlich auf 500’000 Besucher pro Jahr ausgerichtet. «Im Moment besuchen uns ausschliesslich Schweizerinnen und Schweizer», sagt die Lindt-Sprecherin. Die ausländischen Gäste fehlten wegen der Pandemie.