Schweizer Meister im Badminton «Ein Traum, den ich als Kind hatte»
Mit Julien Scheiwiller gewinnt erstmals ein Spieler aus dem Badminton-Club Adliswil die Schweizer Meisterschaft der Elite. Für die EM ist der 24-Jährige trotzdem nicht gesetzt.
Julien Scheiwiller ist am Sonntag zum ersten Mal Schweizer Meister der Elite geworden. Auf dem Weg an die Azerbaijan International erzählt der 24-Jährige, was der Titel ihm bedeutet, und was er verändert.
Julien Scheiwiller, ist Ihr Sieg eine Überraschung oder die Folge einer Entwicklung?
Eher die Folge einer Entwicklung. Ich habe hart dafür gearbeitet. Natürlich habe ich gewusst, dass ich gegen jeden in der Schweiz gewinnen kann, wenn ich mein A-Game spiele, also eine realistische Chance habe, den Titel zu gewinnen. Ich hatte ein gutes letztes halbes Jahr, in dem ich mein Spiel verbessert habe.
Sie sind im Badminton-Club Adliswil lizenziert, der in der NLB spielt. Welchen Anteil hat der Verein am Erfolg?
Der Club gab mir in der letzten Saison in der Nationalliga A die Chance, oft zu guten Spielen zu kommen. Klar: In dieser Saison in der Nationalliga B habe ich weniger gute Spiele. Aber ich will dem Verein helfen, wieder aufzusteigen, und so etwas zurückgeben. Ich trainiere nicht oft in Adliswil. Aber an der Schweizermeisterschaft hatte ich grosse Unterstützung im Coaching. Es hilft, dass Adliswils Trainerin Soraya de Visch Eijbergen den gleichen Weg zurückgelegt hat, den ich jetzt gehe. Es tut gut, wenn dir jemand etwas sagt, was du nicht siehst, weil du während des Spiels im Tunnel drin bist.
Und nach Ihrem grössten Erfolg beenden Sie nun Ihre Karriere?
Definitiv nicht. (lacht) Es ist ja nicht der grösste Titel, den es gibt. Mein Ziel ist es, international mitzuhalten. Der Titel ist die Konsequenz des Weges, den ich gehe, eine sehr schöne Belohnung. Ein Traum, den ich als Kind hatte. Als Junior schaute ich bei der Schweizer Meisterschaft oft zu.
Was ändert der Titelgewinn?
Den Trainingsalltag ändert er gar nicht. Er ist aber ein Booster für das Selbstvertrauen. Als Schweizer Meister gehst du mit breiter Brust auf das Spielfeld.
Und gibt es jetzt mehr Anfragen von Sponsoren und mehr Fördergelder?
Mehr Fördergeld gibt es nicht, aber die Möglichkeiten beim Sponsoring sind besser. Es hilft, den Titel im Palmarès zu haben. Es wird aber kaum ein Sponsor auf mich zukommen. Es würde sich eventuell lohnen, mehr Zeit in die Suche nach Sponsoren zu investieren.
Haben Sie den Laptop dabei, um den Lebenslauf anzupassen?
Ich bin noch an einem Turnier in Baku. (schmunzelt) Vielleicht mache ich das am Wochenende.
Sie sind schon am nächsten Turnier: Gelingt auch international ein Sprung nach vorn?
Das ist schwierig. Die Azerbaijan International sind mein letztes Turnier für eine längere Zeit. Und auch die letzte Chance, mich für die Einzel-EM zu qualifizieren. Dafür muss in der Weltrangliste noch Joel König überholen – ich habe als Schweizer Meister keinen Bonus.
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