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Bekämpfung des Corona-Virus
Schweiz sichert sich einen weiteren Zugang zu einem möglichen Impfstoff

Derzeit gibt es laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) fast 200 Impfprojekte.
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Wo steht die Schweiz im Verteilkampf um einen Impfstoff?

So weit wie 2009 soll es nicht mehr kommen: Obwohl es damals einen Impfstoff zur Schweinegrippe gab, hatte der grösste Teil der Weltbevölkerung keinen Zugang. Dies weil einige reiche Länder den Markt monopolisiert hatten. Die internationale Kampagne «Covax» will solches verhindern. Sie sammelt Geld und investiert dieses in mögliche Impfstoffe und stellt Regeln für die Verteilung fest. Am Freitag hat der Bund beschlossen, weitere 10 Millionen Franken in dieses Projekt einzuschiessen. Laut Nora Kronig, Leiterin der Abteilung Internationales beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), aus zwei Gründen: «Damit wird diese Initiative insgesamt mit noch mehr Geld alimentiert, und zweitens erhält die Schweiz neu die Option, dass sie über diesen Kanal Impfstoffe für sich selber beschaffen kann.» Die Eidgenossenschaft beteiligt sich inzwischen mit rund 30 Millionen Franken an «Covax». Aber reiche Länder wie die Schweiz schauen gleichzeitig mit Vorbestellungen ganz gezielt auch für sich. Bisher hat sich der Bund bei der US-Firma Moderna den Kauf von 4,5 Millionen Dosen gesichert, mit weiteren steht er in Verhandlungen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kritisiert dieses Verhalten, weil dies Hürden bei der gerechten und bedarfsorientierten Verteilung von Impfstoffen schaffen könnte. Insgesamt will der Bund rund 309 Millionen Franken in die Beschaffung stecken mit dem Ziel, 60 Prozent der Schweizer Bevölkerung impfen zu können.

Wann gibt es einen Impfstoff?

Die meisten Experten gehen davon aus, dass im Verlauf des kommenden Jahres eine Impfung zur Verfügung stehen wird. Aufs Tempo drücken insbesondere die USA und Russland. Der Impfstoff von Gamaleya steht in Russland nach einem stark verkürzten Verfahren, welches internationalen Standards nicht standhält, bereits kurz vor der Zulassung. Die US-Gesundheitsbehörde CDC trifft Vorbereitungen für die Verteilung einer potenziellen Corona-Impfung bereits ab Ende Oktober also noch vor den US-Präsidentenwahl am 3. November. Die WHO zählt derzeit 187 Impfprojekte, dazu kommen noch mindestens 8 weitere Projekte, die noch nicht verzeichnet sind, darunter die Forschung des Schweizer Unternehmens Alpha-O Peptides.

Wie verlässlich werden die Impfstoffe sein?

Bis anhin stellten die kursierenden Sars-CoV-2 eine einzige Population dar – zu diesem Schluss kamen Forscher wie Richard Neher und seine Kollegen von der Universität Basel. Weil das Virus offensichtlich nur geringfügig mutiert, ist ein wirksamer Impfstoff einfacher herzustellen als bei sich ständig verändernden Viren wie etwa bei der saisonalen Grippe. Aber: Ausser bei den Pocken ist es keiner der mehr als ein Dutzend Impfungen gegen Viren gelungen, die entsprechende Krankheit vollständig zu eliminieren – das dürfte auch bei Sars-Cov-2 der Fall sein.

«Beim Obligatorium handelt es sich nicht um einen Impfzwang.»

Gesundheitsminister Alain Berset

Braucht es ein Impfobligatorium für spezifische Gruppen?

Obligatorische Impfungen für Pflegende könnten Realität werden. Das hat Gesundheitsminister Alain Berset diese Woche gegenüber der «Rundschau» betont. Wenn die Kantone das wollten, dann sei er dafür, sagte er. Ein Obligatorium könne bedeuten, «dass das Personal in einem Altersheim geimpft werden soll, um weiterhin mit älteren Menschen arbeiten zu können». Wolle das eine Mitarbeiterin nicht, werde sie anderswo arbeiten müssen – ohne Kontakt mit älteren oder besonders gefährdeten Menschen. Berset betonte, dass es sich bei einem Obligatorium nicht um einen Impfzwang handle, bei dem Leute gegen ihren Willen geimpft würden. Der Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK) kommentierte Bersets Äusserungen in einer ersten Stellungnahme vorsichtig. Der SBK wehrt sich zwar nicht grundsätzlich gegen ein Impfobligatorium. Für Geschäftsführerin Yvonne Ribi sind aber «Verträglichkeit und Sicherheit» der Impfung elementar. «Die Pflegenden dürfen nicht als Testgruppe ausgenutzt werden», hält Ribi fest. Impfgegner wehren sich seit Monaten gegen ein allfälliges Corona-Impfobligatorium. Eine Volksinitiative unter dem Titel «Stopp Impfpflicht» ist in Planung.

Wie gross ist die Bereitschaft, sich impfen zu lassen?

Aufgrund von Umfragen ist davon auszugehen, dass die Skepsis gegenüber einer Corona-Impfung am Wachsen ist. In der Ende August publizierten CSS-Gesundheitsstudie gaben noch 63 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer an, sie würden sich sicher oder wahrscheinlich impfen lassen. Laut der jüngsten Erhebung, Ende September im Auftrag des «Migros-Magazins» durchgeführt, sind es noch 41 Prozent, die sich impfen lassen wollen, sobald das BAG einen Impfstoff freigibt. Allerdings gibt es je nach Geschlecht, Alter und Bildungsstand grosse Unterschiede. Die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, ist laut der breit angelegten CSS-Studie bei Männern höher als bei Frauen und bei älteren Personen ausgeprägter als bei jüngeren. Je höher die Bildung ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich Menschen impfen lassen wollen.