Trotz Anstieg der Corona-FälleSchweiz setzt frühestens ab November auf Schnelltests
Sie liefern ein Resultat in 15 Minuten: Zürich fordert, dass der Bund Schnelltests möglichst rasch zum breiten Einsatz empfiehlt. Doch deren Prüfung braucht noch mehrere Wochen.
Fluggesellschaften, Tourismusdirektoren, Altersheime: Viele setzen derzeit grosse Hoffnungen in die Corona-Schnelltests. Sie sollen trotz steigender Fallzahlen einen weiterhin fast normalen Alltag ermöglichen. So verspricht etwa das Pharmaunternehmen Roche für seinen Test ein Ergebnis innert 15 Minuten. Und in Deutschland soll bereits nächste Woche eine neue Teststrategie in Kraft treten. Ab dem 15. Oktober sollen Pflegeheime und Krankenhäuser sogenannte Antigen-Schnelltests «grosszügig» für Personal, Besucher sowie Patienten oder Bewohner nutzen.
Die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli fordert deshalb, dass der Bund die Schnelltests so rasch wie möglich ebenfalls in seine Strategie aufnimmt. (Lesen Sie hier das Interview mit Natalie Rickli.) Doch in der Schweiz gilt offiziell noch immer: «Schnelltests sind zum aktuellen Zeitpunkt für den routinemässigen Einsatz nicht empfohlen.» So steht es in der Anweisung des Bundesamtes für Gesundheit (BAG).
Der Grund: Die Validierung verschiedener Tests durch Schweizer Laboratorien ist noch nicht abgeschlossen. Sie soll zeigen, ob die Tests auch halten, was deren Anbieter versprechen. «Wir rechnen Ende Oktober mit verlässlichen Resultaten», schreibt das BAG auf Anfrage.
Die Schweizer Teststrategie werde parallel zur Validierung unter Federführung des Bundes überarbeitet,
teilt die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren mit. Beim BAG selber heisst es: Man könne noch keine verbindlichen Angaben dazu machen, ab wann die Schnelltests Teil der Teststrategie sein würden.
Zur künftigen Strategie gibt das BAG zu bedenken, dass die aktuell auf dem Markt erhältlichen Tests weniger genau seien als die PCR-Tests, die seit dem Frühjahr eingesetzt werden und bei denen ein Patient mit einem Resultat innert ein bis zwei Tagen rechnen kann. Angewendet werden dürfen Schnelltests gemäss BAG bereits in Laboratorien. Der Einsatz ausserhalb von Laboratorien – also zum Beispiel in Arztpraxen – werde noch geprüft.
Der Schnelltest von Roche ist seit dem 21. September in der Schweiz erhältlich. Ausschliesslich für die Anwendung durch medizinisches Fachpersonal, nicht für den privaten Gebrauch, wie das Unternehmen betont. Die Nachfrage sei hoch. Wer genau sich derzeit mit den Tests eindeckt, dazu wollte sich ein Roche-Sprecher nicht äussern. Die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli bestätigt jedoch, dass manche Spitäler Schnelltests bereits einsetzen. Ihr Kanton selber plane, ein Pflichtlager für diese Tests aufzubauen.
Probleme mit Schnelltests in den USA
Die Konferenz der Gesundheitsdirektoren stützt anders als Rickli den Kurs des Bundes bei den Schnelltests. Man habe nicht den Eindruck, dass der Bund bei der Einführung zu langsam vorgehe, sagt ein Sprecher. Die Tests müssten für einen grossflächigen Einsatz umfassend geprüft werden.
Im Ausland war dies offenbar nicht immer der Fall: Im US-Bundesstaat Nevada musste der Einsatz von zwei Schnelltests in Altersheimen gestoppt werden. Sie hatten zu viele falsche positive Ergebnisse geliefert, wie die «New York Times» berichtet. Betroffen sind Konkurrenten von Roche.
Und auch in Deutschland ist trotz den längst angekündigten Plänen des Gesundheitsministeriums nicht fix,
ob es tatsächlich schon nächste Woche losgehen kann mit den Schnelltests. Die Validierungen sind auch dort noch nicht abgeschlossen.
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